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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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unterschied und dass jedem dieser Säfte
bestimmte Eigenschaften zugesprochen wurden. 
    Irgendwann schwirrte ihm der Kopf und er konnte ihren
Ausführungen nicht mehr folgen, obwohl er es sehr interessant fand. Aber er
freute sich über ihre Begeisterung und staunte über ihr Wissen.
    Als Line schwieg, sah Conrad sie plötzlich in einem ganz
anderen Licht. Sie war nicht nur das hübsche Mädchen mit den großen, dunklen
Augen, sie war eine gebildete junge Frau.
    Er selbst konnte nur ein paar Brocken Latein und tat sich
schwer, wenn er einen Brief lesen musste, ganz zu schweigen davon, selbst einen
zu schreiben. Hierfür bemühte er wie die meisten seines Standes lieber einen
Schreiber oder Geistlichen. Schriften von Gelehrten, seien es nun Griechen,
Araber oder Juden, hatte er noch nie gesehen, erst recht nicht gelesen.
    Er hatte es immer für sinnlose Zeitverschwendung gehalten,
sich mit Büchern zu befassen. Das überließ er gern den Mönchen, die nichts
Besseres zu tun hatten als zu beten und zu studieren. Nun aber sah er einiges
in einem anderen Licht. Er begriff, dass Lesen nicht nur ein sinnloser
Zeitvertreib war, sondern bilden konnte – wenn man die richtigen Schriften las.
    Beinahe ehrfürchtig sah er Line von der Seite an. Fast
machte es ihm Angst, denn plötzlich beschlich ihn das beklemmende Gefühl, ihr
in dieser Beziehung weit unterlegen zu sein.
    Er war nicht borniert, aber das passte nicht in sein
Weltbild von der Überlegenheit des Mannes, das ihm von klein auf eingetrichtert
worden war.
    In seinen Kreisen lernten Mädchen vor allem, einem Haushalt
vorzustehen, Jungen mit Waffen umzugehen.
    Zwar wurden adlige Kinder auch in Lesen und Schreiben sowie
Latein unterrichtet, aber das hatte er immer eher als lästig empfunden.
    Conrad war noch tief in Gedanken, als er an den ruhigen
Atemzügen erkannte, dass Line eingeschlafen war.
    Noch einmal schürte er das Feuer und legte sich Äste zum
Nachlegen zurecht. Line sollte nicht frieren. Dann lehnte er sich zurück und
schmiedete im Stillen Pläne für die Zukunft, in denen das Mädchen eine zentrale
Rolle spielte.

   
XV
Am Fluss
    Gilbhartmond Anno 1229
                                                                                                              
    Am frühen Morgen wurde Conrad wach. Eine Weile lag er
einfach nur da und lauschte Lines ruhigen Atemzügen. Sie  hatte sich
zusammengerollt wie ein Kind und schien noch tief und fest zu schlafen.
    Dank der Decke von Sven war es einigermaßen auszuhalten, bei
diesen Temperaturen im Freien zu schlafen, auch wenn sich die noch nicht
vollständig verheilten Wunden nach den Anstrengungen des Vortages und der Nacht
auf dem harten Boden wieder bemerkbar machten.
    Vorsichtig, um das Mädchen nicht zu wecken, kroch Conrad
unter der Decke hervor und ging zum Brunnen, um sich ein wenig zu erfrischen.
    Als er zurückkam, war Sven gerade dabei, das Feuer zu
entfachen.
    Line schlief noch immer. Das war gut so. Das Mädchen hatte
an einem einzigen Tag mehr Schicksalsschläge erlebt als manch einer verkraften
könnte. Sie war überfallen worden, hatte einen geliebten Menschen und ihr
Zuhause verloren.
    Conrad fühlte sich für sie verantwortlich. Alles würde er
dafür tun, dass sie die Geschehnisse so bald wie möglich verarbeitete und
wieder so unbeschwert sein könnte, wie er sie kannte.
    Er wollte sie beschützen und für sie sorgen, so gut er es
vermochte. Liebevoll betrachtete er ihr Gesicht, das unter der Decke
hervorlugte, als sie plötzlich die Augen aufschlug und ihn anlächelte. Aber im
nächsten Moment kam die Erinnerung zurück und ihre Augen wurden traurig.
    Sie stand auf, richtete ihr Kleid und kam ans Feuer, wobei
sie zu dem einfachen Holzkreuz über Gretes Grab herüber sah. Als wolle er sie
trösten, gesellte sich der Kater Flecki zu ihr und kuschelte sich auf ihrem
Schoß ein. Gedankenverloren streichelte sie sein Fell.
    Nach einem einfachen Frühstück aus Svens Satteltaschen, bestehend
aus Brot und hartem Käse, schaute Line nach der Wunde des Normannen und verband
das Bein neu.
    Sven lobte ihre Heilkunst und behauptete, er hätte kaum noch
Schmerzen. Tatsächlich humpelte er nicht mehr so stark wie am Vortag.
    Noch einmal kniete Line vor dem einfachen Holzkreuz nieder,
um Abschied zu nehmen von der Frau, die sie liebevoll Großmutter genannt hatte
und von der sie so viel gelernt

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