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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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Schneidersitz, während das
aufgewirbelte Stroh noch lange Zeit im Raum schwebte. Er atmete ruhig und
gleichmäßig und schien nicht im Mindesten außer Atem zu sein.
    Conrad konnte nicht umhin, den kleinen Kerl zu bewundern. Er
war zwar verrückt, hatte aber eine ganz erstaunliche Beweglichkeit und
Konstitution.
    Vom Flur her hörten sie Schritte und kurz darauf wurde der
Riegel zurückgeschoben.
    Während Conrad aufsprang, saß sein Kerkergenosse einfach nur
da und schaute teilnahmslos geradeaus.
    Die Tür öffnete sich und herein kam der Kerkermeister, den
Conrad bereits kennen gelernt hatte. Er war in Begleitung eines der
Stadtbüttel, die Conrad hierher gebracht hatten.  Der Kerkermeister kam in die
Zelle und stellte zwei Schalen mit Essen sowie zwei Krüge mit Wasser in
Reichweite der Gefangenen, während der Büttel neben der Tür stehen blieb.
    „Vielen Danke für wundelschöne Essen“, sagte der kleine Mann
mit hoher Fistelstimme und lächelte die Kerle an, als hätten sie ihm einen
gebratenen Fasan und den besten Wein serviert.
    „Halt die Schnauze, Schlitzauge“, brummte der Aufseher
emotionslos, „sonst stopf ich dir das Maul.“
    „Er meint es doch nicht so“, mischte sich Conrad ungefragt
ein und erntete einen vernichtenden Blick vom Kerkermeister.
    Der kleine Mann bedankte sich noch einmal dienernd und
lächelte den Kerkermeister an, als hätte der Kerl ihm ein Kompliment gemacht.
    Conrad beneidete ihn fast. Selig die, die
nicht merken, wie ihnen geschieht , dachte er. In dieser Umgebung war
es wirklich von Vorteil, schwachsinnig zu sein.
    Die Tür hatte sich wieder geschlossen und die Schritte
entfernten sich.
    Conrad nahm seine Schüssel, in der sich ein undefinierbarer
Brei und ein Stück Brot befanden. Er roch daran, nahm das Brot und schob die
Schüssel wieder von sich.
    „Wenn du nichts isst, du schon bald werden schwach“, sagte
der Kleine plötzlich grammatisch nicht ganz korrekt, aber ohne Sprachfehler.
Auch das blöde Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden.
    Erstaunt sah Conrad ihn an. „Wofür zu schwach?“, fragte er.
    „Willst du bleiben hier?“
    „Natürlich nicht. Wer würde das wollen?“
    „Gut. Ich auch wenig Lust, hier zu bleiben“, antwortete Li
Chan. Dann sah er ihn direkt an und fuhr in einem Ton fort, als würde er einen
Schlachtplan erörtern. „Fünf Männer. Zwei bringen Essen und leeren Eimer. Die
wir müssen überwältigen. Aber möglichst leise. Drei warten in Wachstube.
Eingangstor von innen verschlossen.“
    „Woher weißt du das?“
    „Habe Ohren und kann zählen. Schlüssel ist in  Wachstube.“
    „Das heißt, wir müssen alle fünf ausschalten“, stellte
Conrad fest. „Das ist Wahnsinn. Wir sind nur zwei Männer. Zwei angekettete
Männer“, präzisierte er.
    „Du Ritter, ich Li Chan. Wir können schaffen.“ Er sah ihn
eindringlich an. „Kerkermeister hat Schlüssel für Ketten. Wenn er dabei, wir
schlagen zu.“
    „Woher weißt du, dass ich ein Ritter bin?“
    „Herausgeputzt, stur, stolz, unbeherrscht…“, der Chinese
lächelte, als Conrad aufbrausen wollte und hob beschwichtigend die Hände.
„Wollte sagen: Kleidung teuer, Hände von Kämpfer, Sprache von Edelmann.“
    Der Chinese war weder verrückt noch dumm. Er sah ihn so
offen an, dass Conrad ihm nicht böse sein konnte. „Ich muss zugeben, dass ich
dich für schwachsinnig gehalten habe, mein Freund. Ich hoffe, du verzeihst
mir.“
    Der kleine Mann lächelte. „Ein klugel Mann kann dumm stellen
sich, das manchmal hat Volteile, andels helum geht nicht“, sagte er weise,
wobei er wieder in die hohe Fistelstimme verfiel.
    „Wer bist du, wenn du dich nicht verstellst? Wer bist du
wirklich?“
    Li Chan zuckte mit den Schultern. „Ich bin Li Chan“,
erwiderte er. Dann sprach er wieder mit der hohen Fistelstimme. „Manchmal ich
bin velücktel, gutmütigel, schwachsinnigl Kell.“ Dann fuhr er in normaler
Tonlage fort: „Manchmal nicht. Ich bin Geist mit zwei Gesichtern. Früher ich
war Leibwächter von Botschafter von Kaiser“, es folgten ein paar chinesische
Laute, die Conrad nicht verstand, dann sprach Li Chan weiter. „Jetzt nicht
mehr. Bin gefallen in Ungnade, verbannt. Musste fliehen.“
    „Und wovon lebst du? Ich meine, wenn du dich nicht im Kerker
durchfüttern lässt?“
    Der Chinese lächelte wieder freundlich. „Verschiedene
Arbeiten. Manchmal gut, manchmal nicht so gut.“ Er zuckte mit den Schultern.
    „Und wie bist du hierhergekommen?“, wollte Conrad

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