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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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öffnete die Augen. Sie schaute auf zu den Ästen eines Baums, der sich gegen einen blau-schwarzen Himmel abhob.
    Und der Himmel war voller Sterne. Ein breiter Strom aus Licht floss von Horizont zu Horizont. Er war mit rosig-weiß glühenden Wolken gesprenkelt – ein schöner Anblick.
    Sie erinnerte sich.
    Io. Sie war auf Io gewesen.
    Die Gaijin-Führer hatten sie zu einem Grab gebracht: Reid Malenfants Grab, sagten sie, das von starken Neandertaler-Händen ausgehoben worden sei. Sie hatte schier verzweifeln wollen; sie war allzu lang auf ihrer selbst gewählten Mission unterwegs gewesen, und er war allein und fern der Heimat gestorben.
    Die Gaijin schienen sie nicht verstanden zu haben.
    Dann hatte sie einen blauen Blitz gesehen und einen kurzen Schmerz verspürt …
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    Und nun das. Wo, zum Teufel, war sie? Sie wurde von Angst er-griffen und setzte sich auf.
    Sie sah ein flackerndes Feuer und eine Gestalt, die davor hockte.
    Ein Mensch. Er hatte etwas auf einem Stock aufgespießt, vielleicht einen Fisch. Nun stand er auf und kam auf sie zu.
    Sie spürte, wie sie sich noch mehr verspannte.
    Sein Kopf hob sich gegen den Sternenhimmel ab; er war kahl und die Haut glatt wie Leder. Es war Reid Malenfant.
    Sie kauerte sich wimmernd zusammen. »Sie sind tot.«
    Er ging vor ihr in die Hocke und nahm ihre Hand. Er fühlte sich warm, real und ruhig an. »Ganz ruhig, Madeleine.«
    »Man hat Sie doch auf Io begraben. Mein Gott …«
    »Stellen Sie keine Fragen«, sagte er gleichmütig. »Noch nicht.
    Konzentrieren Sie sich aufs Hier und Jetzt. Wie fühlen Sie sich? Ist Ihnen schlecht, heiß oder kalt…?«
    Sie prüfte ihre Befindlichkeit. »Ich bin in Ordnung. Glaube ich zumindest.« Sie krümmte Finger und Zehen und drehte den Kopf hin und her. Alle beweglichen Teile waren noch funktionsfähig; sie hatte keine Schmerzen, nicht einmal einen verspannten Nacken. Das Zittern legte sich unter dem Eindruck einer enormen Detailfülle und der Normalität. Das Hier und Jetzt, genau.
    Es war Reid Malenfant. Er trug einen hellblauen Overall und weiße Slipper. Sie schaute an sich hinunter und sah, dass sie die gleiche schlichte Montur trug.
    Er musterte sie. »Sie waren völlig unterkühlt. Ich hielt es für das Beste, Sie in Ruhe zu lassen. Wir scheinen hier keine medizinische Ausrüstung zu haben.«
    Der Geruch nach Fisch stieg ihr in die Nase. »Ich habe Hunger«, sagte sie verwundert. »Sie haben gefischt?«
    »Wieso nicht? Ich habe meinen Raumanzug ausgeschlachtet.
    Nicht zum erstenmal. Ein Faden und ein Angelhaken aus einem Reißverschluss. Ich kam mir vor wie Tom Sawyer.«
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    Vergiss den Fisch. Der Mann ist tot. »Malenfant, man hat Sie begraben. Ihre Verbrennungen …« Und dann kamen ihr weitere Erinnerungen. Die Neandertaler hatten das Grab geöffnet. Es war leer.
    »Schauen Sie mich an.« Er ballte die Hände zu Fäusten und drehte den Kopf, wie sie es getan hatte. »Ich habe mich nicht mehr so gut gefühlt wie damals, als die Strubbelkopf-Zwillinge mich aufgepäppelt hatten.«
    »Wer?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Möchten Sie nun etwas Fisch oder nicht?« Er ging mit elastischen Schritten zum Feuer zurück, schob einen angespitzten Zweig durch einen zweiten Fisch und hielt ihn übers Feuer.
    Sie stand auf und folgte ihm.
    ■
    Der Himmel leuchtete in einem sanften Licht; vielleicht so hell wie ein Viertelmond. Selbst in einiger Entfernung von diesem galaktischen Streifen waren die Sterne noch dicht gedrängt. Nahe des Zenits war ein Muster heller Sterne, das wie ein Kasten oder ein Drachen aussah. Nicht weit entfernt gab es noch ein Muster, sechs Sterne, die zu einer flachen Ellipse angeordnet waren. Aber sie sah kein bekanntes Sternbild.
    Die mit vereinzelten Bäumen bestandene grasbewachsene Ebene verlor sich in der Ferne. Die Vegetation erschien schwarz und silbern im Sternenlicht. Im Schein von Malenfants Feuer sah sie aber, dass das Gras grün war, wie es sich gehörte.
    Etwa die gleiche Schwerkraft wie auf der Erde, sagte sie sich abwesend.
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    Sie glaubte eine Bewegung zu sehen, einen Schemen, der an einer Baumgruppe vorbeilief. Sie rührte sich nicht und wartete für einen Moment. Sie hörte nichts, auch keine Schritte im Unterholz.
    Sie hockte sich neben Malenfant hin, ließ sich einen halben Fisch geben und biss hinein. Er war weich, schmeckte aber nach nichts. »Ich habe mir noch nie viel aus Fisch gemacht«, sagte sie.
    »Tut mir Leid.«
    »Wo ist der Fluss?«
    Er wies mit einem Nicken in Richtung

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