Das Muster der Liebe (German Edition)
in einem Restaurant oder in meiner eigenen Cateringfirma sein möchte. Und wir haben darüber geredet, dass ich eine namhafte Kochschule besuchen sollte – obwohl das wahrscheinlich niemals passieren wird.” Das war nur ein kleiner Teil ihrer Unterhaltung. Jordan hatte das Talent, andere Menschen aus der Reserve zu locken und ihnen das Gefühl zu vermitteln, der Mittelpunkt des Universums zu sein.
“Du möchtest Chefköchin werden?”
Alix zuckte die Schultern. Eigentlich hätte diese Information für Laurel nicht allzu überraschend sein dürfen. Immerhin wohnten sie seit Jahren zusammen. Gekocht hatte immer nur Alix. Laurel spezialisierte sich im Laufe der Zeit darauf, möglichst viel Eiscreme, Waffeln und Kartoffelchips in der Küche zu lagern. Doch in diesem Moment fiel Alix auf, dass die beiden sich nie die Zeit genommen hatten,
mehr
als nur Mitbewohnerinnen zu werden. Bis vor Kurzem hatte Alix ihre Hoffnungen und Träume niemandem anvertraut – auch nicht Laurel. Alix besaß nur wenige wirkliche Freunde, auch wenn sie zu den Frauen in der Strickgruppe eine ganz besondere Verbundenheit empfand.
Seitdem Laurel nicht mehr mit dem Gebrauchtwagenhändler zusammen war, verbrachte sie die meiste Zeit allein. Ihr Selbstmitleid ging Alix schon bald auf die Nerven. In ihren Augen bedeutete diese Trennung keinen großen Verlust, doch Laurel sah das offensichtlich anders.
“Weiß er von deiner Mutter?”, fragte Laurel.
Die Tatsache, dass ihre Mutter im Augenblick eine Strafe in der Frauenhaftanstalt in Purdy verbüßte, war etwas, über das Alix nicht unbedingt gern sprach. “Ich habe es ihm erzählt.” Es gab kaum etwas, das Jordan
nicht
über sie wusste. Sie wollte nicht, dass es irgendwann zu unschönen Überraschungen kam. Er wusste auch, dass ihre Mutter verurteilt worden war, weil sie versucht hatte, Alix’ Vater zu töten.
“Denkst du manchmal an sie?”
“Nicht oft.” Allmählich fand Alix die Fragen etwas irritierend. Doch weil Laurel in letzter Zeit so schlecht drauf war, wollte sie sie ermutigen, weiterzusprechen.
“Liebst du sie?”
“Meine Mutter?” Über diese Frage musste sie ernsthaft nachdenken. Wenn sie ehrlich war, würde Laurel es vielleicht auch sein. “Ich denke schon. Allerdings habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr, denn immer wenn sie schreibt, will sie nur Zigaretten oder Geld von mir. Nie fragt sie, wie es mir geht, und nie zeigt sie irgendein Interesse an mir. Ich brauche sie nicht.” Sie sagte diese Worte möglichst beiläufig, um deutlich zu machen, dass es ihr nichts ausmachte. “Ich mache mir nur Sorgen, dass ich eines Tages so werden könnte wie sie.”
“Nicht
du“
, erklärte Laurel voller Überzeugung. “Du bist zu stark dafür, hast eine zu gefestigte Persönlichkeit.”
Alix sah sich nicht so. Aber es gefiel ihr, dass Laurel sie für stark hielt.
“Du lässt es nicht zu, dass dich jemand verletzt oder benutzt, so wie John mich benutzt hat”, flüsterte sie.
“Vergiss ihn”, sagte Alix zum tausendsten Mal. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum Laurel an einem Mann hing, der so mies mit ihr umgegangen war. Es ergab einfach keinen Sinn. Darüber hinaus hatte Laurel seit Monaten nichts von John gehört oder gesehen.
Laurel senkte den Blick.
“Du musst mal wieder ausgehen”, sagte Alix.
Ihre Mitbewohnerin seufzte und sah sie unglücklich an. “Ich will nicht, dass mich jemand sieht – ich bin so fett.”
“Dann hör doch auf zu essen.”
“Bei dir klingt das alles so einfach, aber das ist es nicht. Man kann nicht einfach aufhören.”
“Dann unternimm jeden Tag einen Spaziergang. Lauf, anstatt den Bus zu nehmen. Du wirst dich wundern, wie schnell die Pfunde purzeln, wenn du dich ein bisschen bewegst.”
“Als ob du etwas darüber wüsstest, wie man abnimmt. Du bist doch perfekt.”
Alix hatte nicht geahnt, dass ihre Mitbewohnerin so große Stücke auf sie hielt.
“Wirst du Jordan irgendwann einmal heiraten?”
Alix lachte auf. Darüber hatte sie sich nun wirklich noch keine Gedanken gemacht. “Ja, genau.” Sie ergriff auf dem Weg nach draußen ihre Tasche. Den Türgriff schon in der Hand zögerte sie und drehte sich noch einmal um. “Versprich mir, dass du heute mal rausgehst, ja? Es ist nicht gut, immer nur hier herumzusitzen und Trübsal zu blasen.”
“Okay.”
Alix wollte gerade die Tür hinter sich schließen, als Laurel sie zurückhielt. “Alix? Danke.”
“Wofür?”
“Dafür, dass du meine Freundin bist”,
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