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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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gezogenen Kapuze beobachtete.
    Dann gab er den Totengräbern einen Wink, die ihre Schaufeln
aufnahmen und zur Hinrichtungsstelle gingen.
    Als der Scharfrichter wieder nach links sah, war die kleine
Gestalt verschwunden. Hastig bekreuzigte er sich.
    Die Menschen verliefen sich langsam, die Stadtbüttel wurden
abgezogen und setzten sich in Richtung Stadt in Bewegung.
    Der ehrenwerte Richter Dr. Schwarz war bereits kurz nachdem
er das Urteil verlesen und die Verurteilte dem Henker übergeben hatte gegangen.
    Der Scharfrichter entfernte sich ebenfalls vom Ort des
Geschehens. Eigentlich wäre es seine Aufgabe gewesen, die Beisetzung der Leiche
auf dem Totenacker zu überwachen, da sich keine Verwandten gemeldet hatten, um
Anspruch auf die Leiche zu erheben.
    Aber er wollte so schnell wie möglich nach Hause. Mit bangem
Herzen machte er sich auf den Weg und wurde unterwegs immer schneller.
    Dabei gingen ihm noch einmal die Ereignisse durch den Kopf,
als er vor drei Tagen diesem merkwürdigen kleinen Kerl begegnet war.
    Eine eisige Hand hatte sein Herz umklammert, als er den
Gegenstand erkannte, den die Kreatur unter ihrem Mantel hervor gezogen hatte.
Es war die Stoffpuppe seiner kleinen Tochter gewesen.
    Ohne zu überlegen hatte er sich auf den kleinen Kerl
gestürzt und war so verprügelt worden wie noch nie in seinem Leben.
    Als er schon glaubte, den Kerl überwältigt zu haben und ihn
zu Boden gedrückt hatte, schlug dieser ihm mit beiden Fäusten gegen die
Schläfen, dass ihm Hören und Sehen vergangen war. Er war zur Seite getaumelt
und ehe er wieder zu sich gekommen war, waren schnelle Schläge auf ihn
eingeprasselt, als hätte der verdammte Kerl sechs Arme. Der letzte Schlag war
so hart gewesen, dass er eine Weile keine Luft mehr bekam. Als er sich dann
nach seinem Messer bücken wollte, hatte er etwas aufblitzen sehen und plötzlich
einen brennenden Schmerz im Handrücken verspürt, wo ein metallener Gegenstand
in Form eines Sterns steckte. Als er ihn wütend herausriss, musste er die Zähne
zusammenbeißen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien.
    Der freche Kerl hatte inzwischen wieder im Schneidersitz am
Wegrand Platz genommen und lässig mit einem zweiten Metallstern gespielt, den
er geschickt durch die Finger gleiten ließ.
    „Können will jetzt weitelleden?“, hatte das Männchen ihn
selenruhig mit seiner nervigen Fistelstimme gefragt, „odel willst du noch ein
bisschen helumtollen?“
    Zähne knirschend hatte er den Kopf geschüttelt. Wie sollte
man einen Dämon besiegen?
    „Du haben zwei niedliche Kindel“, hatte der Fremde grinsend
gesagt. Dann war das Lächeln urplötzlich aus seinem Gesicht verschwunden und es
wurde zu einer steinernen Maske.
    „Noch“, hatte er ergänzt und Melchior war ein eiskalter
Schauer über den Rücken gejagt.
    Dann hatte der Dämon ihm klare Anweisungen gegeben, was er
zu tun hatte und Melchior musste jedes Wort wiederholen. Mit einem höflichen
Diener hatte der böse Geist sich schließlich verabschiedet, weil er sofort
zurück zu seinem Herrn müsse, der sich sonst Sorgen machen könnte und womöglich
persönlich auftauchte.
    Dem Scharfrichter standen die Haare zu Berge, denn wer
anderes konnte der Herr eines Dämons sein, wenn nicht der Leibhaftige
persönlich?
    „Denk an deine Kindel“, waren die letzten Worte der unheimlichen
Kreatur, bevor sie zwischen den Bäumen verschwand und mit dem Wald verschmolz,
als wäre sie nie da gewesen.
    Trotz seiner Furcht hatte der Scharfrichter ihm in den Wald
folgen wollen, aber als er zwischen die Bäume trat, war von dem Dämon nichts
mehr zu sehen und zu hören. Melchior war kein besonders gläubiger Mensch,
dennoch hatte er sich bekreuzigt und vorsichtshalber ein Schutzgebet
gesprochen, bevor er sich leicht humpelnd mit schmerzenden Rippen und blutendem
Handrücken auf den Heimweg gemacht hatte, wo ihn schon seine völlig aufgelöste
und verzweifelte Frau erwartete.
    Es waren drei schlimme Tage gewesen, die der Henker und
seine Frau durchgemacht hatten. Jetzt endlich würde der Spuk ein Ende haben.
    Da er alles genauso gemacht hatte, wie der Dämon es von ihm
verlangte, würde nicht der kleinste Verdacht auf ihn fallen. Als endlich sein
Häuschen mit dem kleinen Garten auftauchte, lief Melchior Raabe fast. Hatte der
Teufelsdiener sein Wort gehalten? Völlig abgehetzt erreichte er sein Heim und
verlangsamte seine Schritte. Das letzte Stück ging Melchior mit bangem Herzen.
    Die Kinder waren nicht im Garten, wo sie sich sonst

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