Das Muster der Liebe (German Edition)
60er-Jahren entsprungen.
“Ich bin so froh, dass ihr kommen konntet”, sagte sie mit ihrem breiten Südstaatenakzent, ergriff Jacquelines Hände und zog ihre Schwiegermutter ins Haus.
“Mom, Dad.” Paul stand direkt hinter seiner Frau. Er schüttelte die Hand seines Vaters und umarmte seine Mutter kurz.
Jacqueline wollte den Nachmittag nicht mit einer negativen Bemerkung beginnen. Doch sie war der Überzeugung, dass es für Tammie Lee nicht gut war, barfuß im Haus herumzulaufen. Der Himmel wusste, auf was sie treten oder worauf sie ausrutschen konnte.
“Ich sage es nicht gern, aber solltest du nicht Schuhe anziehen?” Sie stellte die Frage aus aufrichtig gemeinter Besorgnis um das Mädchen. Sie konnte jedoch an der Art, wie Paul die Lippen aufeinanderpresste, erkennen, dass er ihr diese Bemerkung übel nahm.
“Ich weiß, dass du recht hast”, erwiderte ihre Schwiegertochter und führte sie durch das Haus in den frisch gemähten Garten. “Paul sagt mir das auch immer, aber ich kann drinnen keine Schuhe tragen. Wenn ich das Haus betrete, schleudere ich die Schuhe in die Ecke. Letzte Woche bin ich barfuß durch den Garten gelaufen und prompt auf eine Nacktschnecke getreten.”
Jacqueline zuckte zusammen.
“Ich habe geschrien, als sei mir der Leibhaftige persönlich erschienen.”
Paul lachte. “Ich bin noch nie in meinem ganzen Leben so schnell gerannt. Ich dachte, sie sei von einem Schwarm Bienen angegriffen worden oder so etwas.”
Der Tisch im Garten war bereits gedeckt, und Tammie Lee hielt zwei Krüge mit Eistee hoch. “Gesüßt oder ungesüßt?”, fragte sie.
Jacquelines Meinung nach gab es nur eine Art, Eistee zu servieren – ungesüßt. Jeder, der Zucker hinzufügen wollte, konnte das dann später tun.
“Ungesüßt”, sagte sie und setzte sich an den Tisch.
“Für mich bitte auch”, sagte Reese.
Tammie Lee schenkte den Tee ein und reichte Jaqueline ein Glas. Diese runzelte beim Anblick eines grünen Blattes, das auf ihrem Getränk schwamm, die Stirn. “Da ist irgendwas in meinem Tee”, sagte sie und nahm ihren Löffel, um das Blatt zu entfernen.
“Das ist ein Minzblatt”, erklärte ihre Schwiegertochter. “Meine Mama lässt mich Eistee nur mit einem frischen Minzblatt und einer Zitronenscheibe servieren.”
Jacqueline lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie fühlte sich wie eine Idiotin.
Natürlich
war das Minze – sie hätte das erkennen müssen. Doch bei dem Mädchen wusste man ja nie, was man erwarten konnte.
“Das war eine gute Idee. Vielen Dank, dass ihr uns eingeladen habt”, sagte Reese.
Jacqueline warf ihm einen verärgerten Blick zu.
Nichts
an diesem Tag war gut, und er wusste das genau.
“Eigentlich war es Tammie Lees Idee”, erzählte Paul, der am Grill stand. Zu Jacquelines grenzenloser Erleichterung duftete das, was er grillte, einfach köstlich. Das Fleisch brutzelte, und ihr Sohn bestrich es großzügig mit einer Knoblauchsoße.
“Ja”, bestätigte Tammie Lee, die mit einem Notizblock und einem Stift in den Garten zurückgekehrt war. Sie zog einen Stuhl vor und setzte sich zu ihren Schwiegereltern an den Tisch. Dann schlug sie den Block auf und strich die Seite glatt. “Ich wollte euch nach euren Familientraditionen fragen”, sagte sie eifrig. “Es ist wichtig für Paul und mich, mit Familienbräuchen zu beginnen. Ich möchte eure Traditionen gern dabei aufgreifen.”
“Familienbräuche?”, wiederholte Jacqueline, als würde sie dieses Wort zum ersten Mal in ihrem Leben hören.
“Ja. So etwas wie der Derby-Tag.”
Jacqueline tauschte einen fragenden Blick mit ihrem Mann.
“Das Kentucky-Derby”, erklärte Tammie Lee und blickte in die Runde, als erwartete sie, dass nun alle nickten und sagten: “Ach so,
das
Derby.”
“Mein Vater und all meine Onkel trugen weiße Anzüge und Panamahüte, und Mama und meine Tanten kochten vorher tagelang.”
“Hier in Seattle ist das Kentucky-Derby nicht so ein wichtiges Datum wie bei euch, mein Liebling”, sagte Paul und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Er lächelte seine Eltern an. “Erzähl ihr von Weihnachten, Mom.”
“Weihnachten”, wiederholte Jacqueline. “Was ist mit Weihnachten?”
“Na ja, du kannst ihr erzählen, wie du früher am Weihnachtsabend meinen Strumpf an den Kamin gehängt hast.”
“Ja, aber das mache ich seit Jahren nicht mehr.”
“Was ist denn mit Football?”, fragte Tammie Lee aufgeregt. “In dieser Gegend ist man doch ansolut verrückt danach, oder?” Je
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