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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gewesen als im Shuttle. Er drehte sich auf den Rücken, warf ein paar Pillen ein und hoffte, dass die Übelkeit wieder verging.
    Ungelenk befreiten sie sich mit gegenseitiger Hilfe von den Start-anzügen. Auf der restlichen Strecke zum Roten Mond würden sie leichte Springerkombis und Betacloth-Stiefel tragen.
    Die X-38, ein hastig modifiziertes Rettungsboot der Raumstation, war nur knapp zehn Meter lang und hatte eine plumpe Form, die die Piloten als Kartoffel mit Flossen charakterisierten.
    Für Malenfant und Nemoto waren Liegen im abgerundeten Heck-abschnitt des Raumschiffs eingebaut. Das für einen mehrstündigen Flug vom niedrigen Orbit zur Erde konzipierte Raumschiff war mit Ausrüstung vollgestopft, die sie für zehn bis zwölf Tage am Leben erhalten sollte – die Zeit, die sie brauchen würden, um zum Roten Mond zu gelangen und gleich wieder zurückzufliegen, falls die Eingeborenen sich als unfreundlich erwiesen. Der Innenraum war so beengt, dass die Besatzung kaum aufrecht zu sitzen vermochte – für seine primäre Funktion als Rettungsboot für den 196
    Transport verletzter oder gar bewusstloser Besatzungsmitglieder hätten die Liegen aber ausgereicht.
    Am hinteren Ende der Landefähre waren Flüssigbrennstoff-Raketen angeflanscht. Das Triebwerk und die Brennstoffe basierten auf den einfachen und zuverlässigen Systemen der alten Apollo-Mondfähre. Mit diesem Triebwerk würden sie abbremsen und in die Mondumlaufbahn gehen, und wenn sie sich dann für die Landung entschieden, würden sie noch stärker verzögern, bis das Landungsboot in den langen Gleitflug durch die Atmosphäre eintrat. Es würde die Abstiegshitze in einer Reihe aerodynamischer Manöver abführen, vergleichbar mit dem Eintritt des Shuttle-Orbiters in die Erdatmosphäre.
    In der letzten Phase des Abstiegs würde ein großer blauweißer Gleitschirm, ein fast fünfzig Meter durchmessender lenkbarer Fallschirm, sich aus einem Abteil im Heck der Landefähre entfalten.
    Das wäre ein Flug der besonderen Art. Der Gleitschirm, der größte lenkbare Fallschirm aller Zeiten, wurde mit Flügelschlägen gelenkt – genauso, wie die Gebrüder Wright ihr erstes bemanntes Fluggerät gesteuert hatten. Das schien auch irgendwie passend. Auf jeden Fall würden sie so den Landeanflug durchführen und sanft auf Kufen landen.
    In der Theorie.
    In der Praxis würden sie das Raumschiff gar nicht steuern. Der ganze Abstieg war automatisiert. Das war etwas, dem Malenfant sich heftig widersetzt hatte. Die Kontrolle der Ruder und Klappen einem virenanfälligen Computerprogramm zu überlassen, ging ihm gegen jeden Instinkt, den er in seiner dreißigjährigen Flugpra-xis erworben hatte. Aber es war viel leichter und einfacher für die Ingenieure, eine Landefähre zu entwickeln, die von selbst zu fliegen vermochte, als eigens für den Piloten eine Steuerung zu kon-struieren. Vertrauen Sie uns, Malenfant. Vertrauen Sie der Maschine.
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    Die sanitären Einrichtungen waren bescheiden, selbst im Vergleich zur Station und zum Shuttle. Zum Waschen musste Malenfant sich bis auf die Haut ausziehen und mit einem Schwamm säubern. Die driftenden Wasser-und Seifentropfen aufzufangen war langwieriger als der Waschvorgang selbst.
    Die Toilette war sogar noch primitiver. Es gab keine separate Toilette wie im Shuttle und in der Raumstation, so dass sie sich mit einer Vorrichtung behelfen mussten, die auf dem Stand von Apollo und noch früheren Konstruktionen war. Es gab Behälter für den Urin, was nicht weiter schlimm war, wenn man darauf achtete, nicht daneben zu pissen. Doch für ein ›großes Geschäft‹
    musste man sich wieder bis auf die Haut ausziehen und versuchen, den Darm in Plastikbeutel zu entleeren, die man mit beiden Händen an den Hintern hielt.
    In dieser beengten Umgebung hatten sie natürlich keinerlei Pri-vatsphäre. Aber das stellte kein Problem dar. Nemoto war fünfundzwanzig Jahre alt und hatte eine schöne, schlanke Figur, die Malenfant aber nicht reizte – und umgekehrt galt das gleiche, soweit er es zu beurteilen vermochte. Ihr Verhältnis war heikel, aber sie kamen gut miteinander aus und entwickelten sogar eine innige Beziehung. Aber eben nur wie Geschwister.
    Ihm kam es so vor, als würde er dieses seltsame, stille Mädchen seit langer Zeit kennen. Vielleicht hatte er sie schon in einem anderen Leben kennen gelernt.
    Nach achtzehn Stunden legten sie sich schlafen.
    Malenfant hatte immer Schwierigkeiten gehabt, im Orbit zu schlafen. Jedesmal, wenn die

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