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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sah mit trübem Blick, dass ein rotbraun gefiederter Vogel von seinem gut getarnten Versteck in einer Seerosenkolonie auf-flog. Hals und Kragen waren weiß und golden, und er entfaltete lange Beine mit schlanken Zehen. Der Vogel beäugte sie misstrauisch.
    … Kein Vogel. Eine Fledermaus, die anscheinend ihre Jungen in Nestern ausbrütete, die sie auf diesen treibenden Pflanzen gebaut hatte. Dass Fledermäuse sich so verhielten, hatte sie noch nie ge-hört. Als das Floß mit den Läufern an ihr vorbeikam, stakste die Fledermaus mit abgezirkelten Schritten und raschelnden Schwingen über die Seerosen. Dann lief sie zum Nest zurück und ließ sich mit allen Anzeichen der Gereiztheit darauf nieder.
    Obwohl die Mahlzeit in Gestalt des verlorenen Kinds die große Kreatur, die sie anfangs belauert hatte, gesättigt zu haben schien, sah Emma überall gezackte Rücken und gelbe Augen aufblitzen.
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    Die Krokodile verfolgten den Zerfall des Floßes und erwarteten den unvermeidlichen Zeitpunkt, an dem die unglücklichen Passagiere ins Wasser fallen würden.
    Sally drehte den Kopf. Sie hustete und erbrach. Blass-gelbe, stinkende Galle ergoss sich in Emmas Schoß.
    »Ach du Scheiße.« Sie packte Sallys Bein unterm Knie und versuchte, sie zu sich herüberzuziehen.
    Das Floß schaukelte, die Äste bogen sich durch, und die Läufer brüllten und fletschten die Zähne.
    Emma beachtete sie nicht. Schließlich gelang es ihr, Sally neben sich zu legen. Sie schob Sally den unversehrten Arm unter den Kopf, legte ihr den gebrochenen auf den Bauch und brachte sie so in eine stabile Seitenlage, damit sie nicht vom Floß rollte. Dann streckte sie Sallys Kopf, um zu verhindern, dass sie erstickte und wurde mit einem weiteren Schwall Erbrochenem besudelt, der sich über die Hände ergoss.
    Nun wurde sie mit einem neuen Problem konfrontiert: Mit einem neuen Gestank, einem feuchten Fleck, der über Sallys Rückseite sich ausbreitete. Offensichtlich Durchfall.
    Feuer stieß einen leisen Ruf aus und hielt sich die Hand vor die Nase.
    Es gab nichts, was Emma zu tun vermocht hätte, jedenfalls nicht im Moment. Aber ein gutes Zeichen war das sicher nicht. Vielleicht war es eine Blutvergiftung: Es hätte nur ein Läufer mit seinen schmutzigen Fingern die Wunde berühren oder ein Spritzer Flusswasser sie benetzen müssen, um diese Wirkung zu haben.
    Oder vielleicht war es noch schlimmer, eine Krankheit wie Hepati-tis, Cholera oder Typhus oder gar ein übler Erreger, der auf dieser hässlichen kleinen Welt beheimatet war. Auf jeden Fall war sie nicht fähig, anhand der Symptome eine Diagnose zu erstellen.
    Und selbst wenn sie gewusst hätte, woran Sally erkrankt war, was hätte sie tun sollen? Den Taschen-Verbandskasten hatte sie zusam-210
    men mit dem Rest der dürftigen Ausrüstung verloren, als sie vor den großen, mit Fellen bekleideten Wesen namens Ham geflohen waren. Sie durchsuchte die Taschen der zerrissenen, schmutzigen Fliegerkombi und hoffte, eine Antibiotika-Tablette zu finden, die vielleicht aus dem Verbandskasten gefallen war.
    Sally verkrampfte sich erneut, und diesmal war das Erbrochene klarer, eine farblose sämige Flüssigkeit.
    Maxie, der bei den anderen Kindern hockte, verfolgte das alles mit großen Augen. Er hatte nichts mehr gesagt, seit sie vom Ufer abgelegt hatten, und nun sah er, dass Emma Sally wie ein Stück Fleisch behandelte. Das machte dem eh schon traumatisierten Kind zweifellos schwer zu schaffen. Später, Emma; einen Patienten nach dem andern.
    Nachdem sie eine Stunde lang auf dem Fluss getrieben hatten, näherte sich das Floß dem anderen Flussufer. Flache Geländeab-schnitte, die mit purpurn-schwarzem Geröll übersät waren, glitten vorbei. Mit mehr Glück als Verstand bewältigten die Läufer die Überquerung dieses mächtigen, trägen Wasserlaufs.
    Sand schimmerte rostbraun einen knappen Meter unter der Oberfläche. Die Äste des Floßes schabten über den Grund, und das Floß knackte und drehte sich. Es löste sich auf, und die einzelnen Äste trieben auseinander. Die Läufer schrien auf, und eine dünne Frau fiel mit einem Angstschrei ins Wasser.
    »Emma!« Maxie kam stolpernd auf sie zu. Die kleinen Füße tauchten ins braune Flusswasser ein. Er warf sich ihr in die Arme, und sie drückte ihn an sich.
    Die Läufer fielen mit lauten Angstschreien ins Wasser oder sprangen vom Floß und planschten herum. Sie schienen sich nur mit Mühe über Wasser zu halten, und Emma fragte sich, ob ihre muskulösen Körper eine

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