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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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eine
Wassermühle bei Mömlingen, einige Meilen nordöstlich von Breuberg. Er kannte
die Mühle aus seiner Pagen- und Knappenzeit in Breuberg. Den Müller kannte er
und noch besser seinen Sohn, der vielleicht inzwischen der neue Müller war. Hier
konnten sie zunächst Unterschlupf finden und falls es Lines Zustand erforderte,
sicher auch eine Weile bleiben.
    Im Frühjahr, wenn Line wieder gesund war, wollte er in die
Heimat aufbrechen. Er würde Line das Meer zeigen.

XVI
Der Müller
    Hartungmond Anno 1230    
                                                                                                        
    Es war bereits später Nachmittag, als der Wagen aus dem
dichten Wald heraus auf die Wiese fuhr, durch die sich das kleine Flüsschen
Mömling schlängelte. Wenn man dem Wasserlauf folgte, kam man nach einer knappen
Reitstunde in Breuberg an. Vor langer Zeit war Conrad oft am Ufer entlang bis
zur Mühle geritten, oft in Begleitung eines anderen Knappen Namens Oswald. Mit
dem gleichaltrigen Sohn des Müllers hatten sie sich damals schnell
angefreundet.
    Dort, wo das Flüsschen sich teilte, um sich weiter unten
wieder zu vereinen, tauchte auch endlich das Schilfdach der Wallauer Mühle auf,
dessen Wasserrad von dem Wasserlauf angetrieben wurde.
    Alles war so, wie Conrad es aus längst vergangenen Tagen in
Erinnerung hatte. Nur kamen ihm die Wiese und die Mühle heute irgendwie kleiner
vor als früher.
    Der Müller und seine Frau schauten ihnen neugierig entgegen,
denn sie sahen den Wagen und seine Begleiter schon von weitem über die Wiese
kommen.
    Conrad ritt voraus und erkannte den jungen Mann sofort. „He
Matthes, hast du vielleicht ein warmes Plätzchen für einen ausgehungerten,
armen Ritter?“, rief er ihm zu.
    Der Müller riss die Augen auf. „Das gibt es doch nicht, bist
du es…, äh, ich meine, Seid Ihr es wirklich, Herr?“
    „Ich bin es, aber das ‚Herr ’ kannst du ruhig
weglassen, alter Freund.“
    Conrad sprang vom Pferd und schloss seinen Freund aus
Jugendtagen in die Arme wie seinesgleichen.
    Etwas verlegen, beinahe zaghaft erwiderte der Müller die
Umarmung. „Willkommen“, sagte er nur. Aber es klang so ehrlich, dass es Conrad
warm ums Herz wurde.
    „Kannst du mich, meinen Freund und ein krankes Mädchen ein
oder zwei Nächte beherbergen?“
    „Natürlich“, Matthes lächelte, „Eure Freunde sind auch meine
Freunde. Wir haben genügend Platz, seit der Herr im Himmel meine Eltern zu sich
genommen hat.“
    „Das tut mir leid“, sagte Conrad, „ich mochte deinen Vater,
auch wenn er – naja - manchmal etwas brummig war.“
    Das war weit untertrieben. Conrad erinnerte sich noch gut
daran, wie er beinahe Prügel von dem alten Müller bezogen hätte, als der ihn zusammen
mit Matthes Schwester im Heuschober überrascht hatte. Ihre zaghaften,
unbeholfenen Annäherungsversuche waren ziemlich unschuldig, sie waren nur
neugierige Kinder gewesen. Damals war Conrad noch Page am Hofe Conrads I. Reiz
von Breuberg.
    Matthes Schwester träumte wie alle Mädchen ihres Alters
damals von einem mutigen Ritter, der für sie einen Drachen erlegen und sie
eines Tages freien würde. Conrad wollte dieser Ritter sein. Aber das waren
Kindheitsphantasien. Als Knappe war er noch einige Male hier gewesen, war dem Mädchen
aber fortan lieber fern geblieben.
    „Es ist schon ein paar Jahre her“, sagte Matthes, „sie sind
beide an einem Fieber gestorben, innerhalb weniger Tage. Sie haben nicht lange
gelitten.“
    Dann stellte er seine Frau Eva vor, die schüchtern knickste
und schicklich die Augen senkte. Sie war klein und pummelig, mit einem
herzförmigen Gesicht.
    Inzwischen war der Wagen herangerollt. Als er hielt, schlug
Line die Augen auf und sah sich verständnislos um. Sie schien niemanden zu
erkennen und nicht zu begreifen, was um sie herum geschah.
    „Es ist ein gutes Zeichen, dass sie wach ist. Gebt ihr etwas
Zeit“, sagte der Arzt beruhigend, als er Conrads besorgten Blick bemerkte.
    „Kannst du ein heißes Bad bereiten?“, fragte Conrad seinen
Freund Matthes, der sofort nickte und seine Frau ins Haus schickte, um Wasser
zu erhitzen.
    „Hilf mir mal“, bat Conrad den Müller und hob mit ihm
zusammen das Mädchen vom Wagen. Ihre Augen waren geschlossen und sie rührte
sich nicht.
    Nachdem Conrad dem Bauern eine Münze zugeworfen hatte, zog
dieser grüßend seinen Hut und entfernte sich mit

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