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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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des Landgrafen Ludwig.
    Mit einer grazilen Geste schenkte sie gewürzten Wein aus
einer kostbaren Karaffe in zwei silberne Becher und reichte mir einen davon. Es
war eine große Ehre, von der Landgräfin persönlich bedient zu werden.
    „Ich freue mich, dass Ihr Euch dem Heer meines Gatten
anschließen wollt, um für die heilige Sache zu streiten“, sagte Elisabeth mit
sanfter Stimme. „Leider habt Ihr ihn verpasst. Aber ich bin sicher, dass Ihr
ihn einholen werdet. Für diese Nacht jedoch seid Ihr mein Gast.“
    Dieses Angebot konnte ich unmöglich ausschlagen, und so nahm
ich dankend an und schlürfte etwas verlegen an meinem Becher, während ich
möglichst unauffällig diese faszinierende junge Frau betrachtete.
    Wie sich herausstellte, waren auch die Ritter des Kaisers
eingetroffen, die an der Schlacht in Bornhöved teilgenommen hatten. Sie waren
nach uns aufgebrochen, hatten aber nicht den Umweg über die Wartburg gemacht.
    Am Abend speiste ich im Rittersaal an der Tafel Elisabeths.
Die anwesenden thüringischen Ritter interessierten sich sehr für die Ereignisse
im Norden und beglückwünschten die Gäste zu ihrem Sieg über die Dänen.
    Die Kaiserlichen schilderten die Schlacht in den buntesten
Farben und brüsteten sich mit ihren Heldentaten. Man konnte meinen, die
Schlacht wäre allein von ihnen gewonnen worden. Ich hielt mich zurück und
beteiligte mich kaum an den Gesprächen. Die protzigen Reden amüsierten mich
zunächst, aber bald schon begannen sie mich zu langweilen.   
    Heimlich betrachtete ich Elisabeth von Thüringen, die den
prahlerischen Reden höflich, aber leicht  distanziert lauschte. Sie war eine
außergewöhnliche Frau, voller natürlicher Anmut und Güte. Obwohl sie klein und
zierlich war und ein bescheidenes Wesen ohne jeden Dünkel hatte, strahlte sie
dennoch eine Würde aus, die ihrem Stand als Landgräfin entsprach. Sie sprach
leise und dennoch bestimmt. Ich konnte mich ihrer Faszination nicht entziehen
und wie ich feststellte, ging es mir nicht allein so. Wo immer die junge
Landgräfin das Wort erhob, verstummten sofort alle Anwesenden und hingen an
ihren Lippen. Auch wenn sie leise sprach, drang ihre klare Stimme bis in den
letzten Winkel des Raumes.
    Sie aß nur sehr wenig und nippte nur ab und zu an ihrem
Weinbecher. Manchmal schien sie mir ein wenig abwesend zu sein, so als würden
ihre Gedanken in eine  andere Welt entfliehen. In diesen Momenten ähnelte sie
den Madonnenbildnissen, als wäre sie selbst eine Heilige.
    Die Geschichten, die mir die Thüringischen Ritter voller
Ehrfurcht über sie erzählten, verstärkten diesen Eindruck noch. Die Fürstin
spendete nicht nur Unsummen für Arme und Notleidende, sie war sich nach den
Berichten ihrer Vasallen zufolge auch nicht zu schade, eigenhändig Brot zu
verteilen und Kranke zu pflegen.
    Bevor wir am nächsten Morgen aufbrachen, verabschiedete die
Landgräfin mich und den Anführer der kaiserlichen Ritter, der sich als Graf von
Aversa vorgestellt hatte, als wären wir gleichrangig.
    „Bringt mir meinen Mann zurück“, sagte sie mit ihrer
weichen, melodischen Stimme.
    Wir versprachen, alles in unserer Macht stehende dafür zu
tun und meinten es ernst, wenn ich mir auch kaum vorstellen konnte, wirklich
Einfluss auf das Schicksal des Landgrafen nehmen zu können.
    Ich hatte keine Lust, mich den prahlerischen Rittern des
Kaisers anzuschließen und ritt lieber allein mit meiner kleinen Truppe. Dabei
setzte ich alles daran, schneller zu sein als die Kaiserlichen, um ihnen
unterwegs nicht in jeder Herberge zu begegnen.
    Unermüdlich folgten wir den unübersehbaren Spuren der
Streitmacht des Landgrafen. Wir ließen Nürnberg hinter uns und befanden uns
bereits südlich von Augsburg, als wir endlich in der Ferne eine Staubwolke
ausmachten, wie sie nur von einer großen Anzahl von Menschen und Fuhrwerken
verursacht werden konnte.
    Es handelte sich tatsächlich um den Tross des Heeres, der
den Kreuzfahrern gemächlich folgte. Als wir die Nachhut erreichten, hatte der
Zug bereits angehalten und war dabei, das Lager für die Nacht aufzuschlagen.
    Wir ritten an den Trosswagen vorbei, auf denen vor allem
Nahrungsmittel, Kleidungsstücke und Waffen transportiert wurden. Aber auch die
unverzichtbaren Marketenderinnen folgten dem Heer in großer Schar. Es herrschte
ein Lärm wie auf einem Jahrmarkt. Ochsen wurden ausgespannt, Feuer entzündet,
Frauen kreischten und Männer fluchten.
    Nachdem wir das lang gezogene Lager fast durchquert

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