Das Muster der Liebe (German Edition)
Georgia aufgewachsen, bevor sie meinen Großvater kennengelernt hat und nach Tennessee gezogen ist. Ich war fast achtzehn, als wir nach Louisiana gezogen sind. Ich bin also ein echtes Südstaatenmädchen.”
“
Braunschweiger Eintopf“
, sagte Jacqueline. Das klang doch wenigstens ein wenig vorzeigbar.
“Das ist die Südstaatenvariante des Chilis. Mama hat es immer gemacht, wenn wir gegrillt haben. Sie hat noch das Originalrezept meiner Großmutter. Das muss ich natürlich ein bisschen abwandeln, denn heutzutage nimmt man Schweinefleisch oder Hühnchen statt Beutelratte oder Eichhörnchen.”
Noch ein Wort von dieser Frau und Jacqueline war sich sicher, in eine tiefe Ohnmacht zu fallen.
“Ich hoffe, du hast ihnen dein Rezept für frittierte Okraschoten gegeben”, sagte Paul und klang, als hätte er nie zuvor in seinem Leben etwas derart Köstliches gegessen. “Du wirst nicht glauben, was Tammie Lee alles aus Okra zaubern kann. Ich schwöre dir, es schmeckt himmlisch.”
Nur ein einziges Mal hatte Jacqueline das schleimige grüne Gemüse gekostet. Die Okraschoten waren in einer Suppe verwendet worden. Jacqueline hatte sie noch nie vorher gesehen oder gegessen und war im ersten Moment von der dickflüssigen Konsistenz der Suppe abgeschreckt. Sie hätte schon beim Anblick beinahe angefangen zu würgen. Und jetzt erzählte ihr Sohn, dass er dieses furchtbare Gemüse liebte.
“Ich habe ein Rezept für Kuchen mit Pekannüssen. Der Kuchen ist in unserer Familie sehr beliebt, und ich werde das Rezept wohl auch vorschlagen.”
“Ich glaube, wir haben es Tammie Lees Kochkünsten zu verdanken, dass wir in den Countryclub aufgenommen worden sind.”
Jacqueline biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte nicht damit herausplatzen, dass sie seit Jahren ehrenamtlich für den Club tätig war. Ihre Wohltätigkeitsprojekte waren die einträglichsten Spendenaktionen des Clubs. Reeses Name zählte natürlich auch eine ganze Menge – aber offensichtlich hatte ihr Sohn vergessen, die langjährige Mitwirkung seiner Eltern als Grund für seine Mitgliedschaft in Betracht zu ziehen. Stattdessen nahm er an, Tammie Lees Angewohnheit, von Autos überfahrene Tiere zu kochen –
Eichhörnchen
, um Himmels willen! –, hätte ihnen die Türen geöffnet.
“Ihr scheint jede Menge gute Neuigkeiten zu haben”, sagte Reese und lächelte zufrieden.
“Ja”, stimmte Jacqueline zu und strengte sich an, glücklich auszusehen. Sie gab sich wirklich Mühe, doch es fiel ihr nicht leicht.
“Ich denke, es gibt kein Paar, das glücklicher sein könnte”, flötete Tammie Lee. “Ich kann nicht glauben, dass irgendein anderer Mann so viel Liebe für eine Frau empfindet wie Paul für mich – besonders, seit wir wissen, dass wir ein Kind erwarten.”
“Wir sind froh, dass du nun zu unserer Familie gehörst”, entgegnete Reese.
“Ich kann eure Freude und eure Liebe spüren”, erwiderte Tammie Lee und sah Reese an. “Und ich kann euch nicht genug danken, dass ihr mich so freundlich aufgenommen habt.”
Paul sah seine Mutter an. Er kannte ihre wahren Gefühle. Sie konnte vielleicht Tammie Lee hinters Licht führen, aber ihr Sohn kannte sie einfach zu gut. Er tat alles, um seine junge Frau vor Jacquelines Unmut zu bewahren. Früher hatten Mutter und Sohn sich sehr nahegestanden, doch seit Tammie Lee in sein Leben getreten war, war diese Nähe verschwunden.
In diesem Moment konnte Jacqueline die leidenschaftliche Kampfbereitschaft in den Augen ihres Sohnes lesen. Sie wusste: Wenn sie auch nur ein Wort sagte, das Tammie Lee verletzte, würde ihr Sohn ihr das nie verzeihen.
11. KAPITEL
C arol Girard
Carol stellte einen frischen Strauß Blumen in die Mitte des gedeckten Abendbrottisches. Sie machte einen Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten. Am frühen Nachmittag hatte sie auf dem Markt weiße Lilien und rote Tulpen sowie frischen Lachs und Spargelspitzen für das Essen besorgt. Die Blumen standen jetzt von ihr selbst arrangiert in einer Porzellanvase, die ein Geschenk von Doug zum letzten Hochzeitstag war.
So viele Jahre lang hatte sie all ihre Energie in ihre Karriere gesteckt. Als sie ihren Job dann kündigte, geriet sie ins Wanken und wusste nicht, wie sie ihre Zeit sinnvoll nutzen konnte. Möglicherweise wäre sie aufgeschmissen gewesen, hätte sie nicht ihre Online-Selbsthilfegruppe gehabt. Diese Frauen waren für sie so wichtig geworden wie Schwestern. Sie alle kämpften mit ihrer Unfruchtbarkeit und unterstützten sich
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