Das Muster der Liebe (German Edition)
konnte.
“Doch, das tue ich”, entgegnete er. “Und du musst es auch akzeptieren. Lass los, Carol. Nimm die Tatsache an, dass wir keine Kinder haben werden.”
“Aber wir könnten eines Tages Eltern sein. Wenn wir uns in die Liste der Agentur eintragen …”
“Und dann? Drei, vier, fünf Jahre später – wenn wir Glück haben – werden wir vielleicht ausgesucht. Ist dir klar, dass ich in fünf Jahren vierundvierzig bin? Und wenn unser Kind dann mit der Highschool fertig wird, bin ich zweiundsechzig.”
Sie legte ihren Kopf an seine Brust. Ihre Emotionen wurden mit jedem seiner Worte stärker. Doug hatte recht. Es war an der Zeit, den Traum aufzugeben. Sie war kein Feigling und hasste es, aufzugeben. Alles, was sie sich je in den Kopf gesetzt hatte, hatte sie auch erreicht. Bis auf diesen Traum … Ihre Sehnsucht, ein Kind zu bekommen, übernahm die Kontrolle über ihr Leben – mehr als das: Diese Sehnsucht war zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden. Und ihre Verbissenheit war dabei, ihre Ehe zu zerstören.
Doug löste sich von ihr und ging hinaus. Sie stand vor dem Fenster, fühlte sich furchtbar und zitterte. Sie hatte verloren.
Die Wohnungstür wurde geöffnet, und Carol drehte sich um. “Wohin gehst du?”
“Nach draußen. Ich muss nachdenken.”
“Wann kommst du zurück?” In ihren Augen stand der Wunsch, er möge sie nicht allein lassen. Aber sie bat ihn nicht darum zu bleiben.
“Ich … ich weiß es nicht.”
Sie nickte und kehrte ihm wieder den Rücken zu. Vor lauter Schmerz schlug sie die Hand vor den Mund.
“Wir beide müssen darüber nachdenken, Carol.”
Sie nickte stumm. Die Alternativen waren eindeutig. Entweder verabschiedete sie sich von ihrem Traum, oder aber sie zerstörte ihre Ehe und ihr Leben.
Erst bei Anbruch der Nacht kehrte Doug zurück. Carol lag im dunklen Wohnzimmer zusammengerollt auf dem Sofa.
Er kam langsam ins Zimmer. “Alles okay?”
Im Moment war noch nichts okay, aber sie würde sich mit der Zeit schon an den Gedanken gewöhnen, keine Kinder zu haben. “Ich habe den Termin mit der Adoptionsagentur abgesagt.”
Er schob seine Hände in die Hosentaschen. “Und? Kannst du damit leben?”
Sie nickte. Sie würde sich alle Mühe geben, sich mit ihrer Kinderlosigkeit abzufinden.
Doug setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel und stützte die Arme auf seine Knie. Er ließ die Schultern sinken.
“Wo warst du?”, fragte sie.
“Spazieren.”
“Drei Stunden lang?”
Er nickte.
“Ich habe im Kaufhaus angerufen. Sie kommen nächste Woche vorbei, um die Babyausstattung abzuholen.”
Er starrte auf den Teppich. “Es tut mir leid”, flüsterte er.
“Mir auch.” Sie bedauerte es mehr, als er ahnte.
Er streckte seine Arme nach ihr aus. “Wir werden glücklich sein. Nur du und ich.”
“Ja”, flüsterte sie und umschlang mit ihren Fingern die seinen. Es stimmte.
Es
musste
einfach so sein.
44. KAPITEL
“S tricken bietet eine Zuflucht, einen sicheren Platz, an dem man die Geschichte spüren, mit der Kunst tanzen und ein friedvolles Leben kreieren kann.”
(Nancy Bush, Autorin des Buches Folk Socks)
Lydia Hoffman
Zuerst war ich wütend, als ich nichts von Brad hörte. Nach all seinen Beteuerungen, dass er den langen Weg mit mir gemeinsam gehen würde, war er wie jeder andere Mann in meinem Leben – ausgenommen Dad – einfach verschwunden. Unzählige Male wünschte ich mir, ich hätte Brads Brief gelesen. Und schließlich hielt ich es nicht länger aus – ich musste es wissen.
Ich wandte mich Hilfe suchend an meine Schwester. Mehr und mehr vertraute ich ihr, besonders in Fragen zu Beziehungen und Gefühlen. Und so rief ich sie am Montag an.
“Wo bist du?”, fragte Margaret, nachdem ich sie begrüßt hatte.
“Im Laden.”
“Es ist Montag. Ich dachte, der Laden ist montags geschlossen.”
“Ja, das stimmt. Aber es gibt immer eine Menge Dinge zu tun. Und außerdem fühle ich mich hier einfach wohl.”
Mit all der Wolle um mich herum kommen mir die besten Ideen. Ich habe die Wollknäuel immer als unerfüllte Versprechen angesehen – so wie Autoren oder Künstler vielleicht ein leeres Blatt Papier betrachten. Das Potenzial ist da, und es liegt an einem selbst, etwas aus dem Garn zu gestalten oder Worte zu Papier zu bringen. Es sind die Möglichkeiten, die ich so spannend finde.
Meine Beziehung zu Brad hatte so vielversprechend begonnen, und ich ließ ihn aus lauter Angst gehen. Ich hatte nichts aus meinen Möglichkeiten
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