Das Multiversum 3 Ursprung
hinunterführten.
Sie kannte jeden Winkel dieses Geländes. Sie wusste nicht, was dahinter lag – sie wusste nicht einmal, dass überhaupt etwas hinter dem ihr vertrauten Terrain lag.
Nun regten sich auch die anderen. Ihre kleine Schwester, Tolpatsch, erhob sich auf dem Bauch ihrer Mutter Termite. Termite streckte sich und hob einen schlanken Fuß, dessen Konturen sich am Himmel abzeichneten.
Schatten glitt aus dem Nest. Die Äste federten raschelnd in ihre natürliche Stellung zurück. Das war ein Feigenbaum, der überall von Ranken verziert wurde. Schatten fand einen Ast, der üppig mit reifen Früchten behangen war und frühstückte erst mal.
Plötzlich hörte sie über sich ein lautes Knacken. Sie zuckte zusammen und schaute nach oben. Es war der Große Boss. Mit ge-bleckten Zähnen sprang er geschmeidig aus dem Nest und sprang voller Elan von Baum zu Baum. Er schaukelte auf den Ästen und pendelte an den Ranken.
Überall verließen die Leute ihre Nester und versuchten, dem Großen Boss aus dem Weg zu gehen. Die friedliche Stille der Nacht wich Grunzlauten und Schreien.
Ein Mann war nicht schnell genug. Es war Klaue, Schattens Bruder, der durch eine verkrüppelte Hand behindert war – die Folge von Kinderlähmung.
Der Große Boss krachte mitten ins Nest des jüngeren Manns und zertrümmerte es. Klaue fiel kreischend durch die Äste auf den Boden.
Der Große Boss verfolgte ihn bis zum Boden, wo er auf und ab stolzierte und die Fäuste schüttelte. Er rüttelte an den Bäumen und warf mit Steinen und Stecken. Dann setzte er sich hin. Die hängenden Schultern waren mit dickem schwarzem Fell bewachsen.
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Einer nach dem andern kamen die Gefolgsleute vom Großen Boss angetrabt: Schwächere Männer, die er sich mit Fäusten und Zähnen und Wutausbrüchen gefügig machte. Der Große Boss be-grüßte sie mit Umarmungen und einer flüchtigen Entlausung.
Klaue war einer der letzten. Er humpelte und hatte die verkrüppelte Hand auf den Bauch gepresst. Schatten sah, dass sein Rücken durch das unsanfte Wecken zerkratzt und blutig war. Er verneigte sich und küsste den Großen Boss auf den Oberschenkel. Jedoch wurde Klaue diese demütige Geste mit einer Kopfnuss vergolten, die ihn zu Boden warf.
Die anderen Männer folgten dem Beispiel ihres Anführers und traten und schlugen den heulenden Klaue, zogen sich aber sofort wieder zurück, nachdem sie ihren Treffer gelandet hatten.
Der Große Boss verzog den Mund zu einem breiten Grinsen und zeigte seine langen Reißzähne.
Nun betrat Termite ruhig und selbstbewusst die kleine Lichtung.
Ihr Kind klammerte sich ans dichte schwarze Haar auf ihrem Rü-
cken. Klaue lief zu seiner Mutter und schmiegte sich an sie, als ob er selbst noch ein kleines Kind wäre.
Einer der Männer verfolgte Klaue mit lauten Rufen. Wie die meisten Männer war er einen Kopf größer als Termite und um einiges schwerer. Doch Termite gab ihm einen Klaps, und er trollte sich.
Nun ging der Große Boss selbst auf Termite zu. Er schlug sie so heftig, dass sie wankte.
Termite wich aber nicht zurück, sondern schaute den Großen Boss ruhig an.
Mit einem letzten Knurren drehte der Große Boss sich um. Er bückte sich und kackte mit einem knatternden Furz. Dann wischte er sich mit Blättern das Hinterteil, während seine Günstlinge sich versammelten und ihm das lange schwarze Fell pflegten.
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Termite ging auf Nahrungssuche, gefolgt von Klaue und dem Kind.
Der Zwischenfall war vorbei und die Kräfteverhältnisse geklärt.
Ein neuer Tag war im Wald der Elfen-Leute angebrochen.
Schatten schwang sich behände auf den Boden hinab und folgte ihrer Familie.
Die Leute hielten sich unter den Bäumen auf, in denen sie geschlafen hatten. Sie saßen mit übereinander geschlagenen Beinen da und kämmten sich gegenseitig. Sie untersuchten sorgfältig das lange schwarze Haar und entfernten Schmutz, Zecken und andere Insekten.
Schatten nahm ihre kleine Schwester auf den Schoß. Tolpatsch zappelte und wand sich – was aber daran lag, dass vor ein paar Tagen Zecken sich bei ihr eingenistet hatten. Schatten fand ein paar der kleinen rötlichen Kreaturen in der Kopfhaut des Kinds.
Sie zog sie heraus und steckte sie in den Mund. Sie genoss den salzigen Geschmack des Bluts, wenn sie die Insekten mit den Zähnen knackte.
Um sie herum herrschte lebhaftes Treiben. Die Leute gingen umher, kämmten sich, aßen und waren in ein komplexes Geflecht aus Lust, Loyalität, Neid und Macht eingebunden. Die Leute waren
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