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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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des Feuers. »Diese Richtung. Ich habe einen Spaziergang gemacht.«
    »Tagsüber?«
    »Nein.« Er legte den Kopf zurück. »Als ich aufwachte, war es Nacht, so wie jetzt.« Er schaute zum Himmel empor und fixierte einen Komplex glühender Wolken. »Was sagen Sie zu diesem Anblick?«
    Die größte Wolke war eine Rose aus rosigem Licht. Das Zentrum war mit hellen Lichtpunkten gesprenkelt – Sterne? –, und die Wolke selbst wurde von einem Saum samtig schwarzer Dunkelheit gesäumt, wo keine Sterne leuchteten. Es war ein ebenso schönes wie fremdartiges Bild.
    »Das ist ein Sternengeburts-Nebel«, sagte er. »Er ist wahrscheinlich noch viel größer. Wir sehen nur eine Blase, die von einer Ansammlung junger Sterne im Zentrum erhellt wird – sehen Sie das sphärische Glühen? Die Strahlung der Sterne regt das Gas über weite Entfernung zum Leuchten an, bis sie absorbiert wird. Aber man sieht noch andere, jüngere Sterne, die an den Rändern der Blase entstehen. Dieser dunkle Bereich ums Glühen, der die dahin-terstehenden Sterne ausblendet, ist ein Ausschnitt des eigentlichen Nebels: Dichte Wolken aus Staub und Wasserstoff, die wahrscheinlich Proto-Sterne enthalten, die erst noch gezündet werden müssen … Madeleine, als Kind war ich ein kleiner Hobby-Astronom. Ich erkenne dieses Gebilde; es ist auch von der Erde aus zu sehen. Wir 644
    nennen ihn den Lagunen-Nebel. Und sein Begleiter dort drüben ist Trifid. Die Lagune enthält junge und helle Sterne, die man mit bloßem Auge von der Erde aus erkennt.«
    Auf all ihren Reisen durchs Sattelpunkt-Netzwerk hatte Madeleine nichts Derartiges gesehen.
    »Aha«, sagte Malenfant, als sie das erwähnte. »Aber das haben wir doch schon längst hinter uns.«
    Sie zitterte und sehnte sich plötzlich nach Tageslicht. »Malenfant, ich glaube, zwischen den Bäumen dort drüben habe ich …«
    »Es gibt hier Neandertaler«, beeilte er sich zu sagen. »Sie brauchen sich vor ihnen nicht zu fürchten. Ich glaube, sie sind von Io.
    Vielleicht sind auch welche von der Erde dabei. Ich glaube, sie wurden hierher gebracht, als wir beide dem Tod nah waren. Aber ich habe bisher noch keinen von ihnen erkannt. Es gab da einen älteren Neandertaler, den ich etwas besser kannte. Aber er ist gestorben. Ich nannte ihn Esau. Er muss hier irgendwo sein.«
    Sie versuchte all das zu sortieren. Er schien mit der Situation aber keine Probleme zu haben. Sie wurde sich bewusst, dass sie einen großen Erklärungsbedarf hatte.
    »Wir sind nicht mehr auf Io, stimmt's?«
    »Nein.« Er wies mit dem halbverzehrten Fisch zu den Sternen.
    »Das ist nicht der Himmel der Erde. Auch nicht von Io.«
    Madeleine spürte, wie etwas in ihr zerbrach. »Malenfant …«
    »Hey.« Er war sofort bei ihr und fasste sie an den Schultern. In der Dunkelheit wirkte er größer, als er war. »Nimm's nicht so schwer.«
    »Es tut mir Leid. Es ist nur …«
    »Wir sind weit von zu Hause entfernt. Ich weiß.«
    »Ich muss dir so viel erzählen.« Dann platzte sie mit allem heraus, was sie erlebt hatte, seit sie, Malenfant und Dorothy Chaum von der Kanonenkugel- Heimatwelt der Gaijin ins Sonnensystem zu-645
    rückgekehrt waren: Der interstellare Krieg, der Kometenhagel ins Herz des Systems, die Zerstörer.
    Er hörte aufmerksam zu. Er äußerte Bedauern über die Verwü-
    stungen, von denen die Erde heimgesucht worden war. Er lächelte, als sie über Nemoto sprach. Und während die Details nur so aus ihr heraussprudelten, hielt er sie wieder an den Schultern.
    »Madeleine.«
    Sie schaute zu ihm auf; seine Augen waren schattige Kreise im Sternenlicht.
    »Das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Sieh dich um, Madeleine.
    Wir sind weit von alledem entfernt. Es gibt nichts, was wir daran noch ändern könnten …«
    »Wie weit?«
    »Du kannst später noch Fragen stellen«, sagte er sanft. »Meine erste Amtshandlung nach dem Aufwachen bestand darin, mich in diese Büsche zu schlagen und herzhaft einen abzuprotzen.«
    Trotz ihrer Betrübnis musste sie lachen.
    Sie aßen noch Fisch und ein paar maniokartige Knollen, die Madeleine gesammelt hatte. Es war noch immer dunkel, ohne dass ei-ne Dämmerung sich abgezeichnet hätte. Also bereitete Madeleine sich ein Lager aus Laub und trockenem Gras, schob die Arme in den Overall und war kurz darauf eingeschlafen.
    Als sie aufwachte, war es immer noch dunkel.
    ■
    Malenfant hatte sich in der Nähe eines Wäldchens auf den Boden gehockt. Er betrachtete den Himmel und schien mit einem Stock Muster in den

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