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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Grab ab. Als das Grab aufgefüllt war, planierte Abel es mit stampfenden Schritten und ließ die Kinder da-rüber laufen.
    Leute weinten. Viele hatten Jacob geliebt. Doch nun war Jacob gegangen.
243
    Wenn die Welt der Hams unveränderlich war, so war sie auch eine Welt voller Beschränkungen. Wenn zu viele Kinder geboren wurden, dann verhungerten sie, weil das Land nur eine bestimmte Anzahl von Leuten ernährte. Sie vermochten nur die Tiere zu jagen, die so alt oder schwach waren, dass man sie auf kurze Distanz stellen und mit vereinten Kräften niederringen konnte. Das Leben jeder Person wurde durch ihre Kraft und Gesundheit sowie den Reichtum des Landes und die Launen des Wetters bestimmt. Niemand, nicht einmal Joshua, vermochte ein Werkzeug ›neuen Typs‹
    hervorzubringen.
    Und dann war da die ultimative Grenze, die Grenze des Tods.
    Jacob war verschwunden, kein Stück lebendiger als in der Zeit vor seiner Geburt, jenseits von Hoffnung, Schmerz und Liebe. Im Moment trauerten die Leute und sprachen von ihm, als ob er noch am Leben wäre. Doch bald würden jene, die sich an ihn erinnerten, selbst sterben, und dann würde sogar sein Name von der Welt getilgt werden.
    Abwesend schaute Joshua zum Himmel auf. Er reckte den Hals und hielt Ausschau nach der Blauen Erde.
    Und da sah er es: Ein Ding wie eine Fledermaus, das durch den Himmel segelte, schwarz und weiß wie eine Möwe – und doch war es keine Fledermaus. Die Flügel waren starr, und es war dick und fett, und es schwebte, an Fäden aufgehängt, unter einer großen blauen und weißen Haut.
    Es verschwand aus Joshuas Blickfeld hinter der Kante der Klippe. Er starrte mit offenem Mund und merkte sich die Stelle, wo diese seltsame Fledermaus-Kreatur niederging.
244
Schatten:
    Schatten wollte nicht aufwachen. Im Schlaf hatte sie es schön warm und lag weich auf geflochtenen Zweigen. Sie träumte Träu-me von fünf Millionen Jahre alten Bäumen.
    Es war das Baby, das sie mit einem heftigen Tritt aus den Träumen riss, so dass sich ihr der Magen verkrampfte.
    Ihre grüne Stimmung zerplatzte in einem roten Hagel. Sie drehte sich stöhnend um, und der Magen stülpte sich ihr um, als ob sie sich übergeben müsse. Aber es war ein trockenes Würgen; der Magen war leer.
    Sie setzte sich auf und rieb sich den Bauch. Langsam ließen die Krämpfe nach. Die Sonne stand schon überm Horizont, und der Himmel hatte durch den Staub in der Luft eine zartrosa Färbung.
    Sie musterte den Baum, auf den sie sich in der Dunkelheit ge-flüchtet hatte. Elfen-Leute waren hier gewesen. An den Stellen, wo sie Nester gebaut hatten, waren die Äste geknickt und abgebrochen, und von den grünen Früchten des Baums waren kaum noch welche übrig.
    Sie war nicht weit gekommen. Sie befand sich immer noch innerhalb des Aktionsradius ihrer Leute. Die Sonne stand schon hoch und schien durchs Blätterdach. Die Leute erwachten mit der Dämmerung. Sie waren vielleicht schon in der Nähe.
    Sie pflückte ein paar Früchte und steckte sie sich in den Mund.
    Die Leute. Wie bei jedem Aufwachen erinnerte sie sich auch jetzt wieder in blutroten Splittern daran, was ihr zugestoßen war – an Klaue, den Großen und den kleinen Boss und an die Zurückwei-sung durch ihre Mutter. Die bruchstückhaften schrecklichen Bilder zerflossen zu grünen und roten und blauen Schlieren. Sie stieß einen Schreckensschrei aus, als ob ein Räuber aus ihrem eigenen Kopf heraus zum Sprung auf sie ansetzte.
245
    Sie verließ das Nest und kletterte den Baum hinunter zum Boden. Sie brach durchs Unterholz und knickte kleine Äste und Bü-
    sche, ohne sich Gedanken um die Geräusche zu machen, die sie verursachte. Sie sah keine Leute und hörte auch keine.
    Und sie blieb erst stehen, als sie an einem Ort war, den sie nicht kannte.
    Zum ersten Mal im Leben war sie ohne die Anleitung der Älteren, die den Standort jedes Obstbaums gekannt hatten und jeden rauschenden Bach. Alles war neu: Die Bäume, die Felsen, die subtilen roten Schattierungen des Erdbodens, sogar die Art und Weise, wie die Sonnenstrahlen durchs Blätterdach stachen. Sie wusste nicht, wie sie sich einen Weg durch diese neue Landschaft suchen und überleben sollte. Ihre Art erkannte keine Muster in der natürlichen Welt; sie lernten die Merkmale ihrer Umwelt – die Gefahren, die Nahrungs-und Wasserquellen durch Übung.
    Panik überkam sie. Am liebsten wäre sie den Weg zurück gerannt, den sie gekommen war.
    Sie dachte an Klaue.
    In einem der Bäume war ein Loch, knapp

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