Das Muster der Liebe (German Edition)
an meine Schwester weitergereicht.
“Ist alles in Ordnung?”, fragte sie mit diesem besonders mürrischen Unterton in der Stimme, den sie extra für mich reserviert zu haben schien.
“Natürlich”, versicherte ich ihr. “Ich habe heute die Karten von den Mädchen bekommen und da …”
“Du meldest dich eigentlich immer nur dann, wenn irgendetwas nicht stimmt.”
Das entsprach nicht der Wahrheit, doch ich wollte nicht mit ihr streiten. Normalerweise vermied ich es gänzlich, sie anzurufen. Die Gespräche nahmen immer einen unerfreulichen Verlauf.
“Es geht mir wirklich gut.” Ich versuchte zu lachen, doch es klang leider ziemlich unecht.
“Hast du diesen gut aussehenden UPS-Fahrer in der letzten Zeit gesehen?”
Ich spürte, wie mir bei seiner bloßen Erwähnung die Hitze ins Gesicht stieg. Und ich hatte nicht angerufen, um dieses Thema mit ihr zu diskutieren. Trotzdem murmelte ich: “Er war neulich da.” Fieberhaft dachte ich über ein unverfängliches Thema nach, um meine Schwester von Brad Goetz abzulenken. Doch mir wollte partout nichts einfallen.
Brad war freundlich wie immer gewesen, aber er hatte nicht wieder versucht, mich einzuladen. Ich vermutete, dass der Grund für seine Zurückhaltung meine früheren Krebserkrankungen waren. Ich war ihm dankbar, dass er mich nicht mehr bedrängte. Doch als er das letzte Mal den Laden verließ, spürte ich einen Stich – Bedauern. Dieses kleine, feine Gefühl des Verlusts war ich den ganzen Tag über nicht mehr losgeworden.
“Hast du ihn gefragt, ob er mit dir ausgehen möchte?”, fragte Margaret.
“Nein. Ich …” Mehr konnte ich nicht sagen, denn meine Schwester schnitt mir das Wort ab.
“Warum nicht?”
“Ich …”
“Du hast mir doch gesagt, dass du leben möchtest – richtig leben, mit allem Drum und Dran.”
“Ich weiß, aber …”
“Also, warum lässt du dann nicht Taten sprechen?”
Es machte mich unglücklich, dass meine Schwester es zu genießen schien, mir auf die Nerven zu gehen. “Es ist mein Leben, Margaret.”
“
Leben
?”, stieß sie zornig hervor. “Was für ein Leben? Alles, was du tust, ist zu arbeiten und zu stricken. Oh, sicher, du besuchst hin und wieder Mom und hast einige Freunde, aber …”
Nun war ich dran, sie zu unterbrechen. “Ich bestimme selbst, mit welchen Männern ich ausgehe.”
Sie tat, als hätte sie mich gar nicht gehört. “Frag ihn, ob er mit dir ein Bier trinken geht”, beharrte sie.
“Nein!”
“Warum nicht?”
Ich wusste selbst nicht, warum ich so unnachgiebig war. “Weil …”
“Du hast Angst.”
“Okay, ich habe Angst!” Ich schrie diese Worte beinahe. “Aber das ändert nichts.”
“Überwinde die Angst.”
“Oh Margaret, bei dir klingt immer alles so einfach.”
“Frag ihn, ob er mit dir ausgeht. Und ruf mich nicht eher wieder an, bis du eine Verabredung mit ihm hast.”
“Ist das dein Ernst?” Ich konnte nicht
glauben
, dass sie das zu mir sagte.
“Mein voller Ernst.” Damit legte sie auf.
Eine Weile starrte ich wortlos den Hörer an. Langsam legte ich auf. Margaret konnte so herrisch und stur sein. Meine eigene Schwester weigerte sich, mit mir zu sprechen, bis ich nicht verabredet war mit einem Mann, den sie erst ein einziges Mal gesehen hatte – und das nur kurz. Das konnte sie vergessen. Ich würde auf keinen Fall nachgeben. Die Entscheidung war gefallen, und ich überlegte, was ich zum Abendessen kochen könnte.
An diesem Abend machte ich mir ein Fertiggericht, weil ich durcheinander war und erschöpft. Margaret hatte mir empfohlen, Brad auf einen Drink einzuladen. Sicherlich wollte sie nur das Beste für mich. Vielleicht, aber nur vielleicht, hatte sie sogar recht, und es war an der Zeit für mich, meine übertriebene Vorsicht über Bord zu werfen. Die Frauen in meinem Strickkurs schienen dasselbe zu denken. Doch ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte.
Gegen neun Uhr rief ich Margaret noch einmal an.
Ich kannte meine Schwester und rechnete damit, dass sie eventuell sofort auflegen würde. Aber dazu gab ich ihr nicht die Möglichkeit. “Also, was soll ich ihm sagen?”, fragte ich. “Ich habe ihm immerhin schon zweimal einen Korb gegeben. Jetzt, wo er weiß, dass ich Krebs hatte, hat er vielleicht keine Lust mehr. Er könnte Nein sagen.”
“Das stimmt. Und ich würde es ihm noch nicht einmal verdenken.”
“Danke für die Unterstützung”, murmelte ich leise, und zu meiner grenzenlosen Überraschung fing Margaret an zu
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