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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unbemannt.
    Sie musste zugeben, dass die Fähigkeit, die Erfahrung stellvertre-tend zu teilen – in der Lage zu sein, mit dem VR-Stirnband in den eigenen vier Wänden zu sitzen und zugleich mit der Sonde den Asteroiden anzufliegen – eine enorme Verbesserung gegenüber dem früheren Angebot war: Diese engen Besucherzellen hinter der Missionskontrolle im Johnson Space Center, dem lauten Saal im JPL.
    Und doch fühlte sie sich rastlos hier in der Dunkelheit und Käl-te. Am liebsten hätte sie die VR-Verbindung zur Bruno gekappt, aus dem nur einen Meter entfernten Fenster des Apartments geschaut und das Sonnenlicht eingesogen, in das das Hafenviertel von Baltimore getaucht war.
    »Es ist nur, dass Weltraumoperationen so verdammt langsam ablaufen«, sagte sie zu Xenia.
    »Aber wir müssen es langsam angehen lassen«, sagte Xenia. »Die Landung auf einem Asteroiden gleicht eher dem Andocken an ein anderes Raumschiff als einer Landung im eigentlichen Sinn; die Gravitation ist hier so schwach, dass das Hauptproblem darin besteht, nicht abzuprallen und wieder in den Weltraum abzudriften.
    65
    Wir kommen am Nordpol des Asteroiden runter. Der Haupt-Standort der Gaijin scheint sich am andern Rotationspol, dem Südpol zu befinden. Wir beabsichtigen, außer Sichtweite der Gaijin zu landen – unter der Voraussetzung, dass sie uns nicht schon geortet haben – und uns über die Oberfläche an die Aliens heran-zupirschen. So sind wir vielleicht imstande, bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle über die Situation zu behalten …«
    »Das ist ein schrecklich dunkler und staubiger Ort, nicht wahr?«
    »Das liegt daran, weil es ein C-Typ-Asteroid ist, Miss Della. Eis, flüchtige Stoffe und organische Verbindungen: Genau die Art von Fels, die wir uns auch ausgesucht hätten, um ihn zwecks Lebenserhaltung und Brennstoffgewinnung auszubeuten.«
    Ja, sagte Maura sich mit einem Anflug von Zorn. Das ist unser Gürtel, unser Asteroid. Unser Schatz – ein Vermächtnis des Ursprungs des Sonnensystems für unsre Zukunft. Und nun machen diese Gaijin sich hier breit – Fremde, die uns unser Geburtsrecht streitig machen.
    Sie war über sich selbst erstaunt und wunderte sich, dass sie in der Kategorie von Gebietsansprüchen dachte. Es ist schließlich nicht so, dass sie in der Antarktis gelandet wären, sagte sie sich.
    Noch gehören die Asteroiden uns nicht; wir haben keinen Anspruch darauf und sollten uns nicht bedroht fühlen, weil die Gaijin sie mit Beschlag belegen.
    Und doch fühle ich mich bedroht.
    Das vor einem Jahr aufgefangene Signal von Alpha Centauri war das erste, aber nicht mehr das einzige. Inzwischen hatte man aus allen möglichen Regionen des Himmels solche Signale aufgefangen: Von Barnards Stern, Wolf 359, Sirius, Luyten 726-8 – die nächsten Nachbarn der Sonne, die ersten Ziele, die man in hundert Studien zur interstellaren Kolonisierung anvisiert hatte, die Heimat von Zivilisationen, von denen die Autoren unzähliger Science Fiction-Romane geträumt hatten.
    66
    Einer nach dem andern meldeten die Sterne sich.
    Die Verteilung wies Muster auf. Bisher hatte man nur von Sternen im Umkreis von etwa neun Lichtjahren Radiosignale empfangen. Aber die Signale waren uneinheitlich. Sie waren nicht vom gleichen Typ und hatten nicht einmal die gleiche Frequenz. Diese Diskrepanzen waren genauso verwirrend wie die Signale selbst. Die Gaijin, die neuen Bewohner des Sonnensystems, hielten sich derweil bedeckt: Sie schienen keine elektromagnetische Strahlung zu erzeugen außer dem Infrarot der überschüssigen Wärme.
    Es war, als ob eine Welle der Kolonisierung in diesen Teil der Galaxis, diesen Ausläufer eines zerklüfteten Spiralarms geschwappt sei und diverse Kreaturen – oder Maschinen – sich eingruben, bauten, vielleicht sich vermehrten, vielleicht auch starben. Niemand wusste, wie die Kolonisten hierher gelangt waren. Man wusste nicht einmal, weshalb sie gerade jetzt gekommen waren.
    Doch eins schien für Maura bereits festzustehen: Dass diese mutmaßliche galaktische Gemeinschaft genauso unvollkommen und verschieden war wie die menschlichen Gemeinschaften auf der Er-de, wenn nicht noch mehr. In gewisser Weise war das sogar gesund, sagte sie sich. Wenn Gemeinschaften, die durch Lichtjahre getrennt waren, sich als identisch erwiesen hätten, wäre das eine bedrückende Vorstellung gewesen. Andererseits war es viel schwieriger, sich einen Reim auf diese Verschiedenheit zu machen.
    Und Maura fand das bedauerlich.
    Sie war immer

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