Das Muster der Liebe (German Edition)
gegenseitig mit Rat und Trost. Es ermutigte Carol, dass einige der Frauen ebenfalls zu stricken begonnen hatten, um zu entspannen. Und auch, um ein Erfolgserlebnis zu haben – das Gefühl, etwas erreichen zu können. Auch sie verfolgte diese Ziele. Aber für sie war das Stricken darüber hinaus ein Zeichen dafür, dass sie ein Leben als Mutter führen wollte und vor allem auch
würde
.
Seit dem Tag, an dem sie den Wollladen in der Blossom Street entdeckt hatte, schien sich alles zum Guten zu wenden.
Seit sie Lydia und die anderen Frauen kannte, war ihr, als wäre die Tür zu einer ganz neuen Welt aufgestoßen worden. Zum ersten Mal sah sie in ihrer Wohnung nicht nur einen Schlafplatz oder einen Ort, an dem man sich ab und zu mit Freunden traf; es waren ihre vier Wände. Und sie entschloss sich, ein richtiges Heim daraus zu machen. Sie wollte kleine Veränderungen vornehmen, die ihre Liebe zu ihrem Mann und zu ihrem ungeborenen Kind ausdrücken sollten.
Normalerweise gingen sie in ein Restaurant, wenn ihr Bruder sie besuchte. Aber an diesem Abend plante Carol, zu Hause zu kochen. Rick hatte am Telefon geklungen, als sei er in Schwierigkeiten. Deshalb wollte sie für eine wohltuende, intime Atmosphäre sorgen, damit sie frei und ungezwungen über alles sprechen konnten.
Das Einkaufen und Dekorieren hatte einen Großteil ihres Nachmittags in Anspruch genommen. Doch sie genoss jede Sekunde. Noch vor sechs Monaten hätte sie nicht geglaubt, dass Blumen zu arrangieren oder einen ganzen Vormittag zwischen den Regalen eines Bauernmarktes herumzulaufen ihr Spaß machen würde. Doch mittlerweile verschafften ihr diese kleinen häuslichen Tätigkeiten Freude und ein Gefühl der Befriedigung. Sie tat es für ihre Familie.
Rick hatte aus der Lobby angerufen, und sie stand an der Tür, um ihn in Empfang zu nehmen. Als ihr Bruder hereinkam, umarmte sie ihn liebevoll.
“Also”, begann er und machte einen kleinen Schritt zurück, um seine Schwester besser ansehen zu können, “ich hätte nicht mit so einem stürmischen Empfang gerechnet.” Es überraschte ihn sichtlich, dass sie ihn so innig begrüßte.
“Tut mir leid. Es ist einfach so schön, dich zu sehen.”
Er lachte und sah sich in der Wohnung um. “Wo ist denn Doug?”
“Er hat angerufen – bei ihm wird es später. Aber ich bin mir sicher, dass er bald kommt.”
Sie warf einen Blick auf die Uhr, als sie ihren Bruder ins Wohnzimmer führte. Doug hatte sich nicht so begeistert über Ricks Besuch gezeigt wie Carol. “Möchtest du ein Bier?” Ihr Bruder trank selten. Und nur wenn er in den nächsten vierundzwanzig Stunden keinen Flug absolvieren musste.
“Ja, gern.” Er ließ sich auf einen Sessel sinken, von dem aus er einen freien Blick aufs Wasser hatte. Eine Weile sagte er kein Wort. Als Carol ihm sein Bier brachte, lächelte er sie an und fragte: “Kann ich dir bei den Vorbereitungen für das Abendessen helfen?”
“Nein, es ist beinahe alles fertig.” Sie ging in die Küche, um den Salat zu holen.
Er nickte und schwieg. Als sie wieder zurückgekehrt war, sah er sie plötzlich an. “Du hast alles richtig gemacht, kleine Schwester”, sagte er und klang beinahe traurig. Er nahm einen Schluck von seinem Bier.
“Du doch auch”, erwiderte sie.
Er lachte leise. “Habe ich das wirklich?”
“Meine Güte, Rick”, begann sie und versuchte, seine düstere Stimmung ein wenig aufzuhellen. “Du bist Pilot einer namhaften Fluggesellschaft. Dein Traum ist wahr geworden.” Ihr Bruder hatte sich Stück für Stück hochgearbeitet. Seit sie denken konnte, hatte er von nichts anderem geredet, als eines Tages Pilot zu sein. Und seit er alt genug war, hatte er Flughäfen besucht, mit Piloten gesprochen und alles an Informationen in sich aufgesogen, was er bekommen konnte.
Er lächelte und nickte zustimmend. “Ich sollte wohl glücklich sein, hab ich recht?”
“Bist du es denn nicht?” Sie ging zu ihm und ließ den Salat auf der Anrichte stehen. Die letzten Handgriffe konnten noch warten. “Was ist los?”
“Entschuldige bitte. Entschuldige.” Er machte eine wegwerfende Handbewegung und lachte. “Ich weiß nicht, was da gerade über mich gekommen ist. Mir geht’s gut. Vergiss einfach, was ich gesagt habe.”
“Nein, das werde ich nicht. Jetzt erzähl mir schon, was dich bedrückt. Du bist doch nicht hierhergekommen, um zum x-ten Mal den Ausblick aus unserer Wohnung zu genießen, stimmt’s?”
Er zuckte die Schultern und ging nicht auf ihre
Weitere Kostenlose Bücher