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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Fragen haben wir vielleicht gar nicht gestellt.« Das klang nun nicht wie Frank Paulis, eher wie einer seiner philosophisch angehauchten Kameraden. Hörte sich irgendwie nach Dorothy Chaum an. »Die Gaijin hätten Sie – den ersten menschlichen Passagier nach Malenfant – überall hinbringen können. Wieso hierher? Wieso haben sie beschlossen, Ihnen das zu zeigen? Nichts von dem, was die Gaijin tun, ist ohne Bedeutung. Sie verfolgen vielschichtige Zwecke.«
    Sie dachte an diese grässliche Selbstverstümmelung in Kefallonia und schauderte.
    »Vielleicht sind wir hier, weil dies die Wahrheit ist«, sagte der Paulis-Verbund. »Die Wahrheit über das Universum.«
    »Das hier? Dieser elende Kreislauf der Katastrophe, der hilflose Lebensformen immer wieder in den Dreck tritt?«
    »Auf einer symbolischen Ebene besitzt diese Wahrheit vielleicht für uns alle Gültigkeit.«
    »Ich verstehe nicht, Frank.«
    »Vielleicht ist das auch besser so.«
    Die Wahrheit? Nein, sagte sie sich. Vielleicht für diese armen Kreaturen, hier auf dieser bizarren Sternen-Ruine. Aber nicht für 180
    uns; nicht für die Menschen, auch nicht fürs Sonnensystem. Selbst wenn das die grausame Logik des Kosmos sein sollte, müssen wir uns ihr dann unterwerfen? Vielleicht sollten wir nach einem Weg suchen, etwas daran zu ändern.
    Vielleicht wüsste Reid Malenfant inzwischen die Antwort auf solche Fragen – wo auch immer er war, falls er noch am Leben war.
    Sie fragte sich, ob man ihn jemals finden würde.
    … Aber das alles zählte im Moment nicht, denn das blaue Licht hüllte sie ein wie ein Fusionssommer.
    181

kapitel 10
REISEN
    Und fern der Heimat war Malenfant mutterseelenallein in einem Himmel voller Gaijin, die einen Planeten umkreisten, der die Erde hätte sein können, einen Stern umkreisten, der die Sonne hätte sein können.
    Er nutzte die teleskopischen Funktionen der Softscreen und schaute für lange Stunden auf den Planeten hinab. Ja, es hätte die Erde sein können: Etwas größer, etwas wärmer zwar, aber doch vertraut mit dem Puzzle grau-brauner Kontinente, blauer Meere, weißer Wolken und sogar Eiskappen, die in hellem Glanz leuchteten. Waren diese grünen strukturierten Flächen wirklich Wald?
    Wuchs auf diesen Äquatorebenen eine Art Gras? Und waren diese wandernden Schatten große Herden von Pflanzenfressern, dem Büffel oder dem Rentier dieses exotischen Orts?
    Seine intensive Suche nach intelligentem Leben war jedoch vergeblich: Keine städtischen Geometrien, keine künstlichen Lichter, nicht einmal Rauchfäden oder das Flackern von Lagerfeuern.
    Das war keine originalgetreue Kopie der Erde. Natürlich nicht – wie auch? Er wusste, dass es hier keinen der ihm bekannten Kontinente gab; diese fremdartigen Landmassen waren aus einem langen tektonischen Reigen entstanden. Die Meere bestanden aber aus Wasser – jedenfalls überwiegend –, und bei der Luft handelte es 182
    sich um ein Stickstoff-Sauerstoff-Gemisch, das etwas dichter als das irdische war.
    Sauerstoff war instabil; sich selbst überlassen würde er sich bald mit dem Gestein des Planeten verbinden. Also musste irgendetwas Sauerstoff in die Atmosphäre eintragen: Freier Sauerstoff war ein untrügliches Zeichen für Leben – Leben, das sich nicht allzu sehr von seiner Zustandsform unterscheiden konnte.
    Aber die Atmosphäre wirkte dichter und dunstiger als die der Erde; das Blau der Meere und das Grau des Lands hatten einen Grünstich. Und wenn er durch die Atmosphäre schräg auf den Planeten schaute, erkannte er gelb-grüne Schlieren, eine ungesunde Farbe. Das Grün war ein Anzeichen für Chlor.
    Er versuchte seinem Gaijin-Begleiter Kassiopeia zu erklären, weshalb er noch auf diese neue Welt starrte, lang nachdem er die ana-lytischen Möglichkeiten der ›Sichtprüfung‹ erschöpft hatte. »Sieh dort.« Er wies auf die bezeichnete Stelle und stellte sich vor, wie Interpolations-Software die Zeigerichtung seines Fingers mit der Blickrichtung der Augen abglich.
    DAS IST EINE HALBINSEL.
    »Richtig …« Der Ausläufer eines Kontinents, der von einem blauen äquatorialen Meer umspült wurde und dessen Ränder von blau-weißen Linien nachgezogen wurden, bei denen es sich um das Äquivalent von Korallenriffen handeln musste. »Es erinnert mich an Florida. Das eine Region von Amerika ist …«
    ICH KENNE FLORIDA. DIESE HALBINSEL IST NICHT FLORIDA.
    In den (subjektiven) Monaten, die sie nun schon zusammen waren, hatte Kassiopeias Sprachbeherrschung sich sehr

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