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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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auf einen
Handelsweg zu stoßen, der sie in die nächste Stadt führen würde.
    In der vergangenen Nacht war sie in einer Bauernkate bei
gutmütigen Menschen untergekommen, die ihr eine einfache Mahlzeit und ein
bescheidenes Nachtlager gaben.  Zu ihrer Verwunderung erfuhr sie dort, dass sie
sich bereits eine gute Meile nördlich von Frankfurt befand.
    Ihre Vermutung, den falschen Weg eingeschlagen zu haben, wurde
damit zur Gewissheit. Sie beschloss, sich nach Süden zu wenden, um Frankfurt zu
erreichen und ließ sich von dem Bauern den Weg beschreiben. Die Bäuerin packte
ihr noch Brot und Käse für unterwegs ein, woraufhin Line ihr ihre letzten
Pfennige gab.
    Beherzt folgte sie dem angegebenen Weg, der sich durch den
dichten Wald schlängelte. Nachdem sie bereits einen halben Tag unterwegs war, hatte
sie mehrere Abzweigungen passiert. Wieder befielen sie Zweifel, ob sie sich
noch auf dem richtigen Weg befand. Bei der nächsten Weggabelung blieb sie
unschlüssig stehen.
    Wenn sie immer in Richtung Süden ging, musste sie irgendwann
auf den Main stoßen. Dann brauchte sie nur noch dem Fluss folgen, der sie
unweigerlich entweder nach Frankfurt oder nach Hanau führte. Der Himmel war so
verhangen, dass man am Stand der Sonne die Himmelsrichtung nicht ausmachen
konnte. Line entschied sich für den Weg, der nach ihrem Empfinden nach Süden
führte.
    Es dauerte nicht lange, bis Lines Füße in den Holzschuhen
wieder zu frieren begannen. Ihre wollenen Strümpfe, die ihre Beine bis über die
Knie bedeckten, waren feucht geworden.
    Wieder begann es zu schneien und es war bitterkalt. Line
wickelte sich noch fester in ihren wollenen Mantel, der ihr nicht genügend
Schutz vor der Kälte geben konnte.
    Dann passierte es. Sie stolperte über eine Wurzel und
knickte mit ihren derben Holzschuhen um. Sie spürte einen stechenden Schmerz
und schrie auf. Zunächst humpelte sie noch weiter, aber dann wurden die
Schmerzen im rechten Knöchel so stark, dass sie sich hinsetzen musste. Der
Knöchel schwoll zusehends an, obwohl sie ihn mit Schnee kühlte. Sie untersuchte
den Fuß, wackelte mit den Zehen und stellte erleichtert fest, dass er nicht
gebrochen war.
    Der Platz an dem sie saß war für eine längere Rast denkbar
ungeeignet, denn hier war sie Wind und Wetter ausgesetzt. Also biss sie die
Zähne zusammen und humpelte weiter. Am Wegrand fand sie einen Ast, den sie sich
mit Hilfe ihres Kräutermessers notdürftig zu einer Art Krücke zurechtschnitt.
    Auf diese Weise konnte sie den Fuß etwas entlasten, aber sie
wusste, dass sie so bald wie möglich eine geschützte Stelle finden musste, wo
sie sich ein wenig ausruhen und vielleicht übernachten konnte. Ihr fiel ein,
dass sie vor einiger Zeit an einer großen Eiche mit überhängenden Ästen vorbei
gekommen war, der ihr etwas Schutz vor Wind und Schnee bieten könnte.
    Einen Moment erwog sie umzukehren, aber dann verwarf sie den
Gedanken. Ihre Verpflegung reichte nicht mehr lange. Es war besser, langsam
voran zu kommen als gar nicht. Also quälte sie sich weiter den holprigen Pfad
entlang.
    Endlich stieß sie auf einen breiteren Weg, der eindeutig
Wagenspuren trug und versprach, zu einem größeren Ort zu führen. Wenn sie ihm
folgte, kam sie sicher auch an Dörfern, Einsiedeleien oder Gasthöfen vorbei.
    Kurz zögerte sie, in welche Richtung sie gehen sollte, dann
wandte sie sich Ihrer Intuition folgend nach rechts. Schon nach kurzer Zeit
erreichte sie einen breiten Fluss. Das musste der Main sein. Line atmete erleichtert
auf, dankte still der Jungfrau Maria und setzte sich erschöpft auf den Stamm
eines umgebrochenen Baumes. Der Wind hatte sich gelegt und es schneite auch
nicht mehr. Sogar die Sonne lugte jetzt zaghaft durch die Wolken hervor. Line
kauerte sich zusammen, zog die Kapuze weit ins Gesicht, schlang die Arme um die
Beine und bettete den Kopf auf die Knie. So nickte sie schließlich ein.
    Als sie wieder erwachte, war sie zwar etwas ausgeruht, aber
auch ziemlich durchgefroren. Sie streckte die schmerzenden Glieder und stand
auf, um sofort mit einem Aufschrei wieder auf den Baumstamm zurückzufallen, als
sie einen stechenden  Schmerz im rechten Fußgelenk spürte. Einen Moment hatte
sie ihre Verletzung völlig vergessen.
    Line zog den Strumpf aus und besah sich ihren Fuß, der sich
langsam bläulich verfärbte. Wenn man den Fuß ruhig stellte, würde er schnell
heilen. Aber leider war das nicht möglich. Line hatte keine Wahl, sie musste
weiter. Sie konnte nur versuchen,

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