Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
einem glattwandi-gen Zylinder, der ein Bündel silbriger Kabel nachschleppte. Unidentifizierbare silberne Dodekaeder mit einer Größe von vielleicht zwei oder drei Meter hingen an den Tentakeln. Maura sah, dass es Hunderte waren. Tausende. Insektengleich, wie Käfer. Ein Schiff. Plötzlich erinnerte sie sich wieder, weshalb sie überhaupt hier waren: Nicht um Regolith-Proben zu untersuchen, auch nicht, um an schönen nanotechnischen Spielzeugen herumzufummeln.
    Sie waren hier, um Kontakt aufzunehmen.
    Und nun war der Moment gekommen. Sie stellte sich vor, wie die Perspektive der Geschichte sich veränderte und unzählige Ge-lehrte in den Hallen einer unbekannten Zukunft diesen für das Schicksal der Menschen entscheidenden Moment verfolgten.
    Sie wurde sich bewusst, dass sie die Luft anhielt.
    Das Schiff war riesig. Es füllte ihr Blickfeld aus und teilte den Himmel. Es touchierte die Asteroidenoberfläche, und Plasma sprühte.
    Sie hörte wieder die Stimmen der Bootstrap-Leute. »Mein Gott, ist das schön.« – »Es sieht aus wie eine Blume.« – »Es muss ein 83
    Bussard-Staustrahltriebwerk sein. Das ist ein elektromagnetischer Ansaugstutzen …« – »Es ist so schön – ein Blumenschiff …« – »Ja.
    Trotzdem kann man in so einem Schrottkahn nicht zwischen den Sternen reisen!«
    Nun lösten diese glänzenden Käfer sich von den Leinen. Sie steuerten durchs All auf die Bruno zu. Waren diese Dodekaeder einzelne Gaijin? In welcher Absicht kamen sie?
    Silberne Seile senkten sich nun wie ein Netz durch ihr Blickfeld und wickelten die Bruno ein, bis sie außer den silbernen Strängen fast nichts mehr sah. Die Stränge schienen sich zu spannen. Begleitet von den insektenhaften Alarmrufen in Bootstraps Missionskontrolle, wurde die Sonde rückwärts gezogen und verlor den Kontakt zum Asteroiden. Seile und Felshaken flogen in einer glitzernden Staubwolke davon.
    Das Gaijin-Schiff verschwand wieder aus dem Blickfeld. Die von Staubschwaden und silbernen Seilen verschleierten Sterne und die diamantene Sonne drehten sich über ihr.
    Mauras Herz schlug schnell, als ob sie selbst in Gefahr sei. Sie wünschte sich, dass die Bruno diese Fesseln abstreifte, den besitzer-greifenden Gaijin entkam und zur Erde zurückkehrte. Andererseits wusste sie, dass die Bruno gerade eingefangen und zerlegt werden sollte; sie enthielt nämlich kulturelle Artefakte, technische Proben und Kommunikationselemente auf der Basis einfacher Grafiken und Primzahlencodes. Hallo. Wir sind eure neuen Nachbarn. Kommt doch auf einen Drink rüber, damit wir uns kennen lernen …
    Nur dass das sich nicht wie eine freundliche Umarmung anfühl-te, wie ein Kontakt unter Gleichen. Es mutete wie eine Gefangen-nahme an. Maura zwang sich, still zu sitzen und sich nicht gegen silberne Fesseln zu sträuben, die Hunderte Millionen Kilometer entfernt angelegt wurden.
    84

kapitel 5
SATTELPUNKT
    Die Commodore Perry wurde in der Mondumlaufbahn montiert.
    Die Brennstoffkügelchen wurden von Nishizaki Heavy Industries auf dem Mond produziert und von einer Schlepper-Flotte in die Umlaufbahn bugsiert. Große Bauteile wie die Druckplatte und der Rahmen für den Brennstofftank wurden auf der Erde bei Boe-ing gefertigt. Die Bauteile wurden dann von europäischen und japanischen Trägerraketen, der Ariane 12S und H-VIII ins All geschossen.
    Nach Jahrzehnten im Orbit machte das Modul der alten Internationalen Raumstation einen heruntergekommenen und verwahrlo-sten Eindruck. Beim Eintreffen der Bergungsmannschaft waren die Luft stickig und die Wände mit Schimmelpilzen überzogen gewesen, und umfangreiche Renovierungsarbeiten waren notwendig gewesen, um das Habitat überhaupt wieder bewohnbar zu machen.
    An den Komponenten der Perry prangten die Logos diverser Sponsoren. Das juckte Malenfant aber nicht, weil er wusste, dass die Farbe nach ein paar Monaten eh wieder verblichen sein würde.
    Aber er sorgte dafür, dass das Sternenbanner weithin sichtbar war.
    ■
    85
    Malenfant rüstete sich für den Flug.
    In ihrem engen Büro am JSC versuchte Brind ihn ein letztes Mal davon abzubringen. Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass das ihre Pflicht sei.
    »Malenfant, das ist doch lächerlich. Wir wissen inzwischen viel mehr über die Gaijin. Uns liegen die Ergebnisse vor, die die Sonde gewonnen hat …«
    »Die Bruno.«
    »Ja. Die schönen Bilder vom Blumenschiff. Faszinierend.«
    »Aber das ist auch schon wieder zwei Jahre her«, sagte Malenfant mürrisch. »Zwei Jahre! Und die Gaijin

Weitere Kostenlose Bücher