Das Multiversum 2 Raum
wartungs-freundlich. Trotzdem hatte Malenfant jeweils zwei der wichtigsten Teile sowie einen großen Werkzeugkasten mitgenommen.
Malenfants erste tägliche Aufgabe bestand darin, die Wände des Wohnmoduls mit Desinfektionstüchern abzuwischen. Die Schwerelosigkeit war ein guter Nährboden für Mikroorganismen – sie tummelten sich in Wassertropfen, die in der Luft schwebten. Es war eine öde und langwierige Arbeit.
Wenn er mit dem Putzen fertig war, stand Sport auf dem Stun-denplan. Malenfant trampelte auf einer Tretmühle herum, die in der Mitte des Wohnmoduls am Boden verschraubt war. Nach einer Stunde geriet Malenfant schon ins Schwitzen, aber er musste täglich zwei Stunden hart trainieren.
Es war ein endloser Trott. Löcher in den Himmel starren, hatten die alten Astronauten dazu gesagt, die zähen Kosmonauten in der Sal-jut und Mir. Sterne gucken und in Dosen pissen. Zum Teufel damit!
Im Gegensatz zu diesen Typen hatte er wenigstens ein Ziel vor Augen.
Für die Kommunikation mit den Controllern auf der Erde und dem Mond verfügte er über einen optischen Laser mit zehn Watt Leistung, der einen Datendurchsatz von zwanzig Kilobits pro Sekunde ermöglichte. Er verfolgte die Nachrichten, die er mit der großen, halbtransparenten Hauptantenne auffing.
Im Lauf der Monate war das Interesse an seiner Mission er-lahmt. Er hatte aber auch nichts anderes erwartet. Niemand verfolgte seine Mission außer ein paar Gaijin-Besessene – einschließ-
lich Nemoto, wie er hoffte. Sie hatte nämlich ihre ebenso ominö-
sen wie gewaltigen Ressourcen angezapft und ihm die Finanzierung dieser einmaligen Mission ermöglicht – obwohl sie ihr Interesse nie gezeigt hatte.
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Manchmal wurden aber nicht einmal seine Routinemeldungen beantwortet.
Er machte sich nichts draus. Schließlich vermochten sie ihn nicht zurückzurufen, selbst wenn sie Lust dazu gehabt hätten.
Die einzige Ablenkung, die er beim Malträtieren der Tretmühle hatte, war der Blick aus einem kleinen runden Beobachtungsfen-ster, das in die Druckhülle eingelassen war. Von dieser Möglichkeit machte er Gebrauch. Für Malenfants bloßes Auge war die Perry allein im All. Erde und Mond waren zu Sternengleichen Lichtpunkten geschrumpft. Nur die immer kleiner werdende Sonne zeichnete sich noch als Scheibe ab.
Das Gefühl der Isolation war außerordentlich – geradezu ein Hochgefühl.
Er hatte eine Schlafgelegenheit mit dem russischen Namen kajutka. Dabei handelte es sich um einen mit Gurten an der Wand be-festigten Schlafsack. Vor dem Schlafengehen teilte er die kajutka mit einem Vorhang ab, um sich die Illusion von Privatsphäre und Sicherheit zu schaffen. Er bewahrte hier seine persönlichen Gegenstände auf, vor allem ein kleines animiertes Bild von Emma, ein paar Sekunden ihres Lachens auf einem privaten NASA-Strand in der Nähe von Cape Canaveral.
Beim Aufwachen stieg ihm dann immer ein Geruch nach Schweiß in die Nase, oder nach Frostschutzmittel, wenn die Kühl-rohre leckten oder auch nur ein muffiger Geruch – wie in einer Bibliothek oder einem Weinkeller.
■
Brind hatte es auf eine andere Art versucht. »Sie sind doch schon zweiundsiebzig Jahre alt, Malenfant.«
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»Ja, aber zweiundsiebzig ist heutzutage doch kein Alter mehr.
Außerdem bin ich verdammt gut in Form für einen Zweiundsieb-zigjährigen.«
»Es ist aber ziemlich alt für einen längeren Raumflug.«
»Möglich. Aber ich habe meine Lebensweise seit Jahrzehnten an Anti-Ageing-Praktiken ausgerichtet. Ich esse nur fett-und kalorien-arme Nahrung. Ich werde mit einem Protein namens Co-Enzym Q10 behandelt, das die Alterung auf der Zellebene verlangsamt.
Und ich nehme noch andere Enzyme ein, um die Funktion des Nervensystems zu unterstützen. Einen Großteil der Knochen und Gelenke habe ich bereits durch Biokomposit-Verstärker ersetzen lassen. Vor der Mission werde ich mich einer Bypass-Operation unterziehen. Ich nehme Medikamente ein, die der Ablagerung von Amyloid-Fibrillen vorbeugen – Eiweißstoffe, die möglicherweise Alzheimer verursachen …«
»Mein Gott, Malenfant. Sie sind fast schon ein Cyborg, nicht wahr? Sie sind fest entschlossen.«
»Schauen Sie, die Schwerelosigkeit ist eine wohltuende Umgebung für einen alten Mann.«
»Bis Sie wieder in die Erdenschwere zurückkehren.«
»Nun, vielleicht will ich das gar nicht.«
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Nach zweihundertundsechzig Tagen, auf halber Strecke, setzte der Fusionsantrieb aus. Die kaum spürbare Beschleunigung brach ab, und Malenfant
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