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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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in
einem Kloster erinnerte.
    Eine Weile beobachteten die beiden Ausbrecher hinter einer
breiten Säule stehend das Treiben auf dem Hof. Ein Wagen wurde entladen, gut
betuchte Herren kamen aus einer Tür und verschwanden diskutierend in einer
anderen, eine Magd trug Wassereimer über den Hof.
    Das Tor zum Markt stand offen, aber es befand sich an der
gegenüberliegenden Seite und es war unmöglich, den Hof unbemerkt zu überqueren.
Außerdem standen dort zwei Waffenknechte, an denen sie nicht ungesehen vorbei
kommen konnten.
    Der Chinese gab Conrad ein Zeichen zu warten und verschwand
in der Richtung, aus der sie gekommen waren. Als er kurz darauf wieder
auftauchte, hielt er zwei Umhänge und zwei von den breitkrempigen Hüten der
Wächter in den Händen.
    Die Umhänge um sich geschlungen und die Hüte tief ins
Gesicht gezogen gingen sie langsam den Säulengang entlang, möglichst darauf
bedacht, keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Bis zum Tor ging alles gut, doch als sie hindurchgehen
wollten, witzelte einer der Wächter: „He, stellen die hohen Herren jetzt auch schon
Kinder ein?“
    Conrad blieb fast das Herz stehen. Der Chinese sah mit
seiner kleinen, zierlichen Figur und dem viel zu großen Hut tatsächlich wie ein
verkleidetes Kind aus.
    „Mein Freund ist nur etwas kurz geraten“, bemerkte Conrad
leichthin, „aber ein Wunder wär’s nicht, wenn die knauserigen Herren Stadträte
auch Kinder anstellten. Vielleicht nehmen sie ja auch bald Weiber in Dienst,
das wäre doch mal was anderes. Stelle ich mir sehr nett vor.“
    Die beiden Wachen lachten und schlugen ihm auf die Schulter.
    „Ja, das täte mir gefallen“, meinte einer der beiden,
während der andere eindeutige, obszöne Bewegungen mit dem Becken machte.
    Die beiden Freunde wollten schon aufatmen, als der ältere
der beiden Wächter sie plötzlich skeptisch musterte. „Soweit ich weiß, wurde
schon lange kein neuer Büttel mehr eingestellt. Wie kommt es dann, dass ich
euch beide hier noch nie gesehen habe?“
    Beide packten ihre Spieße fester, während sie misstrauisch
auf die Antwort warteten.
    „He, Jungs“, klang plötzlich eine glockenhelle Stimme hinter
ihnen. Ein auffällig hübsches Mädchen kam aufreizend mit den Hüften schwingend
und etwas schwankend auf sie zu. Sie war augenscheinlich völlig betrunken und
taumelte dem Jüngeren der Wächter fast in die Arme.
    „Tschuldigung“, stammelte die Schöne und beugte sich dabei
geschickt vor, um den beiden Bütteln einen tiefen Blick in ihr Dekollete zu
ermöglichen. „Meine Freundin hat behauptet, ich hätte krumme Beine. Findet ihr
das auch?“
    Mit diesen Worten bückte sie sich und umfasste den Saum
ihres schmucken Kleides. Mit einem Ruck hob sie den Stoff bis über die Knie
hoch und entblößte ihre makellosen, schlanken Beine. 
    Dabei blinzelte sie Conrad kurz zu. Dieser hatte sie sofort
erkannt. Es war Bella, die Venusdienerin aus dem Badehaus. 
    Als die vorgeblich betrunkene Bella ihr Kleid ganz langsam
immer höher hob, starrten die beiden Büttel sie wie hypnotisiert an. Wäre in
diesem Moment das Rathaus eingestürzt, sie hätten es nicht bemerkt.
    Conrad und Li Chan ergriffen die Chance und schlichen sich
hinter den Rücken der beiden Stadtwachen davon.    
    Sie hörten noch Bellas albernes Gekicher, als sie vom Markt
aus in die nächste kleine Gasse eingebogen waren und atmeten erleichtert auf.
    „Das war knapp“, sagte Conrad.
    „Wer war Mädchen?“, fragte Li Chan, während sie weiter
eilten.
    „Ich kenne sie kaum, sie ist – sie arbeitet im Badehaus“,
erwiderte Conrad, dann fügte er bestimmt hinzu: „Sie ist eine Freundin.“
    Wieder hasteten sie um eine Ecke, blieben kurz stehen und
lauschten. Kein Verfolger war zu hören.
    „Ich muss meine Pferde holen“, sagte Conrad. Er stopfte
Umhang und Hut in ein halbleeres Regenfass, das an einer Hausecke stand und Li
Chan tat es ihm nach.
    „Was du dann vorhaben?“
    „Ich werde versuchen, Line zu befreien.“
    „Du fliehen aus Gefängnis, um zu gehen in Gefängnis?“
    „Es muss eine Möglichkeit geben. Du aber solltest dich
schnell aus dem Staub machen, mein Freund. Bevor sie unser Verschwinden
bemerken.“
    Der kleine Chinese schüttelte den Kopf. „Erst du mir helfen,
jetzt ich dir helfen.“
    „Wir haben uns gegenseitig geholfen“, stellte Conrad klar.
    „Habe nichts Besseres vor“, Li Chan zuckte mit den
Schultern.
    Dankbar nickte Conrad ihm zu. Allerdings hatte er noch
keinen Plan, wie er das Mädchen

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