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Das Musterbuch (German Edition)

Das Musterbuch (German Edition)

Titel: Das Musterbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Mantovana
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wird sein Leben lang seinen eigenen Liebestraum zu entschlüsseln suchen."
"Nun sind aber am schönsten die Illustrationen zu diesem Werk, das sich übrigens Hypnerotomachia Poliphili nennt. Hier schau einmal - "der Vater hatte während des Gesprächs das neu gedruckte Werk des Francesco Colonnas hervorgenommen -"der Delphin, Zeichen der Schnelligkeit, der Kreis, Zeichen der Ewigkeit und der Anker, Zeichen der Langsamkeit. Aber im Zusammenhang heisst dies: 'semper festina tarde ', dies ist ein Wahlspruch des Augustus: 'wer eilt ist immer zu spät'!“
Während der junge Mann, der wohl bemerkt hatte, dass der Vater ihm bei seiner Frage ausgewichen war, noch lange Zeit da sass und im Buch des Vaters blätterte, zeichnete Giovanni eine Skizze von ihm, so wie er seinen Sohn als angehenden Priester sah und wie er es später in Farbe umsetzte: mit seinen zielgerichteten grünen Augen, dem schulterlangen, nach innen gelegten Haaren unter einem schwarzen Barett, einer schwarzen Tunika, von dem man nur den Brustteil sah und dem typischen kleinen weissen Kragen der paenula . Unbeschreiblich schön wurde das ritratto seines Sohnes aber durch den lichten blauen Hintergrund, in den der Vater all die Wünsche und Träume des jungen Mannes hineinlegte. Träume, die sich nach der Erfahrung in Mantua nicht realisieren sollten!
Dieses Bildnis wollte er seiner geliebten Elena zusenden, der Mutter seines Sohnes!
     

Kapitel XXXI
     
     
Der Literat Pietro Bembo wurde von Isabella dafür angesetzt, den Maler Bellini an seinen Auftrag zu erinnern. Viele Briefe wurden von Mantua nach Venedig geschickt und umgekehrt - doch ohne dass Giovanni Bellini sich über die Fertigstellung eines konkreten Bildes zum Thema: allegoria all'antica äusserte. Dabei wurde Isabella ungeduldig, war doch ihr studiolo mit den Friesen Liombenis und dem Projekt von vier allegorischen Bildern zu einer wahren theatralen Inszenierung herangereift.
Und auch die Böden ihres Appartements waren durch mythologische Szenen von Francesco Anichini zu Meisterwerken geworden. Doch Isabella war nach diesen Umsetzungen keine glückliche Frau. Ihre geliebte Schwester, Beatrice war am 2. Januar 1497 unerwartet gestorben. Gross war die Trauer am Hofe in Mantua und Mailand; il Moro war nahezu verzweifelt.
Es sollte für die Sforza noch schlimmer kommen. Francesco Sforza wurde des Mordes an Juan Borgia beschuldigt. Anna Sforza und Alfonso d'Este waren unglücklich miteinander und die Ehe Giovanni Sforzas mit der Papst-Tochter wurde gar wegen Impotenz des Mannes annulliert.
Isabella gab sich mit der Verzögerungstaktik des Bellini nicht zufrieden. Sie beauftragte derweil Pietro Perugino, den Lehrer des jungen Raffaelo Santi aus Urbino, ihr ein allegorisches Bild zu malen und Leonardo da Vinci wollte sie dazu gewinnen, ein Porträt von ihr zu erstellen, ähnlich jenem der Cecilia Gallerani, der Geliebten Ludovico Sforzas, die Leonardo mit einem Hermelin so wunderschön festgehalten hatte.
Sie war sehr engagiert - auch in Religionsfragen, geprägt durch die Religiosität ihres Vaters Ercole. So lud sie den Prior von Santa Maria delle Grazie nach Mantua ein und eine Suor wurde ihre Vertraute.
'Parnass' hiess das herrliche Meisterwerk, das Andrea der Marchesa ihr im Jahre 1497 überreichte. Neun tanzende Musen, die am Berge Helikon Venus und Mars ehren. Der betrogene Ehemann Vulkan befindet sich links, rechts Merkur mit dem Pferd Pegasus, das durch seinen Hufschlag die Quelle Hippokrene eröffnete. Und rechts unten der Herr der Musen Apollon mit der Lyra, Gott der Künste und der Musik. Aus lauter Dankbarkeit küsste Isabella den alten Meister, so hingerissen war sie von der Visualisierung all ihrer Träume! "Möge Ihr nächstes Werk, der 'Triumph der Tugend', ihr Triumph werden, Maestro Mantegna!" Isabella wusste genau, wie sie den Maler weiter anspornen konnte und zu noch grösseren Taten bewegen. Und in der Tat sah er sie, die Marchesa bereits in einem hortus conclusus vor sich, als kämpferische Göttin Minerva, die ihr Paradies, ihren Garten der schönen Künste zu verteidigen wusste.
     
***
     
     
Das Leben am Fürstenhofe der Renaissance war eine ständige Gratwanderung zwischen Zeremonien, Etikette und wollüstigen zwischenmenschlichen Begegnungen, das war bekannt. Aber Diskretion war das höchste Gebot!
Isabella erhielt einen Brief von ihrer Brautjungfer Teodora Angelini: '...bin ich empört über die homoerotischen Tendenzen Ihrer werten Schwägerin Anna, die sich nicht

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