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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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einen annähernden Würfel, der in den Fels gehauen war und von Fackeln erhellt wurde. An der Tür stand ein kaiserlicher Wachtpo-sten. Er war ein Muskelberg mit einer fettigen Lederhaut. Nemoto sprach kurz mit der Wache, und nach einer feindseligen Muste-rung von Malenfant wurden sie durchgelassen.
    Der Raum war erstaunlich groß. Es war drückend heiß darin, und die Luft war trotz der Abzüge in den Wänden mit dem Qualm der Fackeln geschwängert. Aber der Rauch vermochte nicht den süßlichen Gestank nach Erbrochenem und nach verwesendem Fleisch zu überdecken. Malenfant zog ein Taschentuch hervor und hielt es sich vors Gesicht.
    Pritschen aus Holz und Stroh mit schmutzigen Decken waren in mehreren Reihen in der Halle aufgestellt. Malenfant ging vorsichtig zwischen ihnen hindurch. Ungefähr die Hälfte der Pritschen war belegt. In den Augen, in die Malenfant blickte, flackerte nur ein matter Anflug von Neugier.
    Die Invaliden schienen in unterschiedlichen Stadien an der Krankheit zu leiden, von der auch de Bonneville befallen war.
    Ganze Hautpartien waren verbrannt, und es gab ein paar Leute, die fast gar keine Haut mehr hatten. Malenfant sah haarlose Köp-fe – sogar Wimpern und Augenbrauen fehlten, als seien sie verbrannt. Gliedmaßen waren monströs angeschwollen, und viele Leute bluteten aus zerfressenen Mündern und Nasen. Es gab hier auch Pflegepersonal, doch soweit Malenfant sah, handelte es sich ausschließlich um Aufrechte: Homo erectus, rekonstruierte genetische Fossilien. Die großen Wesen mit dem goldenen Pelz liefen nackt zwischen den Kranken und Sterbenden umher. Eine medizinische Versorgung in diesem Sinn schien es nicht zu geben; die Aufrechten verteilten nur Wasser und Nahrungsmittel – und sie sprachen den Kranken mit ihren dünnen Stimmen Trost zu.
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    Es war wie ein Feldlazarett. Nur dass kein Krieg war – und außerdem lagen hier auch Frauen und Kinder.
    Schließlich fand Malenfant de Bonneville. Er lag schlapp auf einer Pritsche. Er schaute auf. Das Gesicht war bis zur Unkenntlich-keit angeschwollen und verbrannt. »Malenfant – sind Sie das? Haben Sie ein Bier?« Er hob eine klauenartige Hand.
    Fast wäre Malenfant vor ihm zurückgewichen. »Ich werde Ihnen welches bringen. De Bonneville, Ihr Zustand hat sich verschlechtert. Ist das ein Hospital?«
    Er stieß ein Geräusch aus, das vielleicht ein Lachen sein sollte.
    »Malenfant, das ist … äh … ein Wohnheim. Für die Arbeiter wie mich, die das Uranoxid abbauen.«
    »Uranoxid?«
    »Die Substanz, die die Maschine von Kimera antreibt …« Er hustete, verzog vor Schmerz das Gesicht und veränderte die Position auf der Pritsche.
    »Was haben Sie überhaupt? Ist es ansteckend?«
    »Nein. Sie brauchen keine Angst zu haben, Malenfant.«
    »Habe ich auch nicht«, sagte Malenfant.
    De Bonneville lachte wieder. »Natürlich nicht. Es besteht auch kein Grund dazu. Die Krankheit kommt durch den direkten Kontakt mit dem Uranoxid. Wenn neue Arbeiter eintreffen, sind sie so gesund wie Sie. Wie dieses Kind dort drüben. Nach ein paar Wochen oder Monaten – das scheint von Fall zu Fall verschieden zu sein, und nicht einmal die robusteste Konstitution schützt einen davor – treten aber die Symptome auf.«
    »De Bonneville, wieso hat man sie wieder zurückgeschickt?«
    »Ich habe eine Begabung, dem Kabaka auf den Schlips zu treten, Malenfant, ohne dass ich mich großartig anstrengen müsste. Deshalb bin ich wieder hier.«
    »Sie sind ein Gefangener?«
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    »In gewisser Weise. Die Wachen achten darauf, dass die Häftlinge lang genug hier bleiben, bis sie von der Kimera- Krankheit gezeichnet sind. Dann darf man sich ungehindert in der Stadt bewegen.« Er berührte die geschwärzten Wangen; ein Fetzen Haut löste sich ab, was er ungerührt registrierte. »Das Stigma von Kimeras Bestrafung fällt sofort ins Auge«, sagte er. »Niemand nähert sich einem Uranarbeiter, und es findet sich schon gar keiner, der ihm zu essen gibt oder Beistand leistet. Schauen Sie, deshalb gibt es keine Alternative, als zur Maschine zurückzukehren, wo man wenigstens Kost und Logis hat und sein restliches Leben fristen kann …«
    »Wer ist Kimera überhaupt?«
    »Ach, Kimera!«, sagte er und warf den zerstörten Kopf zurück.
    Kimera war eine mythische Gestalt: Ein Riese aus Ugandas Vergangenheit, der so mächtig war, dass seine Füße Abdrücke im Gestein hinterlassen hatten. »Er war der Urenkel von Kintu, dem Gründer Ugandas, der aus dem Norden hierher kam; und es

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