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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zu lassen, streckte sie die Hand nach Maxie aus. »Komm, Maxie. Das ist nicht der richtige Ort für uns, nicht mehr. Das ist er nie gewesen …«
    »Nein!« Maxie riss sich mit verzerrtem Gesicht von ihr los.
    Ich bin die Frau, die seine Mutter getötet hat, sagte sie sich.
    Trotzdem hat er nur mich. Sie versuchte ihn zu packen.
    Er rannte am Ufer entlang.
    »Maxie!«
    Sie war kaum losgelaufen, um ihn zurückzuholen, als er auch schon bei den Läufern angelangt war, die sich gesammelt hatten und gegenseitig die Wunden betasteten. Sie erhaschte einen letzten Blick auf sein kleines Gesicht. Er schaute sie mit einem harten, vorwurfsvollen Blick an.
    Dann war er verschwunden.
    Ein Schrei ertönte, ein Schrei, der ihr durch Mark und Bein ging – der Schrei eines Kinds, das qualvolle Schmerzen litt. Die Frau, Gras, schaute traurig in den Wald.
    Emma tauchte im Dämmerlicht des Walds unter, denn sie wusste nicht, wohin sie sonst hätte gehen sollen.
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Reid Malenfant:
    Die Ereignisse entwickelten eine Eigendynamik, die für die Apollo-Astronauten nicht gegolten hatte. Die Gravitation des Roten Mondes, deutlich stärker als die von Luna, hatte das fallende Raumschiff fest im Griff und zog es in eine Kurve, auf der sie die Atmosphäre nur streifen würden.
    Nemoto murmelte etwas vor sich hin und erledigte noch immer so ruhig ihre Aufgaben, als sei sie in Houston in einer Simulation.
    Malenfant versuchte, sich auf seine Checkliste zu konzentrieren.
    Aber er schaute immer wieder auf das seltsame Panorama, das vorm Fenster an ihm vorbeizog.
    Plötzlich sah er die Morgendämmerung.
    Licht schwappte über den Rand der großen Scheibe aus Schwär-ze. Zuerst war es tiefrot und breitete sich langsam um die Krümmung dieser kleinen Welt aus. Dann verdickte das Lichtband sich, wurde orange-gelb und bekam schließlich einen Stich ins Blaue.
    Das Licht strebte dem hellsten Punkt entgegen, als ob es die Son-nenscheibe selbst neu erschaffen wollte. Und nun sah Malenfant Schatten tiefer Wolken in der Atmosphäre; sie grenzten tiefere Luftschichten mit ein paar hundert Kilometer langen Linien deutlich ab. Die Oberfläche warf das Licht zurück – es war ein Meer, dunkel und glatt, das blutrot glühte. Und das Licht durchdrang den Himmel immer mehr und stieg höher und höher.
    Das war ein Sonnenaufgang; nicht auf dem atmosphärelosen Mond, sondern auf einer Welt mit einer Atmosphäre, die noch dichter war als die der Erde – und mit einer Atmosphäre, die mit dem Staub einer Kette großer Stratovulkane geschwängert war.
    Diese vollblütige Morgendämmerung war erschreckend und irgendwie unerwartet so fern der Heimat.
    Zum ersten Mal schweiften Malenfants Gedanken von der Erde, dem Ausgangspunkt ab und richteten sich auf die Welt, der er sich 220
    näherte. Plötzlich vermochte er es kaum noch zu erwarten, auf die Oberfläche hinab zu steigen, die Hand in den Boden einer neuen Welt zu senken und ihre Luft zu atmen.
    Emma Stoney:
    Das Licht erlosch, und die Schatten färbten sich tiefgrün.
    Sie bewegte sich so lautlos wie möglich und achtete auf jedes Rascheln eines Blatts und jedes Knacken eines Zweigs. Und jedesmal, wenn sie ein solches Geräusch hörte, rechnete sie damit, von einer Elfe angefallen zu werden.
    Sie wusste nicht, wohin sie ging und welchen Plan sie überhaupt verfolgte. Aber sie wusste, dass sie sich von diesem Ufer entfernen musste.
    Das Geschrei ertönte erneut. Sie zuckte zusammen. Es war sehr nah und sehr laut. Sie ging im Gehölz in Deckung und lauschte wie gelähmt vor Schreck. Und sie sah Bewegung zwischen ein paar Bäumen zur Rechten. Klasse, Emma. Du bist direkt auf sie zuge-gangen.
    Das waren natürlich die Elfen-Leute. Sie hatten das Läufer-Kind mit gespreizten Gliedmaßen auf den Boden gelegt. Die Augen waren vor Entsetzen geweitet. Elfen-Zähne gruben sich in den Oberschenkel des Jungen, und als die Affen-Visage sich zurückzog, hatte sie das blutverschmierte Maul voller Fleisch.
    Der Junge zappelte heftig. Emma sah, dass er die Augen verdrehte. Und er schrie wie am Spieß.
    Und dann verfolgte Emma, die sich aus Angst vor Entdeckung nicht aus ihrem Versteck wagte, wie der Junge systematisch verstümmelt wurde: Sie tranken sein Blut, bissen ihm die Genitalien ab, rissen ihm mit einem Ruck einen Arm aus. Und der Junge durchlitt all das bei lebendigem Leib und schrie ohne Unterlass.
221
    … Sie spürte eine Hand auf der Schulter.
    Sie schnappte nach Luft, wirbelte herum und fiel mit einem leisen Knacken ins

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