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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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aus dem streng bewachten Turm befreien sollte.
    Zunächst gingen die beiden ungleichen Freunde zum Gasthof,
wo man sich tatsächlich um Conrads Schlachtross und den Braunen gekümmert hatte.   
    Ohne Verzögerung sattelten sie die Pferde und ritten vom
Hof. Keinen Augenblick zu früh, wie sie feststellten, als sie auf die Straße
ritten.
    Aus Richtung des Marktes näherten sich im Laufschritt
mindestens ein halbes Dutzend bis an die Zähne bewaffnete Stadtbüttel, deren
schwere Stiefel auf dem Pflaster widerhallten.
    Sofort gaben sie den Pferden die Sporen und galoppierten in
Richtung Stadttor davon.
    Schon von weitem sahen sie, dass die Wachen verstärkt wurden,
aber das Tor stand offen.
    Mit gezücktem Schwert preschte Conrad auf seinem schweren
Streitross auf die überraschten Wächter zu, die zwar die Spieße fester packten
und ihm entgegensenkten, aber nicht wagten, den zu allem entschlossenen Ritter
aufzuhalten.
    Bevor sie das Tor schließen konnten, jagte Conrad hindurch,
dicht gefolgt von dem Chinesen auf Conrads Zweitpferd, dem braven Braunen, der
trotz des geringeren Gewichts seines Reiters nicht Schritt halten konnte.
    Ein paar Pfeile schwirrten ihnen von der Stadtmauer aus
hinterher, die aber außer einem Loch in der Satteltasche keinen Schaden
anrichteten.  
    Erst ein gutes Stück von der Stadt entfernt drosselte Conrad
das Tempo. Der Chinese schloss auf und grinste ihn an wie ein Junge nach einem
gelungenen Streich.
    „Ich glaube nicht, dass sie uns verfolgen werden“, sagte
Conrad, „Was mich betrifft, hat der Richter seinen Willen, denn ich habe die
Stadt verlassen…“
    „…und ich nicht wichtig“, beendete Li Chan den Satz. „Aber
Turm jetzt streng wird bewacht.“
    „Ich muss es trotzdem versuchen“, sagte Conrad entschlossen,
„ohne Line werde ich nicht umkehren.“
    Der kleine Mann nickte ernst. Eine Weile grübelte er vor
sich hin. „Wann ist…“, er brachte das Wort Hinrichtung nicht über die
Lippen.
    Aber Conrad wusste, was er meinte. Unwillkürlich verkrampfte
sich sein Herz. „Ich weiß es nicht. In ein paar Tagen, sagte der Richter.“
    „Dann wir haben nicht viel Zeit.“
    Dankbar sah Conrad den Chinesen an. Er hatte ‚wir’gesagt.
Wie selbstverständlich wollte er ihm helfen, auch wenn die Situation
aussichtslos war.
    Es war völlig unmöglich, Line aus dem Turm zu befreien. Um
sie während der Hinrichtung raus zu hauen hätten sie  einen ganzen
Söldnerhaufen gebraucht. Je länger Conrad darüber nachgrübelte, desto
aussichtsloser erschien ihm jeder Plan, den er sich im Kopf zurechtlegte.
    Von seinem kleinen Freund wurde er aus seinen Grübeleien
gerissen. „Ich habe Plan.“
    „Was?“, fragte Conrad etwas abwesend.
    „Wenn nicht hilft Gewalt, hilft List.“
    Conrad war im Moment auch die wildeste Idee willkommen.
„Lass hören“, sagte er mit aufkeimender Hoffnung.
    „Ich schon war einige Zeit in Stadt vor Verhaftung. Ich
kennen auch Familie von Henker, wohnen vor der Stadt.“
    „Ist er bestechlich?“, fragte Conrad hoffnungsvoll, obwohl
er sicher nicht so viel Geld würde aufbringen können, wie dafür nötig gewesen
wäre. Außerdem war es selbst für den Henker kaum möglich, einer verurteilten
Mörderin zur Flucht zu verhelfen.  
    „Nein. Henker ist nicht bestechlich“, unterbrach Li Chan
seine Überlegungen. „Aber er hat Schwäche.“
    „Er hat eine Schwäche? Wie meinst du das?“
    Plan ist nicht ehrenhaft, nicht ritterlich“, gab Li Chan zu
Bedenken.
    „Es ist auch nicht ehrenhaft, eine Magd hinzurichten, deren
einziges Verbrechen es ist, eine Vergewaltigung verhindert zu haben.“
    Li Chan nickte. Dann erörterte er ihm seine Idee. Aber je
länger er seinen Plan darlegte, desto krauser wurde Conrads Stirn. Der Plan war
wirklich haarsträubend und der Ausgang des Unternehmens ziemlich unsicher.
Entsprechend skeptisch schaute er drein. Aber was hatten sie für eine Wahl?
    „Vertraust du mir?“, fragte der Chinese, als er geendet hatte
und grinste ihn an.
    „Natürlich vertraue ich dir“, antwortete Conrad, es
bleibt mir ja gar nichts anderes übrig , dachte er im Stillen.
    Da er keine Alternative wusste, stimmte er dem
abenteuerlichen und verwerflichen Plan schließlich zu. In seiner jetzigen Lage
konnte er sich keine übertriebene Ritterlichkeit leisten.
    Li Chan schien zu ahnen, was in ihm vorging und sagte
verschmitzt: „Im Krieg und in Liebe alles ist erlaubt.“
    Hoffentlich geht das gut, dachte Conrad.
    Sofort gingen sie an

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