Das Muster der Liebe (German Edition)
lachen.
Normalerweise kann nicht mal ein gestandener Komiker meiner Schwester ein Lachen entlocken. Sie ist einer von den Menschen, die den Eindruck machen, sie seien ohne einen Funken Humor zur Welt gekommen. Ich hatte keine Ahnung, dass ich so lustig sein konnte.
“Das ist mein Ernst”, sagte ich.
“Bittest du
mich
tatsächlich gerade um Hilfe?”
“Ja. Falls du es ernst meinst und wirklich erst dann wieder mit mir sprechen willst, wenn ich mich vor einem Mann zum Affen gemacht habe, kannst du mir wenigstens verraten, wie ich das hinkriegen soll.”
Das brachte sie zum Schweigen. Doch nicht für lange.
“Sag ihm, dass du es dir anders überlegt hast.”
“Okay.” An meiner Stimme musste sie erkannt haben, dass ich nicht überzeugt war.
“Dann sag ihm, es wäre schön, wenn ihr beide ein Bier trinken gehen könntet, falls er noch interessiert ist. Du wirst bezahlen, und dann liegt es an ihm.”
Das klang vernünftig.
“Wirst du es so machen?”
Ich lehnte mich gegen die Wand und zwirbelte eine Haarsträhne zwischen meinen Fingern. “Ja”, sagte ich schließlich. “Ich denke schon.”
Am Freitagabend hatte ich noch ganz entschlossen geklungen – doch am Montag sah die Sache anders aus. Es wäre einfacher gewesen, wenn Brad irgendwann im Laufe der Woche eine Lieferung bei mir im Laden abgegeben hätte. Aber es kam anders. Wie der Zufall es wollte, tauchte er schon am Montagnachmittag auf.
“Hi”, sagte ich lahm. “Normalerweise kommen Sie nie montags.” Das ist wirklich eine sehr geistreiche Bemerkung, dachte ich, zudem ich montags ja eigentlich geschlossen habe.
“Ja, normalerweise nicht”, erwiderte er, während er einige Kartons neben die Kasse stellte. “Wie geht es Ihnen?”
“Gut.” Mit einem Mal fühlte sich mein Mund staubtrocken an.
Brad reichte mir das Clipboard, damit ich die Lieferung abzeichnen konnte. Ich starrte es an, als würde ich es in diesem Moment zum allerersten Mal sehen.
“Ich brauche Ihre Unterschrift”, erinnerte er mich.
Wenigstens schaffte ich das ohne weitere Zwischenfälle. Ich senkte den Blick und konzentrierte mich auf meine Unterschrift. Schließlich gab ich ihm das Clipboard zurück. Er lächelte und ging zur Tür.
“Brad?”, rief ich.
Er drehte sich um.
Ich kam hinter dem Tresen hervor und ging auf ihn zu. In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander, und in der Eile, meinen Vorschlag loszuwerden, plapperte ich ziemlich zusammenhanglos drauflos. “Ich habe es mir anders überlegt, also, wenn Sie immer noch Lust haben. Wenn nicht, kann ich das selbstverständlich verstehen und mache mich hier zum kompletten Idioten, und … und lassen Sie uns doch einfach ein Bier zusammen trinken gehen. Irgendwann. Oh, ich lade Sie natürlich ein. Margaret sagte, ich solle die Rechnung übernehmen und …”
Mit großen Augen starrte Brad mich an und hob beschwichtigend eine Hand. “Stopp.”
Ich hielt den Mund.
“Und nun fangen Sie noch einmal von vorne an, aber etwas langsamer dieses Mal.”
Ganz sicher war mein Gesicht mittlerweile so rot wie ein Feuerwehrauto. “Ich habe über Ihre Einladung nachgedacht und würde mich freuen, mit Ihnen nach Feierabend ein Bier trinken zu gehen.”
Ein Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht, und ich konnte sehen, dass er sich freute. “Das wäre mir eine Ehre.”
In mir breitete sich ein warmes Gefühl aus und vertrieb die Kälte, die sich bei seinem Auftauchen vor lauter Angst in mir ausgebreitet hatte. “Gut.”
“Wie wäre es am Freitagabend?”
Ich nickte. “Sicher.”
Er griff nach der Karre und pfiff auf dem Weg zu seinem Lieferwagen ein fröhliches Lied. Einige Minuten später stellte ich fest, dass ich summte. Ich hatte eine Verabredung!
Unfassbar. Was Margaret wohl dazu sagen würde?
23. KAPITEL
J acqueline Donovan
Jacquelines Tag war komplett verplant. Um neun Uhr hatte sie einen Termin im Nagelstudio, danach traf sie sich mit ihren Freunden zum Essen.
Dann wollte sie losgehen, um einige notwendige Besorgungen zu machen. Dienstag war der Tag der Woche, an dem sie sich immer am meisten vornahm – und das war nicht ohne Grund so. Beschäftigung bot eine Möglichkeit zu verdrängen, dass ihr Ehemann die Nacht mit einer anderen Frau verbrachte.
Jedes Mal, wenn sie im Einkaufszentrum war, achtete sie darauf, dass sie für das stetige Hinwegsehen über die Eskapaden ihres Mannes angemessen entlohnt wurde – obwohl sie noch immer die Zähne zusammenbeißen musste, wenn sie nur daran
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