Das Multiversum 2 Raum
Boden zu kratzen. Hinter ihm war eine Gruppe von Gestalten, die im Sternenlicht schemenhaft wirkten. Neandertaler?
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Es gab noch immer keinerlei Anzeichen einer Dämmerung oder eines Mondes: Kein Lichtschimmer am Horizont außer Sternen.
Und trotzdem hatte sie den Eindruck, dass eine Veränderung eingetreten war. Waren die Sterne etwas heller? Auf jeden Fall schien das Glühen der Milchstraße dicht überm Horizont intensiver geworden zu sein. Und es schien ihr, als ob die Sterne sich leicht am Himmel verschoben hätten. Sie suchte nach den Sternmustern, die sie zuletzt gesehen hatte – der Kasten und die Ellipse. Waren sie leicht verzerrt, etwas gequetscht?
Sie ging zu Malenfant. Er gab ihr eine Frucht, und sie setzte sich neben ihn.
Bei der Gruppe der Neandertaler schien es sich um einen Familienverband aus fünf oder sechs Erwachsenen und genauso vielen Kindern zu handeln. Die haarigen, gedrungenen Wesen waren nackt: Wie Comic-Affenmenschen. Und zwei Kinder balgten sich und wälzten sich auf dem Boden, wobei sie eher Gorillas als Menschen glichen.
»Wieso bist du hierher gekommen, Madeleine?«, fragte Malenfant schließlich, ohne ihr in die Augen zu blicken.
Er wirkte steif; und sie war verlegen, als ob sie einen dummen Fehler gemacht hätte. »Ich habe das aus freien Stücken getan. Die Gaijin haben mir geholfen. Ich wollte dich finden.«
»Wieso?«
»Ich habe dich auf der Kanonenkugel kennen gelernt, Malenfant. Die Vorstellung hat mir nicht gefallen, dass du allein bist, wenn …«
»Wenn was?«
Sie zögerte. »Weißt du überhaupt, weshalb du hier bist?«
»Nur zur Erinnerung«, sagte er. »Ich habe dich nicht darum gebeten, mir zu folgen.« Verärgert ritzte er Linien in den Boden.
Sie wich verwirrt und mit einem Gefühl der Verlorenheit zurück; sie fühlte sich ferner der Heimat als je zuvor.
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Sie betrachtete seine Skizzen. Sie waren primitiv, im Grunde nur ein Gekritzel mit dem Stock. Aber sie erkannte den Kasten und die Ellipse.
»Das ist eine Sternkarte«, sagte sie.
»Genau. In einfacher Ausführung. Nur die hellsten Sterne. Aber schau hier, hier und hier …«
Ein paar Punkte waren doppelt.
»Die Sterne haben sich verschoben«, sagte sie.
»Dieser hier stand gestern – beziehungsweise bevor wir geschlafen haben – hier. Und nun steht er dort.« Er zuckte die Achseln. »Die Verschiebung ist gering – kaum innerhalb des Messbereichs unsrer Instrumente –, aber ich halte sie für real.«
»Mir ist es auch aufgefallen«, sagte sie.
»Und es hat nicht nur eine Verschiebung stattgefunden, sondern auch noch andere Veränderungen gegeben. Ich glaube, dass es mehr Sterne gibt als gestern. Sie scheinen auch heller zu sein. Und sie wandern in diese Richtung …« – er deutete auf das helle Milchstraßen-Band am Horizont – »durch den Himmel.«
»Wieso gerade in diese Richtung?«
Er schaute zu ihr auf. »Weil das auch unsere Richtung ist. Sieh selbst.« Er stand auf, nahm sie an der Hand und zog sie auf die Füße. Dann führte er sie an einer Baumgruppe vorbei.
Nun sah sie das galaktische Band in seiner ganzen Länge: Es war ein Fluss aus Sternen, gewiss, aber die Sterne waren verschieden, gelb, blau und orange, und der Fluss war mit exotischer Merkmalen gespickt, riesigen Dunkelwolken und hell leuchtenden Nebeln.
»Es sieht aus wie die Milchstraße«, sagte sie. »Aber …«
»Ich weiß«, sagte er. »Von der Erde aus betrachtet sieht sie anders aus … Aber ich glaube, dass wir hier den Sagittarius-Arm sehen.«
»Das ist aber nicht der Arm, in dem sich die Sonne befindet«, sagte sie langsam.
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»Nein, zum Teufel. Sie befindet sich am Rand des Orion-Arms.
Das ist nur ein kurzer Bogen.« Er wies mit einer ausladenden Geste auf den Sternenfluss. »Wirf mal einen Blick auf diese Nebel – siehst du? –, den Adler, Omega, Trifid, die Lagune – ein riesiger Geburtsort von Sternen, einer der größten der Galaxis. Jede der riesigen Gas-und Staubwolken ist in der Lage, Millionen Sterne zu gebären. Der Sagittarius-Arm ist einer der beiden großen Spiralarme der Galaxis, ein riesiger Materiewirbel, der vom Kern der Galaxis bis zum Rand reicht und eine volle Drehung beschreibt. Aus dieser Perspektive sieht man ihn, wenn man von der Sonne Kurs aufs Zentrum der Galaxis nimmt.«
Unter dem mächtigen, überfüllten Himmel fühlte sie sich nichtig und klein. »Wir haben einen weiten Weg zurückgelegt, nicht wahr, Malenfant?«
»Ich glaube, wir sind an der Peripherie des
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