Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Suche.
    218
    Die Sichtverhältnisse waren besser, als sie erwartet hatte: Die Sicht betrug einen, vielleicht sogar zwei Kilometer. Und sie machte eine Schichtung in den Wolken aus, Dunstschichten, die sie durchstieß.
    Nun prasselte etwas gegen die Hülle: Sanft, beinahe wie Hagel-schlossen, dass das Geräusch vom pfeifenden Wind fast übertönt wurde. Sie sah Teilchen gegen die Hülle prallen: Lange Kristalle wie Quarz-Splitter. Waren das Kristalle aus fester Schwefelsäure?
    War das überhaupt möglich?
    Der Hagel ebbte bald wieder ab. Und in einer Höhe von immer noch fünfzig Kilometern fiel sie aus der Wolkendecke in klare Luft.
    Ihr Blick fiel auf große orangefarbene Fallschirme. Die Kapsel pendelte träge an den Fallschirmen. Die Wolken über ihr waren dick und massiv mit komplexen Kumulus-Strukturen, die sich wie Kronleuchter ausbeulten. Sie erinnerten fast an die Wolken auf der Erde. Die Sonne war unsichtbar, und ihr Licht hatte einen kräftigen Gelbstich, der am verschwommenen Horizont sich zu einem Orange verdunkelte, als ob sie in die Nacht fiele. Aber sie sah noch immer kein Land unter sich, nur einen dichten glühenden Dunst.
    Mit knallenden Sprengbolzen wurden die Fallschirme gekappt und trieben wie Quallen davon. Sie tauchte in den sich verdicken-den Dunst ein. Die Luft war hier unten so dicht, dass sie eher das Gefühl hatte, in ein Meer einzutauchen. Die Venus war kein Ein-satzgebiet für Fallschirme.
    Das Licht wurde trüber und färbte sich zusehends rot.
    Lampen leuchteten auf, als die Schutzsysteme der Kapsel aktiviert wurden. Die Außentemperatur stieg sprunghaft an und hatte den Siedepunkt von Wasser bereits überschritten – obwohl sie noch immer doppelt so hoch war wie die Obergrenze der Wolken auf der Erde. Die Wände des Landungsboots hatten einen Waben-219
    kern und vermochten einem Außendruck von hundert Atmosphä-
    ren zu widerstehen. Außerdem enthielt das Schiff Wärmesenken, Chemikalien wie Hydrate von Lithiumnitrat, die beim Verdampfen einen Großteil der anbrandenden Wärmeenergie zu absorbieren vermochten. Die eigentliche Wärmesenke war jedoch ein Küh-lungslaser; alle paar Minuten feuerte er horizontal und erzeugte Temperaturen, die noch viel höher waren als die Lufttemperatur der Venus.
    Ich treibe in einem Säuremeer, sagte sie sich, in einem mobilen Kühlschrank. Das ganze technische Brimborium erschien ihr absurd. Sie vermochte sich nicht vorzustellen, dass die Gaijin das genauso machten.
    Und doch war es irgendwie wundervoll.
    Nun prasselte schon wieder etwas aufs Schiff. Wieder ein Hagel?
    Nein, Regen – dicke Tropfen klatschten gegen die virtuellen Wän-de, rannen an ihnen hinab und verdunsteten schnell. Das war wohl echter saurer Regen, sagte sie sich, Tropfen aus Schwefelsäu-re, die Kilometer über ihr entstanden waren. Der Regen wurde immer heftiger und wuchs sich zu einem Wolkenbruch aus. Die Tropfen liefen ineinander und trübten ihr Blickfeld. Für einen Moment bekam sie Angst, während sie durch diesen stürmischen Himmel trieb.
    Doch ebenso schnell, wie er begonnen hatte, hörte der Regen auch wieder auf. Es war nun so heiß, dass der Regen verdunstete.
    Noch etwas tiefer würde die enorme Hitze die Säuremoleküle selbst zerstören und in einen Nebel aus Schwefeloxiden und Wasser verwandeln.
    Plötzlich lichtete der Nebel sich unter ihr. Als ob sie auf den Grund eines orangefarbenen Meers schaute, machte sie Strukturen aus: Große Formen, Schatten, etwas, das wie ein Flusstal aussah.
    Land.
    220
    ■
    An einem Ballon hängend trieb sie über einen Kontinent.
    »Das ist Aphrodite«, murmelte Nemoto auf dem fernen Mond.
    »Mit der Größe von Afrika und der Form eines Skorpions – schauen Sie auf die Karte, Carole. Sehen Sie die Klauen im Westen und den Stachelschwanz im Osten? Nur dass dieser Skorpion eine Län-ge von vierzehntausend Kilometern hat und sich fast um den halben Äquator zieht …«
    Carole schwebte mit ihrem gekühlten Ballon-Landungsboot in großer Höhe aus Westen ein, an den Klauen des Skorpions vorbei.
    Sie sah ein riesiges Plateau, das einen Durchmesser von fast dreitausend Kilometern hatte und die Ebene, zu der es schroff abfiel, drei Kilometer überragte. Die Oberfläche des Plateaus war stark zerklüftet. Sie erkannte Grate, Mulden und Kuppen, eine verblüffende Vielfalt von Merkmalen, die alle in einer Landschaft vereinigt waren.
    »Das Land sieht so aus, als ob es aufgeplatzt und dann wieder zusammengesetzt worden wäre«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher