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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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eins gelernt hatte, dann das, dass Schönheit nicht nur 632
    dem Guten, sondern auch dem Schlechten, Mörderischen und Tödlichen innewohnte.
    Sie streckte sich in der Schwerelosigkeit. Sie war tief erleichtert – und schämte sich zugleich –, dass sie wieder allein war und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen vermochte, ohne dass ihr Leben durch andere Menschen unnötig kompliziert wurde.
    Nemoto rief sie von der Oberfläche aus an.
    »Ich wundere mich darüber, dass die Zerstörer Sie einfach so durchgelassen haben. Schließlich sind Sie in einem Gaijin-Schiff.«
    »Aber die Gaijin sind verschwunden. Die Zerstörer glauben offenbar, dass die Gaijin keine Bedrohung mehr darstellen. Und uns Menschen scheinen sie noch nicht einmal wahrgenommen zu haben.« Die Zerstörer treten in einen Ameisenhaufen, ohne überhaupt zu sehen, dass dort unten etwas ist – dass wir dort sind, sagte sie sich.
    »Meacher, wie weit draußen sind Sie?«
    »Zehn Durchmesser.«
    »Das müsste reichen«, zischte Nemoto.
    »Reichen wofür …? Egal. Nemoto, wieso suchen Sie den Tod?
    Wo Sie doch so lang gelebt und so viel erlebt haben.«
    »Ich habe genug gesehen?«
    »Und nun wollen Sie zur Ruhe kommen?«
    »Nein. Findet man im Tod überhaupt Ruhe? Ich will nur handeln.«
    »Um die Spezies wieder einmal zu retten?«
    »Vielleicht. Aber der Kampf ist niemals vorbei, Meacher. Je länger wir leben, je tiefer wir schauen, desto mehr Schichten der Täuschung, Manipulation und Zerstörung finden wir … Betrachten Sie nur den Merkur, der vielleicht dazu verurteilt ist, als Steinbruch für die Zerstörer zu dienen. Wenn ich ein misstrauischer Mensch wäre, ein VerschwörungsTheoretiker, würde es mir verdächtig vor-kommen, dass eine riesige Kugel aus Nickel und Eisen den Zerstö-
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    rern geradezu auf dem Präsentierteller dargeboten wird. Was meinen Sie? Wäre es denkbar, dass irgendwelche Vorgänger der Zerstörer – vielleicht sogar ihre Vorfahren – den gigantischen Einschlag arrangiert hatten, der Merkur der Kruste und des Mantels beraubte und diese rostige Kugel übrig gelassen hat?«
    Die Vorstellung, dass die Integrität des Sonnensystems derart verletzt worden war, schockierte Madeleine. Dennoch schüttelte sie den Kopf. »Selbst wenn das wahr wäre, was für einen Unterschied würde es machen?«
    Nemoto stieß ein bellendes Lachen aus. »Überhaupt keinen. Sie haben recht. Eins nach dem andern. Sie waren immer schon eine Pragmatikerin, Madeleine. Und wie soll's nun mit Ihnen weitergehen? Werden Sie sich mit den anderen in den Höhlen des Merkur verkriechen?«
    Madeleine runzelte die Stirn. »Ich bin kein Kriechtier, Nemoto.
    Außerdem sind das nicht meine Angehörigen.«
    »Menschen wie wir haben keine ›Angehörigen‹ …«
    »Malenfant«, sagte Madeleine. »Wo auch immer er ist, was auch immer er durchmacht, er ist ganz allein. Ich werde mich auf die Suche nach ihm machen.«
    »Aha«, flüsterte Nemoto. »Ja, Malenfant. Er ist vielleicht der Wichtigste von uns allen. Leben Sie wohl, Meacher.«
    »Nemoto …?«
    Merkur explodierte.
    ■
    Sie musste die Aufzeichnung immer wieder ablaufen lassen, bis sie es endlich fassen konnte.
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    Es war urplötzlich passiert. Es war, als ob die ersten paar Meter der Merkur-Oberfläche abgesprengt und ins All geschleudert worden wären.
    Überall auf Merkur – von den Tiefen von Caloris Planitia bis zum verwüsteten Terrain am Antipoden, von Chao City am Südpol bis zu den verlassenen Siedlungen im Norden – hatten kleine Geschützrohre den Regolith durchstoßen und in den Himmel ge-feuert. Die Geschosse waren nicht ›intelligent‹, nur Steine aus den tiefen Regolithschichten. Aber sie hatten eine hohe Geschwindigkeit, die die Fluchtgeschwindigkeit des Merkur weit übertraf.
    Die Zerstörer hatten keine Chance. Die Steine perforierten die ätherischen Schwingen und zertrümmerten automatische Repara-turmechanismen. Die Zerstörer- Schiffe wurden zerfetzt wie Schmetterlinge von einem Hagelschauer. Die Schiffe stießen zusammen, stürzten auf die Oberfläche des Merkur oder trieben steuerlos ins All ab.
    Die Mondblumen natürlich: Sie hatten das bewirkt, oder vielmehr ihre gentechnisch veränderten Nachkommen, die Nemoto auf den Merkur verpflanzt hatte. Die Mondblumen waren in der Lage, Sprengstoff aus Aluminium und Sauerstoff herzustellen, der aus dem Mond-beziehungsweise Merkurgestein gewonnen wurde.
    Ursprünglich hatte er als chemischer Raketenbrennstoff für die Verbreitung der

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