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Das Multiversum 2 Raum

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Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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war. Er wandte sich schaudernd ab.
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kapitel 26
KIMERAS HAUCH
    Bald nach der Jagd der Aufrechten verschwand de Bonneville. Nemoto warnte Malenfant davor, zu viele Fragen zu stellen.
    Malenfant wanderte allein in der Residenz umher, draußen auf den Straßen und sogar im Umland. Der Erkenntnisgewinn war aber bescheiden.
    Es fiel ihm sogar schwer, zwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen. Die Waganda nahmen kaum Notiz von ihm – nicht einmal vom Biokomposit-Overall, den die Strubbelkopf-Zwillinge ihm geschenkt hatten. Dieses Artefakt war allem, was es hier gab, in technischer Hinsicht um Jahrhunderte voraus.
    Er passte einfach nicht hierher. Madeleine Meacher hatte ihm das gleich gesagt.
    Außerdem wurde er schnell müde, und die Hand schmerzte noch immer. Vielleicht hatten diese Strubbelkopf-Zwillinge ihn doch nicht so gut wiederhergestellt, wie sie glaubten.
    Die Tage vergingen, und er musste immer wieder an de Bonneville denken. Bei näherer Überlegung war Pierre de Bonneville – auch wenn er noch so ein Arschloch war – die einzige Person auf dieser Sackgassen-Welt, die versucht hatte, ihm zu helfen und ihn mit Informationen zu versorgen. Außerdem war de Bonneville 500
    auch ein Sternenfahrer, der in dieser seltsamen Zeit vielleicht in Schwierigkeiten steckte.
    Also wurde er bei Nemoto in ihrer Eigenschaft als Katekiro und beim Kabaka selbst vorstellig und verlangte, de Bonneville zu sehen.
    Ein paar Tage später zitierte Nemoto Malenfant aus seiner Villa zu sich. Ungeduldig und widerwillig sagte sie, dass sie den Auftrag erhalten habe, Malenfant zu de Bonneville zu bringen. Wie sich herausstellte, wurde er in Kimeras Maschine festgehalten, dem mysteriösen Konstrukt, das im Hügel unter dieser Grashütten-Hauptstadt vergraben war.
    »Ich rate davon ab, Malenfant.«
    »Wieso? Weil es gefährlich ist? Ich kenne de Bonneville. Ich weiß, wie krank er ist…«
    »Schon klar. Aber was versprechen Sie sich davon?« Sie sah ihn mit Augen wie Lavasplitter an; sie schien in Bitterkeit und Ver-zweiflung versunken. »Ich versuche, so gut es geht zu überleben.
    Sie müssen das auch tun. Suchen Sie sich einen Platz, eine Nische, die Sie verteidigen können. Was bleibt Ihnen anderes übrig? Haben Sie das nicht als die Quintessenz Ihrer tausendjährigen Reise erkannt?«
    »Wenn Sie das wirklich glauben, wieso wollen Sie dann meinen Druckanzug?«
    Sie hustete in ein Taschentuch; er sah, dass der Auswurf blutig war. »Malenfant …«
    »Bringen Sie mich zu de Bonneville.«
    ■
    In Begleitung zweier Wachen führte Nemoto Malenfant vom Pa-lastgelände nach Rubaga hinein. Sie folgten Straßen, kaum mehr 501
    als Staubpisten, die sich zwischen den Grashütten hindurchschlängelten.
    Nach einer Weile wurden die Hütten weniger, bis sie schließlich eine Stelle erreichten, wo es weder markierte Straßen noch Gebäu-de gab. Das Zentrum des Plateaus, das einen Durchmesser von vielleicht einem Kilometer hatte und von Häusern eingefasst wurde, lag verlassen: Nur nackter Fels und toter Boden ohne Gras, Bü-
    sche, Insekten und Vögel. Selbst die Brise vom Victoria-See schien hier unterdrückt zu werden.
    Er hatte den Eindruck, als ob hier eine Neutronenbombe explodiert wäre.
    Sie betraten diese Notzone. Nemoto sagte kein Wort, aber der Widerwille war ihr auf Schritt und Tritt anzumerken.
    Malenfant hatte sich die Nacht über elend gefühlt und kaum geschlafen. Ihm war schwindlig, und er zitterte. Und die Landschaft machte es auch nicht besser. Der Boden glich einer kleinen Insel des Todes inmitten dieses afrikanischen Meers des Lebens.
    Schließlich erreichten sie die Mitte der Zentralebene. Sie gelangten zu einer großen, tiefen Grube. Es waren Stufen ins Gestein gehauen, die an der zylindrischen Wand wie eine Wendeltreppe nach unten führten. Im Licht der tiefstehenden Morgensonne vermochte Malenfant die Stufen bis in eine Tiefe von fünfzig Metern zu sehen, darunter war nur Dunkelheit.
    Nemoto stieg die Treppe hinab. Sie bewegte sich wie die uralte Frau, die sie war; ihr operettenhafter Aufzug wirkte geradezu absurd in diesem Schacht. Malenfant folgte ihr langsam.
    Er wünschte sich, er hätte eine Waffe.
    Nach ein paar Minuten hatten sie eine Tiefe von vielleicht drei-
    ßig Metern erreicht – die Öffnung der Grube war nun eine mit hohen Wolken getupfte Scheibe aus blauem Himmel –, und Nemoto klopfte an eine Holztür, die in die Wand eingelassen war.
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    Die Tür öffnete sich. Malenfant sah eine erleuchtete Kammer,

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