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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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die Vorbereitung des Plans. Li Chan hatte
sich vor seiner Verhaftung einige Zeit in einer kleinen, verlassenen Hütte
unweit der Stadt in einem dichten Wald einquartiert, die ihm für seinen Plan
als sehr geeignet erschien. Sie besorgten sich in einem nahe gelegenen Dorf
ausreichend Lebensmittel und richteten die Hütte für ihre Zwecke her.
    Dann machte Li Chan sich allein auf den Weg, um den ersten
Teil seines Planes zu realisieren.

XIV
Meister Hans
    Hartungmond Anno 1230    
                                                                       
                                                
    Meister Hans trat aus dem Turm und verließ die Stadtmauer
über die überdachte Treppe. Er betrat die regennasse Straße und wandte sich dem
Stadttor zu, denn er wohnte außerhalb der Stadt, wie es für Leute seines
Standes üblich war. Sein Name war eigentlich Melchior Raabe, aber in Wetzlar
nannte man den Scharfrichter wie auch in anderen Städten seit Generationen Meister
Hans .
    Die ihm entgegenkommenden Bürger wechselten die Straßenseite
oder machten einen großen Bogen um ihn. Viele machten dabei das Zeichen gegen
den bösen Blick oder bekreuzigten sich hastig. Niemand wollte riskieren, ihn
unbeabsichtigt zu berühren.
    Das war er gewöhnt, denn die Menschen fürchteten, die bloße
Berührung des Henkers könne sie selbst unrein werden lassen. Dies war auch der
Grund, weshalb er wie auch andere Vertreter unreiner Berufe auffällige Kleidung
tragen musste. In einer nahen Schenke hatte er seinen Stammplatz und seinen
eigenen Krug. Niemand sonst käme auf die Idee, sich auf diesen Platz zu setzten
oder gar aus demselben Krug zu trinken.
    Selbst in der Kirche gab es ein Stück von den anderen
Gemeindemitgliedern entfernt eine eigene Bank für ihn und seine Angehörigen,
nahe an der Kirchentür. Stets betrat er mit seiner Familie als Letzter die
Kirche und verließ sie als Erster, um ungewollte Berührungen mit seinen
Mitbürgern zu vermeiden. 
    Kaum hatte er die muffigen Gassen der Stadt hinter sich
gelassen, als sich seine Laune besserte. Auf dem Weg zu seinem Häuschen atmete
der Henker die frische Luft in vollen Zügen ein. Er hätte nicht mit einem
Stadtbewohner tauschen mögen, der nicht vor die Tür gehen konnte, ohne in den
Unrat seiner Nachbarn zu treten.
    Er freute sich auf seine kleine Familie. Die fünfjährigen
Zwillinge würden ihm entgegenstürmen und ihm die unglaublichsten Geschichten
erzählen, wie sie es jeden Abend machten. Sie hatten kaum Kontakt zu anderen
Kindern und schafften sich manchmal ihre eigenen, imaginären Spielgefährten.
Manchmal waren es Tiere, manchmal Geister oder merkwürdige Gestalten.
    Mal war es ein buckliger Kater, der angeblich mit ihnen
gesprochen hatte, ein anderes Mal wollten sie einem kleinen Mann mit
Schlitzaugen begegnet sein, der sehr nett zu ihnen war.
    Seine Kinder gaben ihm die Kraft, die er brauchte, um seine
unschönen und seelisch belastenden Aufgaben gewissenhaft erfüllen zu können.
Sie vertrieben seine Dämonen und die trüben Gedanken.
    Melchior hatte sich diesen Beruf nicht ausgesucht, bereits
sein Vater und Großvater waren Henker gewesen. Der Beruf des Scharfrichters
galt als unehrbar und unrein wie der des Abdeckers, der Hübschlerinnen und der
Gaukler.
    Die Aufgaben des Scharfrichters waren vielfältig und
beschränkten sich nicht nur auf die peinliche Befragung und die Vollstreckung
von Urteilen. Er beaufsichtigte auch die städtischen Hurenhäuser, war zuständig
für das Einfangen streunender Hunde, das Beseitigen von Tierkadavern und für andere
niedere Arbeiten.
    Sein Einkommen besserte er mit dem Verkauf von Tierhäuten,
Fett und Fleisch auf, außerdem verkaufte er Tinkturen und Salben. Oft steckten
die Verwandten von Verurteilten ihm Münzen zu, damit er ihnen einen schnellen
und möglichst schmerzfreien Tod bescherte. So konnte er jemanden vor dem
Verbrennen auf dem Scheiterhaufen heimlich erwürgen oder beim Erhängen dafür
sorgen, dass sofort das Genick brach, damit der Gehängte sich nicht lange
quälen musste.
    Alles in allem bescherte ihm sein Amt ein gutes Auskommen,
so dass seine Familie nicht hungern musste und er sich ein kleines Haus vor der
Stadtmauer mit einem Garten leisten konnte.
    Der Scharfrichter war so in Gedanken vertieft, dass er die merkwürdige
Figur am Wegrand erst bemerkte, als er nur noch wenige Schritte

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