Das Muster der Liebe (German Edition)
Mädchen bekommen.” Er lächelte. “Manchmal sind sie sich nicht sicher, aber der Arzt hat uns bestätigt, dass es mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ein Mädchen wird.”
“Ein Mädchen”, wiederholte Reese, und die Freude, die in seiner Stimme mitschwang, war nicht zu überhören. Er stand auf und klopfte Paul anerkennend auf die Schultern. “Hast du das gehört, Jacquie? Nun bekommen wir doch noch ein Mädchen!”
Jacqueline hatte das Gefühl, ihre Hände nicht mehr spüren zu können. “Eine Enkeltochter”, murmelte sie und fühlte, wie ihr eine Gänsehaut über die Arme lief. Oh, wie sie sich nach einer Tochter gesehnt hatte!
“Wir haben bisher noch nicht über Namen nachgedacht”, fügte Tammie Lee hinzu. “Erst heute Nachmittag haben wir uns überhaupt dazu entschieden, dass wir das Geschlecht des Babys wissen wollen. Ihr seid die Ersten, denen wir davon erzählen.”
“Wir haben uns immer eine Tochter gewünscht”, erzählte Reese und sprach Jacqueline damit aus dem Herzen.
“Das ist doch einfach … wundervoll”, brachte Jacqueline schließlich hervor.
“Wir wollten es dir sagen, Mom”, sagte Paul und wandte sich zum ersten Mal seit ihrer Ankunft seiner Mutter zu, “damit du die Wolle für die Babydecke auswählen kannst.”
“Mrs. Donovan, als Paul mir erzählte, dass Sie eine Decke für das Baby stricken, ist mir ganz warm ums Herz geworden. Sie alle sind so nett zu mir.” Sie legte ihre Hände auf ihren Bauch und seufzte.
Tammie Lees Akzent, ihre ganze Art zu sprechen gingen Jacqueline durch Mark und Bein. Einige Menschen mochten diesen Singsang vielleicht, aber in ihren Ohren klang er einfach nur ungebildet. Unkultiviert.
“Es gibt noch mehr Neuigkeiten”, sagte Paul und rückte auf dem Sofa nach vorn.
“Noch mehr?”, erwiderte Reese. “Erzähl mir nicht, dass ihr Zwillinge bekommt.”
“Nein, das nicht”, entgegnete Paul und lachte.
Tammie Lee lächelte ihrem Ehemann zu. “Zwillinge. Mich macht schon der Gedanke an
ein
Kind nervös – was wäre dann erst los, wenn wir zwei Babys erwarten würden?”
Paul wandte sich seiner Frau zu und schenkte ihr einen so liebevollen Blick, dass Jacqueline nicht länger hinsehen konnte. Sie senkte den Kopf. Ihre Hoffnung, dass ihr Sohn seine Hochzeit mit diesem Mädchen eines Tages bereuen würde, erstarb augenblicklich.
“Was sind das also für Neuigkeiten, die ihr habt?”, fragte Reese.
Pauls Miene hellte sich auf. “Letzte Woche habe ich erfahren, dass Tammie Lee und ich in den
Seattle Country Club
aufgenommen werden.” Der Club, in dem auch Jacqueline und Reese Mitglieder waren, war der einflussreichste in der Gegend. Neuaufnahmen waren begrenzt, und nur wenige Menschen hatten jedes Jahr das Glück, zugelassen zu werden. Jaqueline hatte angenommen, dass Paul durch Tammie Lee keine Chance hätte,
jemals
in seinem Leben Clubmitglied zu werden.
“Das freut mich”, erklärte Jacqueline säuerlich und tat ihr Bestes, um zu lächeln. Offensichtlich hatten die langatmigen und unpassenden Ausführungen Tammie Lees über die Südstaatenküche nicht so viel Schaden angerichtet, wie Jacqueline befürchtet hatte.
“Man hat mich gefragt, ob ich im Kochbuch-Komitee mitarbeiten möchte”, erzählte Tammie Lee und wirkte so aufgeregt, als sei ihr nie etwas Schöneres widerfahren. “Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft ich gebeten wurde, Mamas, Tante Thelmas oder Tante Friedas Rezepte zu verraten.”
“Rezepte für was?”, platzte Jacqueline heraus.
“Meistens wollen die Leute das Rezept für
Hush Puppies
, also Maisklößchen. Vier oder fünf Damen haben sich bereits danach erkundigt.”
“
Hush Puppies
?”
“Das ist so etwas wie Maisbrot, Mutter”, erklärte Paul.
“Ich weiß, was das ist”, presste Jacqueline zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
“Paul liebt meine
Hush Puppies“
, fuhr Tammie Lee eifrig fort. “Meine Mama hat mir erzählt, der Name würde daher stammen, dass Jäger früher die Reste ihres Maisbrotes an ihre Hunde verfüttert haben. So blieben sie in der Nacht ruhig.”
“
Das
ist das Rezept, das du für das
Seattle-Country-Club
-Kochbuch einreichen willst?”, fragte Jacqueline und war sich sicher, dass sie sich vor lauter Scham nie wieder in der Öffentlichkeit würde blicken lassen können.
“Oh, außerdem habe ich meine Mama noch um Großmutters Rezept für
Braunschweiger Eintopf
gebeten – das ist übrigens das Lieblingsgericht meines Vaters. Meine Großmutter ist in
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