Das Muster der Liebe (German Edition)
haute er ab, nicht ohne ihr zu versprechen, sie mal auszuführen. Das hatte er tatsächlich ab und an getan, wobei er ihr damit allerdings gerade genug Aufmerksamkeit schenkte, um sie bei der Stange zu halten. Der Typ war ein Verlierer. Aber solange Laurel das nicht selbst einsah, würde Alix nichts tun können, um sie von ihm abzubringen.
“Dauert nicht lange”, versprach ihre Freundin und kicherte, als sie mit John an der Hand in den hinteren Teil der Videothek huschte.
Wenigstens war der Laden nicht voll. Um neun Uhr abends hatten die Leute, die einen Film ausleihen wollten, das schon erledigt. Es waren nur noch vier oder fünf Kunden da, die sich umsahen.
Völlig in Gedanken versunken, war Alix überrascht, als sie aufblickte und genau den Typ vor sich sah, um den ihre Gedanken gekreist waren. Jordan Turner stand am Tresen.
“Entschuldige bitte”, sagte er. “Ich wollte dich nicht erschrecken.”
Verdutzt blickte sie Jordan an und brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. Sie zuckte die Achseln und fragte in einem betont beiläufigen Ton: “Kann ich dir helfen?”
“Würdest du bitte nachsehen, ob
The Matrix
ausgeliehen werden kann?”
“Ja, sicher.” Sie wandte sich dem Computermonitor zu und tippte den Titel des Films ein. Obwohl niemand, der sie sah, es geglaubt hätte – so hoffte sie –, pochte ihr Herz wie wild. Sie hatte nicht mit Jordan gerechnet, nicht an einem Donnerstagabend. Er kam fast immer am Dienstag.
“Ich habe im Regal nachgeschaut, aber alle Kopien scheinen verliehen zu sein.”
“Sie sind tatsächlich alle unterwegs”, bestätigte Alix und starrte auf den Monitor. “Soll ich dir einen ähnlichen Film empfehlen?”
Er dachte einen Augenblick lang nach, schüttelte dann jedoch den Kopf. “Nein danke.” Er legte
Catch me if you can
auf den Tresen und bezahlte die Leihgebühr. Bevor ihr irgendetwas einfiel, um ihn aufzuhalten, war er bereits wieder gegangen.
Kurz darauf erschien Laurel hinter dem Tresen, John im Schlepptau. Sie hatte einen Knutschfleck im Nacken, und ihre Bluse war falsch zugeknöpft. Alix blickte John an, der zurückstarrte und Laurel etwas ins Ohr flüsterte. Zwar konnte Alix nicht hören, was er sagte, aber sie konnte es sich denken. Laurel schüttelte vehement den Kopf.
John verließ den Laden keine Minute später – für Alix’ Geschmack immer noch nicht schnell genug.
“Ich treffe mich nach der Arbeit mit ihm”, erzählte Laurel ihr aufgeregt. “Er führt mich zum Essen aus.” Sie blickte Alix herausfordernd an. Doch die ging nicht darauf ein und verkniff sich einen Kommentar.
“Er scheint besonders guter Laune zu sein”, murmelte sie spöttisch.
“Das stimmt”, erwiderte Laurel. “Er hat heute ein Auto verkauft, und wir werden das nachher feiern.”
“Du solltest vielleicht deine Bluse richten, bevor du den Laden verlässt.”
“Oh”, stieß Laurel hervor und sah an sich herunter. Sofort begann sie, sich den Knöpfen zu widmen. “Danke.”
Alix schüttelte nur stumm den Kopf und ergriff einen Korb mit Videos, die zurücksortiert werden mussten.
“Vielleicht komme ich heute Nacht nicht nach Hause”, sagte Laurel, “also warte nicht auf mich.”
Als ob Alix das jemals getan hätte. “Ich bin nicht deine Mutter. Mach dir keine Sorgen.”
“Meiner Mutter wäre es egal. Sie hat mich wegen meines Onkels im Stich gelassen, als ich zehn war. Wegen meines
bösen
Onkels, wenn du verstehst, was ich meine.”
Laurels Leben im Heim war nicht besser gewesen als das von Alix. Vor etwa einem Jahr hatten sie sich kennengelernt. Damals lebten sie beide in den Tag hinein und übernachteten meist in billigen Hotels. Wenn man nur das Mindestgehalt verdiente, konnte man sich keine regelmäßige Miete leisten. Es dauerte sechs Monate, bis Laurel und Alix die Wohnung gefunden hatten, in der sie nun lebten. Sie waren damals so außer sich vor Freude; man hätte glauben können, sie bezögen ein Schloss und nicht ein einfaches Apartment. Gemeinsam konnten sie die Miete aufbringen, aber die Sanierungsarbeiten bereiteten Alix Sorgen. Sie befürchtete, die Miete könne sich erhöhen. Laurel und sie würden dann über kurz oder lang wieder auf der Straße sitzen. Gerüchte machten die Runde; dieselbe Firma, die auch schon die alte Bank gekauft hatte, sei auch an dem Apartmentkomplex interessiert, in dem Laurel und Alix wohnten.
Die Wohnung war eine Bruchbude mit krummen, abgesackten Fußböden, einer völlig verdreckten Badewanne und
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