Das Muster der Liebe (German Edition)
die Veränderung schlagartig. Ich wusste dann, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Beziehung zerbrechen würde. Und mit ihr meine Hoffnungen auf das, wonach sich wohl jede Frau sehnt – Mann und Kinder. Eine eigene Familie.
Zugegeben, es hörte sich an, als würde ich in Selbstmitleid versinken. Und in der Tat, das Thema Männer oder Beziehungen war mein wunder Punkt. Ich tat mein Bestes, um nicht zu viel darüber nachzudenken. Schließlich gab es so vieles, für das ich dankbar war. Und um nicht vollends verrückt zu werden, konzentrierte ich mich eher darauf und vermied es, über mein Liebesleben nachzudenken.
Um es ganz einfach zu formulieren: Ich pflegte meine Freundschaften oder Beziehungen nicht besonders gut.
Bevor ich erkrankte, war das anders. Damals war ich beliebt und offen, hatte jede Menge Freunde. Mit der Krankheit verschwanden alle Jungs irgendwann aus meinem Leben. Und ich selbst stieß meine Freundinnen von mir weg, vertrieb sie. Das war dumm, das wusste ich. Doch ich konnte es nicht länger ertragen, zu hören, wie viel Spaß sie hatten. Zurückblickend weiß ich, dass ich neidisch war. Ich wollte so gern so sein wie sie, wollte lachen, die Nacht durchquatschen, jemandem meine Geheimnisse anvertrauen. Dates haben und das Leben entdecken. Aber stattdessen war mein Alltag bestimmt von Ärzten, Krankenhäusern und neuen Therapien.
Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie viel mir der Krebs genommen hatte. Fakt war, dass ich keine guten Freunde hatte. Ich befürchtete, die Gabe, Freunde zu gewinnen, möglicherweise verloren zu haben.
Die Gedanken an Brad Goetz vertrieb ich also aus meinem Kopf.
Gerade hatte ich damit begonnen, die Kisten auszuräumen und meine Wolle zu begutachten; da sah ich aus dem Augenwinkel einen Schatten an meinem Schaufenster vorbeihuschen. Brad. Und trotz meiner Entscheidung, mich nicht noch einmal auf eine Beziehung einzulassen, reckte ich den Hals, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Ein Lächeln überflog mein Gesicht, als er die Tür zu meinem Laden aufstieß.
“Lydia, haben Sie nach der Arbeit schon etwas vor?”
Zu meiner Überraschung fühlte sich mein Mund mit einem Mal ganz trocken an. “Etwas vor?”, wiederholte ich lahm.
“Ich weiß, es kommt etwas kurzfristig. Aber kann ich Sie vielleicht zum Essen einladen?”
Wieder zögerte ich, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sofort Ja zu rufen und dem Wissen, dass ich früher oder später mit nichts als Trauer und Reue zurückbleiben würde.
“Tut mir leid”, sagte ich und hoffte, den richtigen Tonfall getroffen zu haben. “Aber für heute Abend habe ich schon Pläne.” Dass ich vorhatte, die Ferse der Socke zu Ende zu stricken, verschwieg ich tunlichst. Das musste er nicht unbedingt wissen.
“Und was ist mit morgen? Mein Sohn ist die nächsten beiden Nächte bei meiner Exfrau, und ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen …”
Bevor ich der Versuchung nachgab, schüttelte ich den Kopf. “Tut mir leid, ich kann nicht.”
Brads Lächeln erstarb. Wahrscheinlich kam es nicht so oft vor, dass eine Frau ihm einen Korb gab. “Bis bald.”
“Ja”, erwiderte ich leise und umklammerte ein Knäuel hellgelber Wolle. “Bis bald.”
6. KAPITEL
J acqueline Donovan
Jacqueline hatte sich ein Schaumbad eingelassen. Sie lag entspannt in der Badewanne und wollte sich gerade ihrem neuesten Krimi widmen, als ein Geräusch an der Haustür sie aufhorchen ließ. Normalerweise kam Reese dienstags erst spätabends nach Hause, wenn sie längst im Bett lag. Eine Zeit lang hatten seine Abwesenheit und die nicht enden wollenden Vermutungen, wo er sein könnte, sie unglücklich gemacht. Eine Ehefrau redete mit ihrem Ehemann nun einmal nicht über die Geliebte. So hatte Jacquelines Vorstellungskraft genügend Raum gehabt, die seltsamsten Blüten zu treiben. Schon vor Jahren hatte sie dann schließlich akzeptiert, dass ihr Mann eine andere Frau traf. Einige sogenannte Freunde hatten sie mit Vergnügen wissen lassen, dass Reese mit einer unbekannten Blonden gesehen wurde. Ein Blick auf seine Schecks und die Belege der Kreditkarte hatten den Verdacht bestätigt.
Eine Blondine. Männer waren so berechenbar.
Sie hatte sich entschlossen, wegzuschauen, und tat so, als sei in ihrer Ehe und ihrem Leben alles in Ordnung. Das hieß allerdings nicht, dass deshalb das Wissen um die Existenz dieser blonden Frau weniger wehtat. Reeses Betrug traf sie tief. Aber Jacqueline war reif genug, um diesem unerfreulichen
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