Das Muster der Liebe (German Edition)
Zwar lag es nicht in meiner Macht, etwas gegen den Krebs zu tun, aber meine Reaktion darauf hätte anders sein können. Ich hatte die Opferrolle zur Perfektion getrieben.
Noch immer stand ich in der Küche und spielte gerade mit dem Gedanken, Margaret anzurufen. Plötzlich klingelte das Telefon, und ich erschrak. Ich ergriff den Hörer. “Hallo?”
“Wir könnten uns in einer halben Stunde im
Pour House
treffen”, erklang Brads Stimme.
“Heute?”
“Ja”, sagte er, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
“Okay.” Ich hörte, wie das Telefon klickte, als er auflegte.
In fünf Minuten hatte ich mein Haar gekämmt und ein wohlduftendes französisches Parfum auf meine Handgelenke gesprüht. Mein Dad hatte es mir vor Jahren geschenkt – ich benutzte es nur für wirklich wichtige Anlässe. Auf meinem Weg nach draußen ergriff ich noch einen leichten Pullover, dann eilte ich los.
Ich fand gleich einen Tisch und hatte bereits einen Krug Bier bezahlt, als Brad hereinkam. Aufmerksam blickte er sich um, entdeckte mich und kam zu mir. Er setzte sich auf die Bank mir gegenüber.
Obwohl ich mich bemühte, etwas zu sagen, konnte ich nicht anders, als Brad einfach nur anzuschauen. Und plötzlich füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich glaubte, vor Scham sterben zu müssen, wenn er es bemerken würde. So senkte ich meinen Kopf und starrte angestrengt in mein Glas Bier.
Doch natürlich merkte er es.
“Lydia, weinst du?”
Ich nickte und kramte, auf der Suche nach einem Taschentuch, hektisch in meiner Handtasche. “Es tut mir so leid”, schluchzte ich und versuchte die Tränen zurückzuhalten.
“Dass du weinst?”
Ich nickte und ließ meinen Kopf ein bisschen mehr hängen, als nötig gewesen wäre. “Alles tut mir leid. Ich habe dich furchtbar behandelt.”
“Ja, das stimmt.”
“Ich hatte solche Angst und …”
“Du hast meinen Brief nicht gelesen.”
“Ich weiß.” Ich hielt inne und putzte mir die Nase. “Ich konnte es nicht – wenn ich es getan hätte, dann hätte ich dich nicht einfach so aus meinem Leben gehen lassen können. Doch ich
musste
dich gehen lassen – um deinet- und um meinetwillen.”
Brad nahm den Krug und füllte mein Glas. “Ich treffe meine Entscheidungen lieber selbst.”
“Ich weiß, aber …” All meine Entschuldigungen würden hohl und unehrlich klingen. “Margaret denkt, ich bin egozentrisch, und ich glaube, sie hat leider recht. Es tut mir wirklich leid, Brad … alles.”
“Das ist es, was du mir sagen wolltest? Darum hast du mich angerufen und gebeten, mich mit dir zu treffen?”
Wieder nickte ich. Das hatte ich ihm sagen wollen. Doch es gab natürlich noch mehr, worüber ich mit ihm sprechen musste. Meine Kehle war wie zugeschnürt, und das Schweigen zwischen uns war kaum zu ertragen.
“Da ist noch mehr.”
Brad sah erwartungsvoll von seinem Bier auf. Er machte es mir nicht eben leicht, doch das hatte ich wohl nicht anders verdient.
“Seit ich dich zum ersten Mal getroffen habe, bin ich … glücklich.”
Er zuckte die Schultern. “Du kannst mir viel erzählen.”
“Ich weiß. Ich schätze, ich habe Schwierigkeiten mit dem Leben, wenn alles so glattgeht. Ich bin es einfach nicht gewohnt, glücklich zu sein, und kann damit nicht umgehen. Also tue ich etwas Dummes und zerstöre alles.”
“Bist du von allein darauf gekommen?”
Ich schüttelte den Kopf. “Margaret hat mir geholfen.” Zwar nicht auf besonders einfühlsame Weise, aber das musste er nicht erfahren. Die Beziehung zu meiner Schwester war noch immer kompliziert, doch mittlerweile wusste ich immerhin, dass sie sich um mich sorgte.
“Ach ja, Margaret. Die kleine Miss Ehestifterin.”
“Sie ist in Ordnung.” Es überraschte mich, dass ich sie ganz automatisch in Schutz nahm.
“Ja, das ist sie – und du bist es auch.”
Unter Tränen musste ich lächeln. “Danke.”
Er nahm einen großen Schluck Bier. “Okay. Jetzt, da wir die Entschuldigungen hinter uns haben … was nun?”
Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. “Wohin soll unsere Beziehung denn deiner Meinung nach führen?” Mein Herz hämmerte so laut, dass ich kaum meine eigenen Gedanken verstehen konnte.
“In dieselbe Richtung, die wir eingeschlagen hatten, bevor du ins Krankenhaus gegangen bist”, sagte er. Brad sah mich eindringlich an, während er nach meiner Hand griff. “Und was denkst du, Lydia? Was wünschst du dir?”
“Ich möchte den ganzen letzten Monat einfach aus meinem
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