Das Multiversum 2 Raum
Bälle vor, die sich berühren und sich um diesen Berührungspunkt drehen. Wir sind quasi eine Fliege, die über die gegenüberliegende Seite eines dieser Bälle krabbelt. Die Hantel dreht sich ziemlich schnell, und hier am Pol wird die Schwerkraft durch die Zentrifu-galkraft fast aufgehoben. Aber wir haben all diese Situationen im Modell durchgespielt; Bruno weiß, was er tut. Halten Sie sich nur gut fest und genießen Sie die Fahrt.«
Und nun schob sich etwas über den nahen Horizont. Es war wie ein Mondaufgang – nur dass dieser Mond klein, dunkel und zerklüftet war, ein Zwilling der Welt, über die sie kroch. Es war die andere Kugel der Hantel.
»Wir untersuchen bei der Fortbewegung zugleich den Boden«, sagte Xenia. »Weil wir nicht wissen, wonach wir suchen müssen, führen wir eine Breitband-Spürausrüstung mit. Wenn die Gaijin 75
zum Beispiel hergekommen sind, um Leichtmetalle wie Aluminium, Magnesium oder Titan zu extrahieren, würden sie höchst-wahrscheinlich mit Prozessen wie Magma-Elektrolyse oder Pyrolyse arbeiten. Die gleichen Prozesse wären für die Sauerstoffproduktion geeignet. Im Fall der Magma-Elektrolyse wäre die Haupt-Schla-ckenkomponente Ferrosilizium. Bei einem Pyrolyse-Prozess würden wir erwarten, Spuren von reinem Eisen und Silizium zu finden, auch in leicht oxidierter Form …«
Wir kriechen über einen Schlackehaufen, sagte Maura sich und versuchen herauszufinden, was hier produziert wurde. Aber sind wir nicht zu anthropomorph? Würde ein Neandertaler folgern, dass wir unintelligent sein müssen, weil er zwischen unseren Kern-reaktoren keine Splitter von Feuerstein-Werkzeugen findet?
Aber was sollten wir sonst tun? Wie sollen wir etwas finden, wenn wir nicht wissen, worum es sich handelt?
Der zweite Teil des Asteroiden war inzwischen über den Horizont ›gestiegen‹. Er hing als schwarze pockennarbige Gesteinskugel über dem Land, wie auf einem Gemälde von Magritte. Sie erkannte sogar ein breites Band aus Geröll und zerbröseltem Gestein an der Stelle, wo die beiden fliegenden Berge sich berührten.
Der Asteroiden-Zwilling war so nah, dass Maura jede Falte in der Oberfläche zu erkennen glaubte, jeden Krater, sogar die Staubkörner. Bemerkenswert, sagte sie sich.
Der Fortbewegungsmodus der Sonde hatte sich geändert, wie sie nun erkannte; die Felshaken bremsten durch leichte Querbewegun-gen eine beschleunigte Bewegung zum Schwerpunkt des Systems, der Kontaktzone ab. Die Gravitation musste in dem Maß abnehmen, wie der Zug des Gesteins unter ihr durch die gleiche Masse des Gesteins über ihr ausgeglichen wurde, sodass die Resultierende der Kraftvektoren der Horizontalen zustrebte und die Sonde einfach über die Oberfläche gezogen wurde.
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Nun war der Zwilling so nah, dass er in diesem virtuellen Dio-rama über ihrem Kopf hing. Die zerklüftete, gekrümmte gegen-
über liegende Landschaft bildete nun ein steinernes Dach, das die Sonne ausblendete. Deshalb war es dunkel, und die Lücke zwischen den Welten, die das Sternenlicht durchließ, wurde auch immer schmaler.
Lampen gingen an der Sonde an und leuchteten den Raum zwischen dem Boden und dem steinernen Dach aus. Sie war versucht, die Hand auszustrecken und diese umgekehrten Krater zu berühren, als ob ein Spielzeugmond über ihrem Kopf hinge, ein Souvenir aus einem aristotelischen Westentaschen-Universum.
»… Ich glaube, wir haben etwas«, sagte Xenia leise.
Maura schaute nach unten. Das Blickfeld trübte sich, als die Interpolationsroutinen sich umstellten.
Da lag etwas vor ihr auf dem Boden. Es sah aus wie eine Art Rettungsdecke aus Aluminium-oder Silberfolie, die auf dem dunklen Regolith lag. Bis auf einen ein oder zwei Meter breiten Rand schien sie im lockeren Boden vergraben zu sein. Die eingerissenen Kanten glitzerten im schräg einfallenden Sonnenlicht. Es war ganz offensichtlich künstlich.
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Brind hatte Malenfant ein paar Monate später im Kennedy Space Center besucht.
Malenfant fand das KSC deprimierend; die meisten Starttürme waren abgebaut worden oder dienten als rostige Museumsstücke.
Aber das Besucherzentrum war noch immer geöffnet. Die Shuttle-Ausstellung – Geräte, Fotos und virtuelle Darstellungen – war in einer kleinen geodätischen Kuppel untergebracht, die bereits vom Alter ausgebleicht war.
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Und neben der Kuppel stand die Columbia, ein echter Orbiter, der als Erster ins All geflogen war. Eine Handvoll Leute hatten sich vor der Sonne Floridas in den Schatten der Tragfläche
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