Das Muster der Liebe (German Edition)
einer Seitenstraße und drückte sie gegen eine Häuserwand.
Für einen Moment blickten sie einander stumm an. Keiner von ihnen wagte es, zu atmen oder etwas zu sagen.
Und plötzlich berührten seine Lippen die ihren, und ihre Knie wurden weich. Ihr wurde schwindlig. Sie schloss ihn in die Arme, hielt sich an ihm fest, war ihm nah. Ihr schien es, als würde sie eine Runde in der aufregendsten Achterbahn der Welt drehen.
“Wofür war das?”, fragte sie, und ihre Stimme zitterte.
Als Jordan seinen Kopf hob, flüsterte er: “Ich denke, das warst du mir schuldig. Deinetwegen ist mein Herz in der vierten Klasse gebrochen.”
Alix fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. “Ja … ich weiß genau, was du meinst. Denn mir ging es nicht anders.”
22. KAPITEL
“I n den Händen eines Menschen, der stricken kann, wird die Wolle zu einem Band, das Herz und Seele zu verknüpfen vermag.”
(Robin Villiers-Furze, The Needleworks Company,
Port Orchard, Washington)
Lydia Hoffman
Ein weiterer Freitag ging zu Ende. Die Strickstunde war eine der entspanntesten, die ich bisher erlebt hatte – Alix lachte eine Menge, und Jacqueline war so entspannt und tolerant, wie ich es ihr gar nicht zugetraut hätte. Trotz all ihrer Androhungen, den Kurs nie wieder zu besuchen, kam sie jeden Freitag wieder. Carol war zu Hause geblieben – der Arzt hatte ihr jegliche Anstrengung verboten. Nachdem ich das “Geschlossen”-Schild aufgehängt hatte, erklomm ich die Treppen zu meinem Apartment. Erst jetzt bemerkte ich, wie erschöpft ich war. Aber es war keine unangenehme Müdigkeit. Als ich das
A Good Yarn
eröffnete, hatte ich viel Zeit gehabt, um an meinen privaten Projekten zu stricken. Doch jetzt sah das anders aus. Der Kundenstrom schien nicht abzureißen, und ich war den Großteil des Tages beschäftigt. Ich musste Jacqueline unbedingt danken, wenn ich sie das nächste Mal sah. Sie machte in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis Werbung für meinen Laden, und schon zwei ihrer wohlhabenden Freundinnen hatten in der letzten Zeit in meinem Geschäft vorbeigeschaut. Die beiden hatten Wolle für vierhundert Dollar erstanden. Bei solchen Verkäufen musste ich mir keine Sorgen mehr um die Miete machen.
Zwar verdiente ich nicht genug, um mir ein regelmäßiges Gehalt zu bezahlen, aber ich konnte die laufenden Kosten des Ladens decken. Und das nur drei Monate nach der Eröffnung! Meine Strategie hieß: einfach leben und an mich selbst glauben.
Als ich in meinem Apartment ankam, öffnete ich die Fenster meines Wohnzimmers. Eine sanfte Brise wehte durch den Raum. Whiskers wuselte zwischen meinen Beinen herum und versuchte meine Aufmerksamkeit zu erregen.
Ich öffnete eine Dose von seinem Lieblingsfutter und stellte sie auf den Boden.
Er ist ein unglaublich verwöhnter Kater, aber ich finde das nicht schlimm.
Während Whiskers sein Futter genoss, sah ich die tägliche Post durch. Ich entdeckte einen Briefumschlag mit einer mir wohlbekannten Handschrift darauf. Margaret.
Einen Moment lang zögerte ich, doch schließlich öffnete ich das Kuvert. Darin befanden sich zwei Briefchen von meinen beiden Nichten. Sie bedankten sich für die Pullover, die ich ihnen vor einiger Zeit gestrickt hatte. Es war das erste Mal, dass sie sich so offiziell bei mir für ein Geschenk bedankten. Früher konnte ich mich manchmal des Verdachts nicht erwehren, dass Margaret die Geschenke für die beiden zurückhielt.
Allein dieser Gedanke hätte mich davon abhalten sollen, meine Schwester direkt anzurufen. Aber unser Verhältnis hatte sich in der letzten Zeit wirklich ein wenig verbessert, und so fühlte ich mich ermutigt, den Schritt zu wagen. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, wählte ich bereits die Nummer.
Nach dem ersten Klingeln wollte ich schon wieder auflegen. Doch ich wusste, dass meine Nummer auf ihrem Telefondisplay erschien und Margaret mich sofort zurückrufen würde. Also blieb ich dran.
Nach dem zweiten Klingeln ging Hailey an den Apparat.
“Ich habe eure Karten bekommen”, begann ich.
“Mom hat gesagt, wir sollten dir schreiben. Aber ich hätte es auch so getan. Der Pullover ist echt cool, Tante Lydia. Ich liebe die Farben.”
“Das freut mich.” Ich hatte ein Limonengrün gewählt und mit Orange akzentuiert. Das Ergebnis sah wirklich süß aus und war mir richtig gut gelungen.
“Mom ist auch da”, sagte Hailey. Bevor ich ihr erklären konnte, dass es nicht nötig war, Margaret zu stören, hatte sie den Hörer bereits
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