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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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    »Deine Aufzeichnungen zeigen mir deine Welt durch deine Augen. Wenn wir uns jemals verstehen wollen, muss ich sie mit eigenen Augen sehen.«
    Es trat eine langes Schweigen ein.
    188
    ZULETZT.
    »Was?«
    ES GIBT VIELE ORTE ZU SEHEN. VIELE WELTEN. VOR NULL-NULL-NULL-NULL.
    »Ich verstehe. Eines Tages …«
    EINES TAGES.
    Aber nicht heute, sagte Malenfant sich, als er die Augen aufschlug und ins Licht einer fremden Sonne blickte. Nicht heute.
    Heute sind wir beide fern der Heimat.
    ■
    Kassiopeia stattete ihn mit einem Anzug aus, einem weit geschnit-tenen Overall, der sich wie hochwertige Kunstfaser anfühlte. Er hatte keinen Reißverschluss, sondern wurde geschlossen, indem Malenfant mit dem Daumen über die offenen Säume strich. Dann setzte er sich einen kapuzenartigen Helm auf den Kopf. Er hatte eine transparente Sichtscheibe und einen milchigen Filter in der Nähe der Mundpartie.
    Der aus nur einer Gewebeschicht bestehende Anzug hatte keine integrierte Sauerstoffversorgung. Das Ding entsprach nicht Malenfants Vorstellung vom Schutz, den er auf einer fremden Welt brauchte. Kassiopeia versicherte ihm aber, das würde genügen. Zumal die einzige Alternative im ramponierten Shuttle EMU-Anzug bestand, der in der Ecke des Landungsboots lag. Sein einziger Besitz, der schon längst nicht mehr funktionsfähig war.
    »Öffne die Tür. Bitte.«
    Die Tür des Landungsboots glitt zur Seite. Die Welt dahinter war grün und schwarz. Der Boden des Landungsboots war fast auf einer Ebene mit dem Boden draußen, und er setzte einen Fuß vor den andern und überprüfte den Anzug. Die Schwerkraft war etwas 189
    höher als auf der Erde, und der Luftdruck etwas höher als auf dem Meeresspiegelniveau der Erde.
    Erste Eindrücke:
    Er stand in einem lichten Wald, wie eine Parklandschaft. Es gab Objekte, bei denen es sich unverkennbar um Bäume handelte und die in etwa die Größe irdischer Bäume hatten. Über ihm zog eine Sonne an einem Himmel ihre Bahn, an dem Federwolken standen.
    Er schloss die Augen. Er hörte das leise Rauschen des Windes im Gras und ein entferntes Pfeifen, das sich wie Vogelgesang anhörte.
    Und als er einatmete, füllte die Lunge sich mit kühler, frischer Luft.
    Es hätte die Erde sein können.
    Als er jedoch die Augen wieder öffnete, sah er einen unheimlichen gelb-grünen Himmel. Als ob er mit Industriesmog geschwängert wäre. Die Vegetation war ein sehr dunkles Grün, beinahe schwarz.
    Und er roch Chlor.
    Der Filter hielt die Schwefelverbindungen, die die Atmosphäre verschmutzten, bis auf einen kleinen Rest zurück – einschließlich Phosgen, eines Giftgases, das die Menschen früher gegeneinander eingesetzt hatten. Ohne den Anzug würde er in dieser trügerischen Idylle bald umkommen.
    Chlor: Das war hier der große Unterschied. Der größte Teil des irdischen Chlors war in Form eines stabilen Chlor-Ions in den Weltmeeren gebunden. Diese Welt schien sich anfangs wie die Erde entwickelt zu haben. Bis die Entwicklung aus irgendeinem Grund in andere Bahnen gelenkt und das ganze Chlor in die Luft eingetragen worden war.
    Er ging durch Gras, das unter den Füßen leise knisterte.
    Dann kam er in ein enges Tal mit einem rauschenden Bach. In der Nähe war ein Hain. Das Bett des Bachs bestand aus Lehm.
    Steine gab es weit und breit nicht. Das Wasser war farblos und 190
    klar. Er kniete sich steif hin und tauchte die Finger ins Wasser. Es war kalt, und er spürte den Druck gegen die behandschuhten Hän-de.
    ACHTUNG. LÖSUNG AUS CHLORWASSERSTOFF. UNTERCHLORIGE
    SÄURE.
    Er riss die Hand zurück. Wie ein Schwimmbad, sagte er sich: Chlor plus Wasser ergab eine saure, bleichende Lösung. Das Gestein musste hier förmlich im Zeitraffer verwittern; kein Wunder, dass es nur Lehmboden gab.
    Er richtete sich auf und nahm einen Baum in Augenschein. Er berührte Äste, Blätter, den Stamm, sogar die Blüten. Für die behandschuhten Finger fühlte das Laub sich glitschig und seifig an.
    Aus einem Loch im Baum, ungefähr in Augenhöhe, lugte ein kleines Gesicht: Etwa in der Form und Größe einer Maus, aber mit einem zentralen Mund, um den drei Augen gruppiert waren, die die Ecken eines gleichseitigen Dreiecks bildeten. Der Mund öffnete sich und entblößte flache Kauleisten. Die kleine Kreatur zischte und stieß eine grünliche Gaswolke aus. Dann verschwand sie in der Höhle.
    Der Stamm fühlte sich nicht wie Holz an. Malenfant hob die Hand und brach einen Zweig ab, wozu es aber einer gewissen Anstrengung bedurfte. Er

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