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Das Muster der Liebe (German Edition)

Das Muster der Liebe (German Edition)

Titel: Das Muster der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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der mich um einiges überragt, ist das schon ziemlich beängstigend. Brad war genau richtig – und genau
das
war das Problem. Ich wollte nicht sehen, wie jungenhaft zerzaust sein dunkles Haar über seine Stirn fiel oder wie die dunkelbraune Uniform seine breiten Schultern noch mehr zur Geltung brachte. Aber ich sah all diese Dinge … und noch mehr.
    “Was stricken Sie?”, fragte er und deutete auf mein Strickzeug. Er wartete meine Antwort nicht ab. “Socken?”
    “Das stimmt.”
    “Aber Sie benutzen nur zwei Nadeln. Als Großmutter Socken strickte, hatte sie ungefähr ein halbes Dutzend davon in Gebrauch.”
    “Dies sind Rundstricknadeln. Das ist eine etwas modernere Art zu stricken”, erklärte ich und hielt ihm meine halb fertige Arbeit entgegen.
    Er berührte den Wollfaden und wirkte beeindruckt. “Stricken Sie schon lange?”
    “Seit fast zehn Jahren.”
    “Sie sehen so jung aus, als hätten Sie noch nicht einmal die Highschool abgeschlossen. Geschweige denn, als hätten Sie ein eigenes Geschäft.”
    Das höre ich häufiger. Ich lächelte freundlich. Aber im Grunde ist das für mich kein Kompliment.
    “Ich denke, ich mache mich mal wieder an die Arbeit”, sagte Brad, als er merkte, dass die Unterhaltung stockte. Ich hätte nichts dagegen gehabt, noch ein paar Minuten lang mit ihm zu plaudern. Doch er musste sicher einen Zeitplan einhalten. Ich ja gewissermaßen auch. Außerdem war ich noch nie gut im Flirten.
    “Bevor ich gehe … kann ich Ihnen die Kisten noch irgendwo hinräumen? Sie sind schwerer, als sie aussehen.”
    “Das schaffe ich schon allein. Aber danke.” Ich war von Brads freundlichem Auftreten so verwirrt, dass ich erst jetzt wahrnahm, dass er mir neue Wolle geliefert hatte. Ein Vorteil meines eigenen Ladens lag darin, dass ich die Garne zum Einkaufspreis bekam. Da ich nicht sicher war, was meine Kundschaft bevorzugen würde, hatte ich einfach ganz unterschiedliche Garne bestellt. Meine erste Bestellung hatte aus hochwertiger Wolle in zwei Dutzend verschiedenen Farben bestanden. Wolle war ein Muss, besonders, weil das Filzen sich großer Beliebtheit erfreute. Beim Filzen strickt man ein überformatiges Muster. Das fertige Projekt wird anschließend in heißes Wasser gelegt, wobei es einläuft und am Ende die Konsistenz von Filz bekommt. Als Nächstes wollte ich die Baumwollgarne bestellen. Diese Garne gehörten zu meinen Lieblingsmaterialien. Der größte Teil meiner Lieferung war bereits vor der Eröffnung des Ladens gekommen, der Rest wurde nach und nach gebracht.
    “Wohnen Sie auch hier in der Gegend?”, fragte Brad, schob das Clipboard unter seinen Arm und streckte die Hände nach der leeren Karre aus.
    “Ich habe ein Apartment über dem Geschäft.”
    “Das ist praktisch. Hier einen Parkplatz zu finden grenzt nämlich fast an ein Wunder.”
    Als ob ich das nicht wüsste. Ich fragte mich, wo er seinen Lieferwagen abgestellt hatte – wahrscheinlich ein ganz schönes Stück von meinem Laden entfernt. Meine Kundschaft musste ebenfalls mit der Parksituation kämpfen. Viele Kunden würden gezwungen sein, ein bis zwei Blocks entfernt zu parken. Ich hatte Bedenken, ob sie bereit wären, diese Unannehmlichkeit auf sich zu nehmen. Zwar gab es hinter dem Laden eine kleine Seitenstraße, doch dort würde ich mich nicht allein aufhalten wollen – egal ob bei Tag oder bei Nacht.
    “Danke, Brad”, sagte ich und hielt ihm die Tür auf.
    Er winkte mir noch einmal zu, bevor er verschwand. Für einen Moment schien es, als habe sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Ich kannte das Gefühl: Es war Bedauern, das in Selbstmitleid umzuschlagen drohte. Aber das hier war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, schalt ich mich. Wenn ich mich selbst bemitleidete, musste ich eine Eric-Clapton-CD hören und ein oder zwei traurige Filme anschauen. Eiscreme konnte auch helfen – aber das nur in besonders schlimmen Fällen.
    Es gab im Grunde nichts, das mich davon abhielt, eine neue Beziehung einzugehen. Nichts als meine eigenen Ängste. Du meine Güte, ich war dreißig! Okay, wenn ich ehrlich war, hatte ich Angst davor, mich zu verlieben. Ich wusste, dass die Beziehung scheitern würde. Ich habe es ja wirklich versucht, aber immer, wenn ich zugab, nicht nur ein-, sondern zweimal an Krebs erkrankt gewesen zu sein, konnte ich es in den Augen der Männer lesen.
    Diesen Blick hasse ich am allermeisten – es ist eine Mischung aus Mitleid und Bedauern, aus Enttäuschung und Sympathie.
    Oft kam

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