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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Vergangenheit. Die Gaijin waren nicht die ersten.
    »Wir wissen nicht, weshalb sie auf halbem Weg stehen geblieben sind«, sagte Nemoto leise. »Kriege. Katastrophen. Wer weiß? Vielleicht finden wir die Antwort auf der Venus. Und vielleicht sind die Gaijin hier, um auch diese Antwort zu suchen.«
    Die Generation meiner Mutter wuchs in dem Glauben auf, das Sonnensystem sei urzeitlich – nicht schon durch irgendwelche Intelligenzen verändert, als wir aus den Meeren krochen. Und ob-215
    wohl wir uns gerade erst auf die Suche begeben haben, sind wir auf das hier gestoßen: Das Relikt eines gigantischen Kolonisierungs-und Emigrationsprojekts, das bereits in die Wege geleitet worden war, lang bevor die Menschen auf der Erde erschienen.
    »Sie haben mit diesem Fund gerechnet«, sagte sie langsam.
    »Nicht wahr, Nemoto?«
    »Natürlich«, sagte Nemoto. »Es war logisch unvermeidbar, dass wir irgendwo im Sonnensystem etwas Derartiges finden würden – nicht im Detail, aber in den Grundzügen. Die Verletzung. Und die Geheimniskrämerei der Gaijin haben mich zu dieser Suche veranlasst.«
    »Noch etwas«, flüsterte Nemoto. »Mit Ihren Daten ist mir eine genauere Schätzung des Alters des Artefakts gelungen. Es ist achthundert Millionen Jahre alt.« Nemoto lachte leise. »Ja. Natürlich ist es das.«
    Carole runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht. Was hat das zu bedeuten?«
    »Ihre Mutter hätte es gewusst«, sagte Nemoto.
    216

kapitel 12
SCHWESTERPLANET
    Carole fiel aus einer Höhe von vierhundert Kilometern der Venus entgegen. Das Landungsboot hatte keine Fenster; die extrem wid-rigen Bedingungen, unter denen es operieren musste, ließen das nämlich nicht zu. Aber die Innenwände waren mit Softscreens überzogen, um Carole die Welt hinter der schützenden Wabenkern-Metallhülle zu zeigen. So glich die Kapsel einem zerbrechlichen transparenten Käfig, und das Universum wurde zweigeteilt: Oben die Sterne, unten der glühende Planet.
    Der Abstieg wäre eine Rüttelpartie mit langen Gleitwegen, bei der die orbitale Energie aufgezehrt wurde. Die Wahrnehmung war so sanft, und das Panorama so überwältigend, dass es fast wie bei einer virtuellen Simulation auf der Erde war. Nur dass das kein Spiel, keine Simulation war; sie war wirklich hier, allein in dieser Nussschale von Kapsel, wie ein Stein, der ins gewaltige Wolken-meer der Venus geworfen wurde – hundert Millionen Kilometer von einer helfenden Hand entfernt.
    Und sie fiel immer weiter. Die Wolkenschichten unter ihr waren noch so unstrukturiert wie zuvor, doch nun flachten sie wie in einer geometrischen Vorführung zu einer perfekten Ebene ab. Wenn sie nach oben blickte, sah sie eine Schleppe aus hellem Plasma, die das Landungsboot beim Eindringen in die obersten Luftschichten 217
    nachzog. Vor dem geistigen Auge sah sie sich selbst aus dem Weltraum, wie ein künstlicher feuriger Meteorit vorm glatten Antlitz der Venus.
    Je tiefer sie kam, desto dicker wurde die Luft. Der Luftwider-stand erhöhte sich, und das Schiff wurde immer stärker durchge-schüttelt. Und nun wurde es auch laut. Die gequälte Luft kreisch-te, als Moleküle durch die Hitze des Abstiegs gespalten wurden, und Blitze aus leuchtendem Plasma zuckten wie eine Lichtorgel über die virtuellen Fenster. Die Temperatur der dünnen Luft stieg auf irdische Werte, zwanzig bis dreißig Grad.
    Aber die Luft war nicht irdisch. Um sie herum kondensierte bereits Schwefelsäure zu kleinen Tröpfchen; eine Säure, die durch das Einwirken von Sonnenlicht auf Schwefelverbindungen und Spuren von Sauerstoff entstand, die aus der Wolkendecke empor-stiegen.
    Bei siebzig Kilometern tauchte sie in die ersten Wolken ein.
    Die Sterne wurden ausgeblendet, und dichter gelber Dunst hüllte sie ein. Bald trübte sich sogar die Sonne deutlich ein und verschwamm, wie sie durch hohe Winterwolken auf der Erde erschien. Die Masse des Luftmeers der Venus lag noch unter ihr.
    Aber sie war schon in der zwanzig Kilometer dicken Haupt-Wolkenschicht, der milchigen Decke, die bis zum Zeitalter der Raum-sonden die Venusoberfläche vor dem Blick der Menschen verborgen hatte.
    Die Stöße wurden immer heftiger. Die Kapsel durchstieß zielstrebig die dünne, widerstrebende Luft, und bald flauten die hohen Superstürme ab.
    Der Hauptfallschirm öffnete sich; sie wurde heftig in den Sitz gedrückt, und der Abstieg verlangsamte sich weiter. Klappernd lö-
    sten kleine automatisierte Sonden sich von der Hülle des Raumschiffs und machten sich auf die

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