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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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reagieren immer noch nicht auf unsre Signale. Und ein zweiter Anlauf ist auch nicht drin. Die Regierung hat Paulis' Operation nach dem ersten Start einen Riegel vorgeschoben. Nationale Sicherheit, internationale Abkommen …«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Genau«, blaffte er. »Sie zucken nur die Achseln. Die Leute haben das Interesse an der Sache verloren. Sie haben mittlerweile die Aufmerksamkeitsspanne von Eintagsfliegen. Nur weil die Gaijin nicht in fliegenden Untertassen das innere System gestürmt haben …«
    »Finden Sie nicht, dass das positiv zu werten ist? Die Gaijin schaden uns nicht. Wir haben den Schock verkraftet, dass wir nicht allein sind. Also was soll's? Wir können uns immer noch mit ihnen befassen, wenn wir soweit sind. Wenn sie soweit sind.«
    »Nein. Die Kolonisierung des Sonnensystems wird mindestens Jahrhunderte dauern. Die Gaijin spielen ein langes Spiel. Und wir müssen in dieses Spiel einsteigen, bevor es zu spät ist. Ehe wir für immer draußen sind.«
    »Was glauben Sie, sind ihre eigentlichen Ziele?«
    »Weiß nicht. Vielleicht wollen sie die Gesteinsplaneten aus-schlachten. Vielleicht wollen sie auch die Sonne auseinander neh-86
    men. Was würden Sie denn tun?« Sie blieb ihm die Antwort schuldig und schauderte.
    ■
    Die Perry bewegte sich auf einem elliptischen Zwei-Stunden-Orbit um den Mond. Auf der Mondoberfläche glitzerten die Lichter der japanischen Kolonien und Helium-3-Minen.
    Das fertigmontierte Schiff hatte eine Länge von fünfzig Metern.
    An der Basis befand sich eine massive, verstärkte Druckplatte, die auf einem Dämpfungsmechanismus aus Federn und Aluminium-Quetschposts montiert war. Große supraleitende Röhren wickelten sich um die Trägerrakete.
    Nun wurden Helium-3- und Deuterium-Kügelchen hinter der Druckplatte ausgestoßen und bildeten ein punktgroßes Ziel. Eine Bank von Kohlendioxid-Lasern feuerte Strahlen ab, die sich im Ziel trafen.
    Es entstand ein Fusionspuls mit einer Dauer von zweihundert-fünfzig Nanosekunden. Und dann noch einer, und wieder einer.
    Die Energie von dreihundert Mikro-Explosionen pro Sekunde brandete gegen die Druckplatte an. Langsam und gemächlich setzte das Schiff sich in Bewegung.
    Von der Erde aus betrachtet loderte der Mond in Fusions-Feuer.
    ■
    Die Beschleunigung des Schiffs war gering, betrug nur einen Bruchteil der Erdbeschleunigung. Aber so würde der Schub für ei-ne lange Zeit anhalten – über Jahre –, und wenn die Perry erst ein-87
    mal aus der Mondumlaufbahn ausgeschert war, würde die Geschwindigkeit stetig zunehmen.
    Im Innern des Schiffs richtete Reid Malenfant sich für die Routinen eines Langzeit-Raumflugs ein.
    Das Wohnmodul war ein ›Schuhkarton‹ und gerade groß genug, dass er aufrecht darin zu stehen vermochte. Er flutete es mit Licht aus Metallhalid-Lampen, intensivem weißem Licht wie Sonnenlicht, um Depressionen vorzubeugen. Die Wände bestanden aus Regalen mit Ersatzteilen für einen schnellen Austausch defekter Komponenten. Drähte, Kabel und Röhren verliefen in den Ecken des Wohnmoduls und an den Wänden entlang. Eine robotische Spinne namens Charlotte wanderte an den Kabelsträngen entlang und saugte den Staub aus der Luft. Trotz aller Bemühungen um Ordnung sah es im Habitat bald aus wie in einer Rumpelkammer.
    Ausrüstungsgegenstände waren überall deponiert und mit Klettver-schlüssen an Boden, Wänden und Decke befestigt. Wenn er eine Wand touchierte, löste er jedes Mal eine Explosion aus Ausrü-
    stungsgegenständen wie Stiften, Softscreens, Disketten, Konserven-dosen und anderem Krimskrams aus.
    Die Ausrüstung war zum großen Teil russischer Bauart – die Re-cyclingsysteme zum Beispiel. Es gab Generatoren mit der Bezeichnung Elektron, die Sauerstoff aus Wasser gewannen, das wiederum aus seinem Urin destilliert wurde. Trinkwasser wurde aus der Luft-feuchte gewonnen. Ein Reinigungssystem namens Vozduch entzog der Luft Kohlendioxid. Er verfügte außerdem über ein Reservesy-stem zur Sauerstofferzeugung, das auf dem Einsatz von ›Kerzen‹
    beruhte – großen Zylindern, die Lithium-Perchlorat enthielten und bei Erwärmung Sauerstoff abgaben. Darüber hinaus gab es Sauer-stoffmasken, die nach demselben Prinzip funktionierten. Und so weiter.
    Die Ausstattung war ziemlich einfach und rustikal, doch im Gegensatz zu den moderneren Systemen, die amerikanische Ingenieu-88
    re für die Raumstation entwickelt hatten, hatte sie sich in jahrzehntelanger Weltraumpraxis bewährt und war zudem

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