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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie sich. Diese unscheinbare Decke: Das erste unzweifelhaft außerirdische Artefakt hier in unserem Sonnensystem. Wer hatte die Decke dorthin 80
    gelegt? Welchem Zweck diente sie? Wieso war sie so nachlässig vergraben?
    Die Sonde fuhr einen mit Sensoren und einer Greifklaue be-stückten Roboterarm aus. Sie wünschte sich, dass das ihre Hand sei und sie dieses glänzende unbekannte Material auch berühren könne.
    Aber die Kralle wurde von Wissenschaft angetrieben, nicht von Neugier; sie bewegte sich über die Decke hinweg, grub eine flache Vertiefung in den darüber liegenden Regolith und nahm eine Probe von dem Material.
    Binnen weniger Minuten lagen die Analyseergebnisse der Sonde vor, und sie hörte, wie in Bootstraps Hinterzimmern eifrig spekuliert wurde.
    »Es handelt sich um ilmenithaltiges Siebfeines. Mit einem Vierzig-Prozent-Anteil im Vergleich zu den zwanzig Prozent in nor-malem Regolith.« – »Und das Agglutinat ist zerstampft worden.« – »Als ob es angereichert worden wäre. Genauso hätten wir es auch gemacht.« – »Aber nicht so. So energieintensiv …«
    Sie kannte ein paar der Fachbegriffe. Ilmenit war ein Mineral – eine Verbindung aus Eisen, Titan und Sauerstoff, die im Regolith luftloser Himmelskörper wie dem Mond und den Asteroiden vorkam. Ihre Bedeutung lag darin, dass sie eine wichtige Ressource für flüchtige Stoffe war: Licht und exotische Verbindungen, die der Sonnenwind über Milliarden Jahre dort abgelagert hatte, der dünne endlose Teilchenstrom von der Sonne. Konzentration, Extraktion und Verarbeitung von Ilmenit waren jedoch schwierig; die Schürftechnik, über die die Japaner zur Zeit verfügten, war energieintensiv und bestand aus einer schweren und unzuverlässigen Ausrüstung.
    »Ich wusste es doch!«, rief jemand. »Es ist kein Helium-3 in der verarbeiteten Substanz! Kein bisschen!« – »Sie meinen, nichts im 81
    Messbereich der Sensoren.« – »Sicher, aber …« – »Sie meinen, sie wollen Helium-3 aus den Asteroiden gewinnen? Ist das alles?«
    Maura war irgendwie enttäuscht. Wenn die Gaijin es auf Helium-3 abgesehen hatten, hieß das etwa, dass sie Fusions-Prozesse benutzten, die denen glichen, die den Menschen bereits bekannt waren – und ihnen vielleicht nicht einmal überlegen waren? Und wenn das so ist, dann können sie auch nicht so intelligent sein – oder?
    In ihren Ohren wurde munter weiterspekuliert.
    »… Ich meine, so blöd können diese Typen doch gar nicht sein.
    Helium-3 ist im Regolith von Asteroiden selten, weil sie so weit vom Lieferanten, der Sonne entfernt sind. Der Mond ist da viel ergiebiger. Wenn sie ein paar astronomische Einheiten weiter fliegen würden …« – »Sie könnten von den Japanern alles kaufen, was sie brauchen.«
    Gelächter.
    »Aber vielleicht können sie überhaupt nicht näherkommen. Vielleicht brauchen sie die Kälte und Dunkelheit. Ich habe keine Ahnung.« – »Vielleicht haben sie Angst vor uns. Habt ihr daran schon mal gedacht?«
    »So blöd sind die aber nicht. Seht ihr hier Steinbrecher und Hochöfen? Das würden wir jedenfalls einsetzen müssen, um einen effizienten Extraktionsprozess zu erzielen. Denkt mal über die Decke nach, Leute. Das muss Nanotechnik sein.«
    Sie verstand auch die Bedeutung dieser Aussage: Hier walteten keine brachialen Kräfte, keine Maschinenungetüme zum Mahlen und Brechen und Backen, wie die Menschen sie entwickelt hatten, sondern nur eine einfache und subtile Umwandlung des Regolith auf der molekularen oder sogar atomaren Ebene.
    »Diese Decke muss sich Korn für Korn in den Asteroiden graben, ihn mit Ilmenit anreichern und ihm das Helium-3 entziehen.
    Unglaublich.« – »He, Sie haben recht. Vielleicht breitet sie sich bei 82
    der Fortbewegung aus. Der eingerissene Rand …« – »Sie frisst sich vielleicht durch den ganzen verdammten Asteroiden.« – »Oder wickelt das Ding ein wie eine Weihnachtsgans …« – »Wir müssen ei-ne Probe nehmen.« – »Bruno weiß das …«
    Nanotechnik: Also doch etwas, wo die Menschen nicht mitzuhalten vermochten. Etwas anderes. Sie schauderte.
    Doch nun erschien etwas Neues am Rand ihres Blickfelds – etwas wuchtete sich über den Horizont. Es glitzerte hell vorm dunklen Himmel. Und es war groß.
    Es war, als ob eine zweite Sonne über Ellis Island aufgegangen wäre. Aber das war keine Sonne.
    Das entfernte Stimmengewirr verstummte.
    Es war vielleicht einen Kilometer lang und aus Silber gefertigt.
    Es bestand aus einem großen Hauptabschnitt,

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