Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Musterbuch (German Edition)

Das Musterbuch (German Edition)

Titel: Das Musterbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Mantovana
Vom Netzwerk:
Gespräch". Na, das kommt mir wie gerufen, dachte Isabella und war erstaunt, als sie den ihr unbekannten Maler mittleren Alters eintreten sah.
"Ich heisse Costa, Lorenzo Costa und stamme aus Ferrara, derselben Stadt wie Euere Exzellenz! Maestro Mantegna hat mir geraten, einen Blick in Ihr studiolo zu werfen. Hier bin ich also mit der Bitte, die grössten Meisterwerke Mantuas sehen zu dürfen."
Andrea Mantegna war durchaus ein Garant für die Redlichkeit dieses Malers, aber hatte Mantegna vielleicht noch eine andere Absicht damit verknüpft, ihr diesen Maler zu schicken? Isabella sinnierte, „ja, schon gut!", unterbrach sie ihn. "Sagt mir, wisst Ihr, was eine Allegorie ist?" Isabella hatte eine Idee...
     
***
     
     
Am 18. August 1505 starb der Borgia-Papst! Man munkelte, dass er vergiftet worden sei. Unsagbar traurig war die Tochter Lucrezia, die Francesco mit allen Mitteln zu trösten versuchte. Pius III., ein Piccolomini, wurde sein Nachfolger und Francesco tat gut daran, dem neuen Papst einen Besuch abzustatten. Doch das Pontifikat sollte nicht lange dauern. Bereits am 13. Oktober desselben Jahres verschied auch dieser Papst und das Konklave wählte den Kardinal Giuliano della Rovere als Julius II. zum Nachfolger. Viel später würde Leonora, die erste Tochter am Hofe von Mantua, einen Herzog della Rovere zum Gemahl haben und mit ihm in Urbino leben - und nicht die Borgia-Tochter Luisa, wie es sich der Vater Cesare so sehr gewünscht hatte! Denn Cesare Borgia wurde zum Papst-Feind deklariert und inhaftiert.
Wieder war es Lucrezia, die am meisten darunter litt; Francesco schrieb unterdessen Sonette, in denen er klar seine Sehnsucht nach der schönen Borgia zum Ausdruck brachte.
Nec spe, nec metu - weder Hoffnung noch Furcht - das war der Weg, den Isabella gehen wollte. Dieses Motto wurde Teil ihrer eigenen Impresa, ihr persönlicher Wahlspruch.
     
***
     
     
Es war ein Cupido, eine marmorne kleine Statue, geschaffen von Meister Michelangelo Buonarroti, die Isabella um alles in der Welt besitzen wollte. Sie war eine Kopie nach einer ähnlichen Statue vom griechischen Bildhauers Praxiteles, nun im Besitz des Papstes. Der Cupido Michelangelos befand sich einst im Besitz Cesare Borgias, als er noch das Schloss von Urbino okkupierte. Cesare hatte ihr den kleinen Cupido gegeben, obwohl der rechtmässige Eigentümer des Schlosses von Urbino ihn jederzeit zurückverlangen konnte. Und so kam es dann auch zwei Jahre später, als Guidobaldo da Montefeltro, der Gonfaloniere der Kirche, ihr folgenden Brief schrieb: "...und da wir als rechtmässige Besitzer den gesamten Herzogsbesitz zurückfordern, so bitten wir auch Sie, den Cupido, unrechtmässig vom Herzog der Romagna Ihnen übergeben, an uns zurückzusenden...Hochachtungsvoll...", Isabella liess den Brief fallen und schnaubte vor Wut. Niemals, niemals würde sie sich von ihrem Liebling trennen, der ihr bald mehr bedeutete als…! Aber da hatte sie einen Einfall. Francesco betrat eben das studiolo , in dem man Isabella gewöhnlich um die Nachmittagszeit antraf und sie fragte ihn geradeheraus: "Denkst du, der Montefeltro kann einen Cupido von einem nackten Jüngling unterscheiden?" Schon griff sie zur kleinen Johannes-Figur, die auf dem Kaminsims stand, und drehte ihn in ihrer Hand. Die Vergoldung der kleinen Statue erweckte den Eindruck, es handle sich um die kostbarste Statuette in diesem Raum. Aber dies war nicht so - jedenfalls nicht für Isabella.
Noch eine andere Skulptur hatte Isabella es angetan: die Faustina des Andrea Mantegna! Hierfür bot sie ihm gar eine Summe von 100 Dukaten. Aber Mantegna wollte nicht einwilligen….
Isabella strich über den nackten Bauch des kleinen Cupidos. So, wie er da lag, hätte man meinen können, er würde sich jederzeit auf die andere Seite rollen - so lebensnah war diese Figur aus Marmor. Wenn da nicht die farfalla , der Schmetterling, und die Mohnkapseln wären, Symbole für Vergänglichkeit und für Tod...
"Diesen Brief hier habe ich auf dem Tisch im Salone gesehen und denke, du bist mir eine Rechenschaft schuldig: "17. Mai: 'wie ist das Leben trist, ohne dass ich Vostra Excellenza gesehen habe! Lieben, dienen, gehorchen und Sie anbeten dürfen, Illustrissima Isabella Estense . Ich bin bei Ihnen, körperlich wie geistig! Ich erwarte Ihre Befehle und hoffe auf ihr Lob...'etc." schallend lachte Isabella und warf den Brief in den Kamin. "Nein, Liebster, du glaubst doch nicht etwa, dass dieser Schwärmer Mario Equicola mir etwas

Weitere Kostenlose Bücher