Das Muster der Liebe (German Edition)
länger mit den Vorbereitungen für die Mahlzeiten herumschlagen musste. So konnte sie sich besser ihren Verpflichtungen widmen. Reese aß meistens allein, weil er oft bis spätabends im Büro saß. Das behauptete er jedenfalls.
“Was ist los?”
Er antwortete nicht. Stattdessen öffnete er die Schachtel und untersuchte, was von dem Caesar-Salat mit Shrimps noch übrig war. Offenbar sagte ihm nicht zu, was er sah. Denn er verschloss den Karton wieder und stellte ihn zurück in den Kühlschrank. “Haben wir Eier?”
“Ich denke schon”, erwiderte sie und trat zwischen ihn und die Kühlschranktür. “Soll ich dir vielleicht ein Omelett machen?”
“Würdest du das tun?” Ihr Angebot überraschte ihn.
Ein bisschen verärgert nahm Jacqueline den Eierkarton aus dem Kühlschrank und griff nach einem Stück Käse.
“Was machst du schon zu Hause?”, fragte sie. Wenn sie schon für ihn kochte, konnte er wenigstens ihre Fragen beantworten.
Er setzte sich auf einen Barhocker und beobachtete Jacqueline, die gerade eine kleine Bratpfanne hervorholte und sie auf den Herd stellte. “Haben wir Pilze?”
“Nein. Und jetzt beantworte meine Frage.”
Er seufzte tief.
“Gut. Dann erzähl’s mir eben nicht”, murmelte sie und wandte sich ab. Sie durchsuchte den Gemüsebehälter, fand eine grüne Paprika, eine halbe Zwiebel und eine Zucchini, die allerdings schon ein bisschen fragwürdig aussah und deshalb umgehend in den Mülleimer wanderte.
“Du hast Paul und Tammie Lee einen Blumenstrauß geschickt, stimmt’s?”
“Ich habe dir doch gesagt, dass ich das tun würde”, entgegnete sie ärgerlich. Sie war es nicht gewohnt, ihrem Mann zu erklären, was sie tat. Seit wann musste sie ihm Rechenschaft ablegen? Außerdem hasste sie es, wie er wegen ihrer Schwiegertochter an ihr herumnörgelte.
“Hast du etwas von Paul gehört?”
Sie kniff die Lippen zusammen und versuchte sich ihren Missmut nicht anmerken zu lassen. “Nein, aber Tammie Lee hat angerufen, um sich für die Rosen zu bedanken”, erwiderte sie bitter. Ihre Schwiegertochter war vor Freude fast übergeschäumt und hatte wild drauflos geplappert, als hätte sie noch nie zuvor in ihrem Leben ein Dutzend rote Rosen gesehen.
“Ist das alles, was sie gesagt hat?”
“Hätte sie mehr sagen sollen?”, erwiderte sie. Jacqueline mochte diese Art Befragung nicht, und sie wollte ihn das spüren lassen.
Reese blickte zur Seite. “Ich habe keine Ahnung. Du bist doch diejenige, die mit ihr gesprochen hat.”
“Sie hat mir erzählt, wie sehr sie sich freut, schwanger zu sein. Und sie sagt, für sie kam die Schwangerschaft völlig überraschend.” Sie konnte es kaum erwarten, zu hören, was ihre Countryclub-Freunde dazu sagen würden, dass Tammie Lee ein Kind erwartete. Jeder kannte Jaquelines Gefühle für ihre Schwiegertochter und ihre Hoffnung, dass Paul eines Tages seinen Fehler einsehen würde.
“Ich glaube, sie hat es darauf angelegt”, stieß sie wutschnaubend hervor. Tammie Lee wusste genau, was sie tat. Dieses Baby war kein Unfall.
“Es ist Pauls Leben.”
“Müssen wir dieselbe ermüdende Diskussion immer und immer wieder führen?” Die Pfanne war mittlerweile heiß genug, sodass sie ein Stück Butter zergehen lassen und das Gemüse darin anschmoren konnte. Als würde sie ihren ganzen Zorn an den wehrlosen Eiern auslassen, schlug sie drei Stück auf und verrührte sie anschließend zu einer schaumigen Masse.
“Hast du dich für den Strickkurs eingeschrieben?”
Ihr Mann hatte offenbar jede Menge Fragen. Doch sie konzentrierte sich lieber aufs Kochen, statt zu antworten. Ihr entging nicht, wie verschlossen er war, wenn die Sprache auf ihn kam. Und sie fragte sich, wie er reagieren würde, wenn sie
ihn
plötzlich so löchern würde. Zum Beispiel, warum er um diese Uhrzeit zu Hause war, obwohl er doch eigentlich bei seiner Geliebten sein sollte. Oder warum es ihn mit einem Mal so interessierte, was Jacqueline tat. Aber sie entschied sich, ihn nicht zu fragen.
Sie rechnete damit, dass er sauer sein würde, weil sie nicht antwortete. Doch stattdessen lachte er.
“Was ist so lustig?”
“Du. Ich kann mir dich einfach nicht mit einem Paar Stricknadeln in der Hand vorstellen.”
Sie entschloss sich, auch diese Bemerkung zu ignorieren. Sie würde ihm auf keinen Fall den Gefallen tun, ihm zu zeigen, wie sehr er sie ärgerte.
“Du siehst nicht im Entferntesten wie eine typische Großmutter aus – vor allem nicht vorhin, als du aus der
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