Das Multiversum 3 Ursprung
und 1990 teilgenommen hatte. Im Jahr 1992, im Alter von zweiunddreißig Jahren, hatte er endlich eine Einladung zum Vor-stellungsgespräch im Johnson Space Center in Houston bekommen und war anschließend auf seinen Stützpunkt in San Diego zurückgekehrt.
Schließlich hatte das Astronautenbüro ihn angerufen. Aber er wurde bis zur offiziellen Bekanntgabe, die am nächsten Tag erfolgen sollte, zu Stillschweigen vergattert. Natürlich hatte er das Geheimnis bewahrt, sogar gegenüber Emma.
Also hatten sie am nächsten Tag ein Flugzeug nach San Francisco bestiegen, wo sie ein verlängertes Wochenende mit Emmas Freunden verbringen wollten (Malenfant verzichtete allerdings auf die Art von Freunden, mit denen man ›ein Wochenende verbringen konnte‹ – dazu war ihm seine Leber zu schade). Malenfant hatte dem Piloten die Pressemitteilung der NASA gegeben. Kurz nachdem die Reiseflughöhe erreicht worden war, rief der Pilot Em-24
ma aus: Würde Emma Malenfant sich bitte zu erkennen geben? Würden Sie sich bitte erheben?
Es hatte einen Moment gedauert, bis Emma sich überhaupt bewusst wurde, dass sie gemeint war. Im Geschäfts-und Privatleben benutzte sie nämlich ihren Mädchennamen Stoney, nur nicht in der kleinen Welt der Navy. Konsterniert – und irritiert wegen Malenfants ostentativer Teilnahmslosigkeit – hatte sie den Sicher-heitsgurt gelöst und war aufgestanden.
Sie mögen hoffentlich Barbecues, Ms. Malenfant, sagte der Pilot, weil ich hier nämlich eine Pressemitteilung habe, in der es heißt, dass Sie nach Houston, Texas gehen. Commander Reid Malenfant von der US Navy ist für den Astronauten-Ausbildungsjahrgang 1992 der NASA zugelassen worden.
»… Und das ganze Flugzeug applaudierte, als ob du John Glenn höchstpersönlich gewesen wärst, und dann kredenzten die Stewar-dessen uns Champagner aus kleinen Plastikflaschen. Erinnerst du dich, Malenfant?« Sie lachte. »Aber du konntest leider nicht mit mir anstoßen, weil die Luftkrankheit dich gepackt hatte.«
Malenfant grunzte verdrießlich. »Es hat in der Luft angefangen und hört auch in der Luft auf. Willst du mir das damit sagen?«
»Es hat auf jeden Fall eine gewisse Symmetrie … und vielleicht ist das gar nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Neuem.
Stimmt's? Wir stehen vielleicht am Anfang eines gemeinsamen neuen Abenteuers. Wer weiß?«
Sie sah, dass seine Schultern noch immer verspannt waren.
Sie seufzte. Kommt Zeit, kommt Rat, Emma. »In Ordnung, Malenfant. Wie war das mit den UFOs?«
»Tansania. Laut Bill eine angebliche Sichtung über der Olduvai-Schlucht.«
»Olduvai? Wo die menschlichen Fossilien herkommen?«
»Ich weiß nicht. Was spielt das auch für eine Rolle? An dieser Meldung scheint jedenfalls mehr dran zu sein als bei den meisten 25
anderen. Die Anrainerstaaten Tansania, Sambia, Kenia und Mo-zambique schicken schon Aufklärungsflugzeuge hoch.«
Bei der Aufzählung dieser Staaten wurde Emma auch nicht gerade wohler. »Malenfant, bist du sicher, dass wir uns da reinhängen sollten? Ich bin nämlich nicht darauf erpicht, dass so ein schieß-
wütiger Buschpilot uns mit Außerirdischen verwechselt.«
Er stieß ein bellendes Gelächter aus. »Komm schon, Emma. Du pflegst wieder einmal deine Vorurteile. Wir haben das Personal der einen Hälfte dieser Staaten ausgebildet und an die andere Hälfte die Flugzeuge verkauft. Außerdem sind es nur Aufklärungsmaschi-nen. Bill informiert sie gerade über unser Kommen. Es besteht al-so keine Gefahr. Und wer weiß? Vielleicht werden wir sogar Zeuge des Erstkontakts?«
Hinter der Fassade des Zynismus spürte sie einen Anflug echter Aufregung. Aus heiterem Himmel war Reid Malenfant, der Astronauten-Held, ins nächste Abenteuer gestolpert. Ein Abenteuer, bei dem sie wieder außen vor blieb.
Ich habe mich geirrt, sagte sie sich. Ich werde ihn nie zurückbe-kommen, was auch immer bei der NASA passiert. Aber dann hat er mir im Grunde auch nie gehört.
Ihre Sympathie für ihn schwand. »Du hast Joe Bridges allen Ernstes gesagt, dass er sich seinen Job in den Arsch stecken soll?«, fragte sie barsch.
»Das war der schönste Moment meines Lebens.«
»Ach Malenfant. Weißt du denn immer noch nicht, wie das läuft? Wenn du die Strafe akzeptiert und den Job angenommen hättest, dann wärst du durch das Rotationsverfahren für den nächsten Flug oder spätestens den übernächsten ausgewählt worden.«
»Bullshit.«
»Das ist der Lauf der Welt. Ich habe das am eigenen Leib erfahren.
Weitere Kostenlose Bücher