Das Muster der Liebe (German Edition)
und setzte sich Carol gegenüber. “Was ist los? Kannst du nicht schlafen?”
Aus Angst, dass er die unterdrückten Tränen in ihrer Stimme hören konnte, schüttelte sie lediglich stumm den Kopf.
Auch er schwieg, und so saßen sie eine Weile beieinander. Nach ein paar Minuten stand er auf, streckte die Hand nach ihr aus und zog sie in seine Arme.
“Du solltest versuchen zu schlafen”, sagte er.
“Ich weiß.”
Er drängte sie jedoch nicht, zurück ins Bett zu gehen. Dafür war sie dankbar.
“Was ist mit dir?”
“Ich glaube, ich kann nicht ohne dich schlafen.”
Sie lächelte.
Die furchtbare Anspannung kehrte zurück. Sie musste die Frage stellen, die sie seit Monaten quälte. “Was machen wir, wenn ich dieses Mal nicht schwanger werde?” Ihre Stimme klang wie ein Flüstern. “Adoption?”
“Wir werden darüber sprechen, wenn es so weit ist.”
“Ich kann nicht länger warten. Ich muss es jetzt wissen.”
“Warum?”
“Was ist, wenn die Adoptionsbehörde entscheidet, wir würden als Eltern nicht infrage kommen? Was, wenn die künstliche Befruchtung wieder versagt? Was, wenn wir kein Kind bekommen können? Oh Doug, ich sollte diese Gedanken nicht zulassen, aber ich kann es nicht verhindern.”
Er seufzte tief. “Versuche, an etwas anderes zu denken. Wenn die künstliche Befruchtung fehlschlägt, kümmern wir uns um eine Adoption. Und wenn die Behörden uns ablehnen, werden wir eben keine Kinder haben. Andere Paare haben das schon durchgemacht und überlebt – und wir werden es auch schaffen.”
“Nein … das werden wir nicht.”
“Carol.”
“Vielleicht funktioniert es eine Weile, aber eines Tages wirst du einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen ansehen und …” Der Kloß in ihrem Hals hinderte sie daran, weiterzusprechen.
Er versuchte nicht, ihr zu widersprechen. “Sag so etwas nicht.”
Hilflos zuckte sie mit den Schultern.
“Warum glaubst du, dass wir kein Kind adoptieren können? Andere Paare unseres Alters adoptieren auch Kinder. Was sollte bei uns dagegen sprechen?”
“Wir sind zu spät dran.”
“Zu spät? Warum sollte es zu spät sein?”
“Weil die Wartelisten voll sind. Bis wir an der Reihe sind, sind wir Mitte vierzig.”
“Du zerbrichst dir den Kopf über ungelegte Eier.”
Carol konnte nicht antworten. Ihre Verzweiflung war schier übermächtig. Für ihn war es ganz leicht zu sagen, sie würde über Probleme grübeln, die es noch nicht gab. Es war schließlich nicht sein Körper, der sie Monat für Monat im Stich ließ.
“Wir werden ein Kind bekommen”, erklärte er.
“Woher willst du das wissen!”, rief sie aus.
“Carol, hör auf. Du wirst hysterisch.”
“Na und? Ich bin eben hysterisch und ängstlich und deprimiert und …”
“Besiegt? Resigniert? Warum setzt du dich den Strapazen dieser Prozedur aus, wenn du sowieso sicher bist, dass es nicht funktionieren wird?”
“Weil ich es wissen muss.”
“Du willst sichergehen, dass du nicht schwanger werden kannst?”, fragte er so behutsam wie möglich.
Er glaubte, er würde ihr helfen, aber er konnte es nicht. Tatsächlich machte er alles nur noch schlimmer. “Lass mich allein.”
“Carol, bitte …”
“Ich möchte allein sein. Ich brauche Zeit für mich.” Diese Launen wurden durch die Medikamente verursacht. Sie waren gewarnt worden, doch trotzdem hatten die Stimmungsschwankungen sie unvorbereitet getroffen.
Doug erhob sich und ging zum Fenster. Während er in die mondhelle Nacht hinausstarrte, fuhr er sich mit dem Hand übers Gesicht. “Ich denke, ich sollte dich im Moment nicht allein lassen.” Er sah sie nicht an, während er sprach.
“Bitte, geh einfach.”
“Du brauchst mich.”
“Nicht jetzt … ich muss allein sein.”
“Carol …” Er drehte sich zu ihr um.
“Bitte, Doug.”
Er zögerte. Doch schließlich ging er langsam zurück ins Schlafzimmer.
Und in dem Moment, als er den Raum verlassen hatte, wünschte sie sich, dass er wieder bei ihr wäre. Sie wollte, dass er zu ihr kam, sie in seine Arme schloss und ihr sagte, wie sehr er sie liebte. Sie wollte, dass er versprach, sie für alle Zeit zu lieben – ob sie nun ein Kind bekamen oder nicht.
Carol schloss die Augen und versuchte, die hässlichen negativen Stimmen zu verjagen, die sie von allen Seiten bedrängten. Sie versuchte, positiv zu denken. Diese Technik hatte sie von ihrer Online-Gruppe gelernt – man sollte sich so realistisch wie nur möglich vorstellen, was man sich wünschte. Das
Weitere Kostenlose Bücher