Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Muster der Liebe (German Edition)

Das Muster der Liebe (German Edition)

Titel: Das Muster der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
Vom Netzwerk:
Umstand nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Zu ihr war ihr Mann schon seit Jahren nicht mehr ins Bett gekommen. Was sie betraf, sollte er seine Geliebte haben.
    Die getrennten Schlafzimmer waren allerdings eine beiderseitige Entscheidung gewesen. Schon früh in ihrer Ehe hatte sie den Stammhalter zur Welt gebracht, und nach einer angemessenen Wartezeit von zwei Jahren hatten die beiden noch einmal einen Versuch gestartet, ein Kind zu bekommen. Aber nach zwei späten Fehlgeburten und den damit einhergehenden Depressionen hatte Jacqueline die Hoffnung auf ein weiteres Kind aufgegeben.
    Viel zu schnell war Paul erwachsen geworden. Beinahe über Nacht – so fühlte es sich jedenfalls an – war er alt genug, das Elternhaus zu verlassen und zum College zu gehen. Als ihr Sohn in ein Wohnheim zog, hatte Jacqueline vorgeschlagen, Reese könne das leer stehende Zimmer zu seinem machen. Und schon am nächsten Tag siedelte er mit all seinen Sachen in das Zimmer um. Sie war ein bisschen traurig, weil er so prompt reagiert hatte. Aber andererseits war sie auch erleichtert.
    Wenn sie ehrlich sein sollte, war Sex für sie mittlerweile ein Akt des Eindringens, des Einbruchs in ihren persönlichen Bereich. Das Liebemachen war früher etwas anderes gewesen, vor allem am Anfang ihrer Beziehung. Und auch nach Pauls Geburt noch für eine Weile. Sie war sich sicher, dass alles ganz anders gekommen wäre, wenn sie ein zweites Kind bekommen hätten. Sie hatte sich immer eine Tochter gewünscht, aber das hatte eben nicht geklappt. Wenn sie über die letzten zwanzig Jahre nachdachte, war ihr klar, dass ihr dürftiges Liebesleben damit zusammenhing, dass sie Angst hatte und auch Schuld empfand. Doch das war nun egal, es machte keinen Unterschied mehr. Und sie hatte keine Lust, sich in psychologische Behandlung zu begeben, um herauszufinden, woran das genau lag.
    Keine Tochter zu haben, bedauerte Jacqueline bis zum heutigen Tag. Reese hatte ihr immer gesagt, dass sie eine Tochter bekommen würde, wenn Paul heiratete.
    Und das sollte ein Trost sein!
    Unwillkürlich zuckte Jacqueline zusammen. Tammie Lee war so weit von ihrem Idealbild einer Tochter entfernt, dass es sich nicht einmal lohnte, näher über eine solche Möglichkeit nachzudenken.
    “Jacquie, bist du zu Hause?”, ertönte Reeses Stimme aus dem Flur, der zu ihren Schlafzimmern führte.
    “Ich nehme ein Bad”, rief sie zurück und legte ihr Buch beiseite. Es war gerade kurz nach sieben Uhr, und ihr Mann war ungewöhnlich früh zu Hause. Möglicherweise war sein Interesse an der anderen Frau abgeflaut. Das duftende Wasser und der Badeschaum spritzten, als sie aufstand. Sie fragte sich, ob vielleicht etwas nicht stimmte, weil ihr Mann schon zu Hause war. Nur was? Sie zog ein flauschiges Badetuch von der Heizung. “Ist alles in Ordnung?”
    Reese klopfte an die Badezimmertür und kam, ohne eine Antwort abzuwarten, hinein. Er riss die Augen auf, als er sie, atemlos und rosig und mit nichts als einem Badetuch bedeckt, in der Wanne vor sich stehen sah.
    “Was machst du hier?”, stieß sie hervor, verwirrt, weil er plötzlich vor ihr stand und sie fast nackt war. Früher war ihr Körper schlank und reizend gewesen, aber auch an Jacqueline war die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Ihre Bauchmuskeln waren nicht mehr so straff, und ihre Brüste waren die einer Fünfzigjährigen. Sie zog das Badetuch fester um ihren Körper.
    “Willst du etwa mich auch noch aus dem Badezimmer vertreiben?”
    “Ich wäre nur beim Baden gern allein.”
    Für einen Moment wirkte sein Blick kalt, bevor er ganz ruhig sagte: “Ich möchte bitte ein paar Minuten mit dir sprechen, wenn du Zeit hast.”
    “Natürlich”, murmelte sie.
    Er verließ das Bad und schloss die Tür hinter sich.
    Als Jacqueline aus der Wanne stieg, merkte sie, dass sie zitterte. Sie stützte sich mit einer Hand auf dem Waschbecken ab. Dann atmete sie tief durch, um sich zu sammeln. Langsam trocknete sie sich ab und schlüpfte in ihr Satinnachthemd und den dazu passenden Morgenmantel. Sie blickte in den größtenteils beschlagenen Spiegel, wartete einen Augenblick, um ihr pochendes Herz zu beruhigen, und ging dann hinaus, um ihren Mann zu suchen.
    Sie fand ihn in der Küche. Er stand vor dem geöffneten Kühlschrank und hielt eine Box mit Essen in der Hand, das sie vor zwei Tagen mitgebracht hatte. Sie kochte nicht mehr selbst, zumal Martha, die Haushälterin, diese Aufgabe gern übernahm. Jacqueline war froh, dass sie sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher