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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Scheibe, die jeden anderen Stern am Himmel überstrahlte. Sie warf lange Punktquellen-Schatten aufs Gammelpizza-Terrain. Jupiter hing wie ein rosiger, gestreifter Fußball noch immer an derselben Stelle überm Horizont. Nur dass die Phase sich verändert hatte: Jupiter war eine Sichel, der Terminator verschwamm unter den Schichten der Atmosphäre, und die Nachtseite hob sich als kompakte Masse vom sternenübersäten Hintergrund ab. Blitze durchzuckten die Nachtseite wie riesige Glühlampen, die in rosigen Wolken explodierten.
    Sie stammten von Gewitterfronten, die größer waren als die Erde.
    Im rot-grünen Glühen der Auroras packten die Neandertaler das Zelt und andere Ausrüstung zusammen und verluden alles auf gro-
    ßen schlittenartigen Gefährten, wobei sie eifrig in Zeichensprache kommunizierten. Malenfant nahm sein einziges Besitzstück, den NASA-Anzug und machte ihn auf einem Schlitten fest.
    Nachdem sie aufgeladen hatten, traten die Neandertaler vor die Schlitten und legten Gurtzeug an; einfaches Geschirr, das aus dem allgegenwärtigen Plastik bestand. Bald hatte sich jeder vor einen Schlitten gespannt, außer den kleinen Kindern, die auf den Lasten mitfuhren.
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    Niemand sagte Malenfant, was er tun solle. Er suchte nach Valentina und richtete es ein, dass er das Gespann neben ihr bekam.
    Sie half ihm beim Anlegen des Gurtzeugs und machte es mit einfachen Schnallen fest.
    Und dann ging der Treck los.
    Die Neandertaler zogen an wie Pferde. Und dann zogen sie im Licht des Jupiter die Schlitten über Ios verkrustete Oberfläche. Malenfants Schlitten ließ sich etwas schwerer ziehen als die anderen, und seine Mannschaft musste sich schwer ins Zeug legen. Sie verständigten sich mit hektischen Gesten, bis die Kufen sich mit einem Ruck vom Gestein losrissen, das sie gebremst hatte.
    Die Gangart der marschierenden Valentina war – anders. Sie schien sich vorzubeugen, als ob ihr Schwerpunkt irgendwo über den Hüftgelenken läge und nicht weiter hinten wie bei Malenfant.
    Und bei jedem Schritt schien sie mit dem vollen Gewicht aufzu-stampfen. Diese Art der Fortbewegung war plump und affenartig und stellte in Malenfants Augen den größten Unterschied zum Menschen dar.
    Im Gegensatz zu Malenfant war Valentina nicht für die Überwindung großer Distanzen geschaffen. Vielleicht hatten die Neandertaler sich als Sesshafte entwickelt.
    Malenfant gab sein Bestes, um mit den anderen mitzuhalten. Er wusste nicht, weshalb man ihn überhaupt am Leben erhielt; er vermochte es sich nur so zu erklären, dass Valentina einen vagen altruistischen Impuls verspürte. Man erwartete aber offenbar von ihm, dass er für sein Essen arbeitete. Also stellte er seine schwachen Homo sap- Kräfte in den Dienst der Neandertaler.
    So zogen die Hominiden von der Erde über den Jupitermond Io.
    Der Boden bestand hauptsächlich aus nacktem Fels: Es ging über große Brocken Silikatgestein, die mit Blasen durchsetzt waren. Es handelte sich um Basalt-Vulkangestein, das aus Ios Innerem hoch-538
    gepumpt worden war. Das Gestein war dick mit gelbem Schwefel gepudert, der unter den Füßen knirschte. Io war eine Gesteinswelt und keine Eiskugel wie die meisten anderen Monde des äußeren Systems; mit einer Größe zwischen dem Erdmond und dem Mars war Io ein erdähnlicher Planet, den es in den Jupiterorbit verschlagen hatte.
    Jupiter veränderte ständig sein Aussehen – es war ein überwältigender Anblick.
    Malenfant erinnerte sich, dass Io den Mutterplaneten in einem gebundenen Orbit umlief und Jupiter immer dieselbe Seite zu-wandte. Der Mond umkreiste Jupiter in zweiundvierzig Stunden, sodass der Gasriese seinen ganzen Phasenzyklus in weniger als zwei Tagen durchlief. Und Jupiter drehte sich alle zehn Stunden einmal um die eigene Achse. Malenfant sah, wie die Wolkenschichten sich drehten und die turbulenten Bänder und Ketten kleiner weißer Kugeln, die sich um die gestreiften Bänder jagten. Aber das Rote Auge fehlte, wie er zu seiner Enttäuschung feststellte; offensichtlich hatte dieser Jahrhunderte dauernde Sturm sich in den tausend Jahren seiner Abwesenheit gelegt.
    Jupiter hatte eine starke Magnetosphäre, einen Strahlengürtel aus Elektronen und Ionen, in dem Io seine Bahn zog. Und durch Jupiters schnelle Rotation peitschte diese Magnetosphäre wie ein unsichtbarer Sturm über Io. Das war auch der Grund für die Auroras, die ständig über ihm waberten – energiereiche Teilchen, die die dünne Lufthülle dieses Mondes durchdrangen und

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